Viertes Resümee – Komplexe Vorbereitungen für die Überwinterung
N 49°01'801'' E 104°03'566''Tag: 435
Sonnenaufgang:
07:03
Sonnenuntergang:
18:43
Gesamtkilometer:
2522
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Temperatur – Tag (Maximum):
0 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
minus 4 °C
Temperatur – Nacht:
minus 3 °C
Breitengrad:
49°01’801“
Längengrad:
104°03’566“
Maximale Höhe:
1422 m über dem Meer
In der von Staub geplagten Ortschaft bezogen wir eine Jurte die Saraa und ihr Mann Gonchig für uns aufstellten. Wir besuchten bald täglich den Markt und kauften den kompletten Hausstand, den man benötigt, um in einer Jurte einen extremen Winter zu überleben. Da es nur chinesische Schrottware zu erstehen gab, eine Herausforderung. Vor allem eine brauchbare Motorsäge zu bekommen, die nicht schon nach dem ersten zerteilten Baumstamm zusammenbrach, stellte mich vor eine schwierige Aufgabe. Die Komplexität und diffizile Vorbereitung forderte außergewöhnliches Durchhaltevermögen und Nerven aus Stahlseilen. „Ihr müsst euch um Feuerholz kümmern. Wenn es in der Taiga zu schneien beginnt ist es unmöglich an das Holz heranzukommen“, warnte uns Saraa und schlug vor mit ihrem Cousin zu sprechen der in Tsagaan Nuur lebte. Der Fünfundachtzigjährige versprach uns zwei Lastwagenladungen Feuerholz zu organisieren aber nur wenn wir vorher Geld überwiesen. Wir transferierten 80.000 Tugrik und waren erleichtert somit ein weiteres Problem gelöst zu haben.
Um es den Pferdedieben zu erschweren versahen wir unsere Pferde mit einem Brandzeichen. Ein weiterer wichtiger Punkt der Vorbereitung war beim zweiten Bürgermeister von Mörön um eine Audienz zu bitten. Nach einem längeren, fruchtenden Gespräch sagte er: „Ich werde ihnen mit all meiner Kraft den Rücken stärken. Morgen wird ihnen meine Sekretärin ein offizielles Schreiben verfassen. Damit weiß jeder, dass die Regierung von Khuvgul mit ihnen zusammenarbeitet. Sie besitzen dadurch auch eine gewisse Sicherheit. Sollten sie irgendwelche Probleme bekommen wenden sie sich bitte an mich.“ Somit besaß unsere riskante Unternehmung ein stabiles Fundament welches für uns in den kommenden Monaten von unschätzbarem Wert sein konnte. Ehe wir uns versahen hatte die Sekretärin des einflussreichen Politikers für uns einen Auftritt im lokalen Fernsehen arrangiert. 30 Minuten erzählten wir über unsere große Reise und der bevorstehenden Überwinterung.
Als wir dann von den Wölfen erfuhren, die in der Taiga unsere Pferde reißen würden, erreichten wir einen kritischen Punkt. Bilgee erklärte sich sofort bereit die Pferde wieder nach Erdenet zurück zu reiten. Wir waren erleichtert, zumindest solange bis wir erfuhren, dass er für die Überwinterung der Tiere eine Summe von 5,7 Millionen Tugrik forderte. Ein Betrag für den man 14 bis 16 Pferde hätte kaufen können. Mit Saraa gemeinsam suchten wir nach Lösungen. Die entscheidende Idee kam von Gonchig der im Rang eines Leutnants als Aufseher im Gefängnis von Mörön arbeitete. Er berichtete von der eventuellen Möglichkeit unsere Tiere in die Pferdeherde des Militärs zu integrieren und ihnen somit eine gute Überlebenschance zu sichern. Da die Gefängnisse in diesem Land dem Militär unterstehen erhielten wir durch ihn den Kontakt zum Direktor der Haftanstalt. „Sie bringen unsere Pferde heile durch den Winter und im Gegenzug finanzieren wir ihnen neue Fenster für das heruntergekommene Gefängnisgebäude“, bot ich an worauf Major Batjargal begeistert zusagte. Glücklich durch eine soziale Aktion unsere Reittiere vor den Wölfen zu schützen unterschrieben wir einen Vertrag und hatten somit eine weitere Hürde genommen.
Bilgee jedoch änderte seine Meinung und wollte aus heiterem Himmel nun doch nicht mehr die Pferde von Tsagaan Nuur nach Mörön zurückbringen. Wahrscheinlich war er enttäuscht den Job nicht bekommen zu haben. Aus Frust betrank er sich und viel für 24 Stunden in ein Delirium. Obzwar wir das Überleben der Pferde gesichert hatten stand nun die große Frage im Raum wie sie vom Norden wieder nach Mörön gelangen sollten? Wir waren am Verzweifeln bis Saraa und Gonchig auf die Idee kamen einen Verwandten von ihnen zu fragen ob er gegen Bezahlung die Aufgabe übernehmen wollte. Tulgaa war einverstanden, weshalb uns ein Stein vom Herzen fiel.
Nach bald drei Wochen hatten wir unsere Jurteneinrichtung komplettiert. Jetzt stellte sich die Frage wie wir die 700 Kilogramm schwere Ausrüstung und Nahrung über die 400 Kilometer lange Lehm und Schotterpiste nach Tsagaan Nuur bekommen sollten? Wir verhandelten erfolglos mit verschiedenen Fahrern bis Saraa wieder einsprang und uns versprach das gesamte Material zu einem fairen Preis in einen der abgelegensten Ortschaften unserer Erde transportieren zu lassen.
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