Vorbereitung zur E-Bike-Expedition
N 49°30'264’’ E 011°04'453’’Ort:
Deutschland
Breitengrad N:
49°30’264’’
Längengrad E:
011°04’453’’
„Es muss ein Wunder geschehen, um das alles zu schaffen“, sagte ich vor unserer Mongoleiexpedition, zu der wir 2011 aufgebrochen sind. Und diesmal, vor der vielleicht längsten E-Bike-Expedition die es bisher gab, könnte ich unser kommendes Abenteuer mit den gleichen Worten beginnen. Es ist schon eigenartig, da kann man mit der Vorbereitung zu einer großen Reise noch so zeitig beginnen und trotzdem wird es kurz vor Aufbruch immer knapp. Alleine dass sich Tanja vor wenigen Monaten das Schlüsselbein gebrochen hat war nicht geplant. Mit der richtigen Behandlung und viel Training hat sie es ohne Operation geschafft innerhalb von wenigen Monaten wieder fitt zu werden.
Tanja & Denis Katzer und ihr Hund Ajaci während einer Probefahrt in der Fränkischen Schweiz.
Ich denke es ist für einen Außenstehenden kaum nachvollziehbar was es bedeutet sich für mindestens 1 1/2 Jahre von Deutschland zu verabschieden. Selbst für uns, die wir solch einen Prozess in den letzten 25 Jahren schon oft durchlebt haben, ist es immer wieder verblüffend an was man dabei alles denken muss. Eigentlich ist es genau das Gleiche wie Auswandern. Der Papierkram ist bald unfassbar. Viele der Versicherungen müssen gekündigt und andere, wie zum Beispiel eine Auslandskrankenversicherung, abgeschlossen werden. In unserem Fall ist es aber mit dem Auswandern nicht geschehen da wir ja wieder in unsere Heimat zurückkehren möchten und deswegen unsere Basis halten. Also sind wir auf der einen Seite Auswanderer und auf der anderen Seite Reisende mit einem funktionellen deutschen Haushalt. Der Grund für dieses duale Dasein liegt an unserer Lebensform, die sich seit dem Aufbruch zu unserer Großen Reise, also seit 1991, so entwickelt hat.
Manche unserer Reiseetappen dauern bis zu zwei Jahre. Dann kehren wir wieder zurück, um den Kontakt zu unseren Sponsoren, zu den Medien und vor allem zu unserer Familie nicht zu verlieren. Wenn wir dann die sozialen Beziehungen wieder aufgefrischt, die Finanzierung und vieles weitere Organisatorische geklärt haben, begeben wir uns wieder genau an den Ort, an dem wir zuletzt unser Lebensprojekt unterbrochen hatten und setzen von dort aus unsere Expeditionsreise fort. So soll im Laufe der Jahrzehnte die längste dokumentierte Expedition der Geschichte entstehen.
Nun, die Finanzierung für die E-Bike-Tour steht soweit und obwohl wir fast alles zusammen haben fehlen drei Wochen vor Aufbruch noch die Kameraausrüstung, ein Laptop, und wichtige Komponenten mit denen wir unsere E-Bike-Akkus laden wollen. Es wäre gelogen zu behaupten diesbezüglich gelassen zu sein. „Warum organisierst du deine technische Ausrüstung nicht früher?“, höre ich begründete Stimmen. Der Laptop hatte leider einen Defekt und befindet sich gerade in Reparatur. Die Kameras sind neu auf dem Markt und ein Objektiv wird erst in wenigen Tagen geliefert. Und die fehlenden Komponenten für unsere Solaranlage befinden sich in der Entwicklungsabteilung bei Bosch und warten ebenfalls auf spezielle Teile die ein Zulieferer schon lange versprochen hat. Tja, so geht es mit der Planung. Man steckt nicht immer drin und es kommt meist anders als man denkt. Aber irgendwie werden wir es wieder schaffen.
Die Zugtickets sind auf jeden Fall gebucht. Von Nürnberg nach Augsburg, dann umsteigen in einen Nachtzug nach Berlin. Dort nehmen wir einen Zug der von Frankreich via Berlin und Warschau nach Moskau fährt. In Moskau müssen wir ca. 20 Km zu einem anderen Bahnhof radeln. Dort laden wir unser Hab und Gut in die Transsibirische Eisenbahn. Nachdem wir schon die gesamte Strecke von Deutschland, durch Russland bis in die Mongolei geradelt sind, dürfen wir nun die Strecke bis zum Baikalsee mit der Transsib machen. Ein Traum wird wahr. Noch wissen wir allerdings nicht wie viel Kilogramm Gepäck wir haben und ob wir unsere Räder und Anhänger überhaupt in die Transsib laden dürfen. Dafür gibt es nämlich keine Bestimmungen. Zumindest konnte man uns das vorher nicht sagen. Ein Grund warum wir für die Strecke vier Tickets buchten.
Insgesamt, so schätze ich, werden wir 260 Kilogramm in das Abteil stopfen müssen. Eines der schwersten Gepäckstücke bringt 35 Kg auf die Waage, ist weiß wie Neuschnee, unglaublich haarig und heißt Ajaci. „Bist du verrückt?“, habe ich zu Tanja gesagt als sie meinte wir sollen unseren lieben Hund mitnehmen. Eigentlich sollte er während unserer Abwesenheit bei Freunden wohnen. Doch als sich Ajaci als recht stürmisch erwies wollten wir ihnen das nicht antun. Dann haben sich Bekannte von uns bereiterklärt ihn zu nehmen. Aber auch das hat sich zerschlagen. Als dann unsere letzte Option, eine professionelle Unterkunft, für die 1 1/2 Jahre 6.000 Euro wollte, hat Ajaci Tanja offensichtlich eingeflüstert, dass er mit auf die Reise wolle. „Lass uns konstruktiv darüber nachdenken und morgen entscheiden“, schlug Tanja vor. Nach der Bedenkzeit von 24 Stunden fand ich die Idee unseren Hund mit auf die Reise zu nehmen gar nicht mehr so schlecht. Nun galt es alles zu klären was man benötigt um einen großen kanadischen Schäferhund mit auf eine Radreise zu nehmen. Dabei geht es um die verschiedenen Quarantänebestimmungen der unterschiedlichen Länder, Impfungen, internationalen Impfausweis, Maulkorbpflicht für die Eisenbahn, einen speziellen Hundeanhänger mit großer Zulademöglichkeit, Testfahrten mit Hund und Hänger usw. Doch wohin mit dem Gepäck das Tanja früher im Radanhänger hatte? Floh, ein befreundeter Erfinder von uns, hat sich den Anhänger angesehen und gemeint; „Du musst einen Dachträger für den Hundeanhänger bauen, dann kannst du die Tasche die Tanja vorher immer im Hänger mitgeführt hatte oben drauf schnallen. Die Entscheidung Ajaci mitzunehmen hat unserem Zeitplan gelinde gesagt etwas gestresst aber so wie es jetzt aussieht könnte es funktionieren.
Visum
Tag für Tag kommen wir unserem Aufbruch näher allerdings fehlt uns noch das Visum für China. Weil wir mindestens 6 Monate durch das Land des Drachens reisen möchten, benötigen wir ein besonderes Visum. Im Normalfall bekommt ein Reisender nur vier Wochen. Dabei ist er verpflichtet für jeden Tag eine Hotelbuchung vorzuweisen. Das wäre für uns das Ende vor dem Anfang. Am 28.06.15 bin ich von der Chinesischen Botschaft zu einem Gespräch eingeladen. Ich weiß nicht was die Damen und Herren von mir wollen aber eines ist sicher, von diesem Gespräch hängt es ab ob wir nach China reisen dürfen oder nicht. Schon irre wenn man bedenkt, dass wir seit ca. zwei Jahren diese Tour planen und so ein Stempel im Pass darüber entscheidet ob wir unseren Traum verwirklichen dürfen oder nicht. Wieder zeigt sich, dass ein freies Langzeitreisen immer schwieriger wird weil die Politik sich gegenseitig mit Auflagen blockieren. Aber auch das gehört zur Planung und vor allem der Spannung einer solchen Tour. Tanja und ich sind auf jeden Fall sehr neugierig wie es weitergeht…
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