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Moldawien/Kloster Marta si Maria

Transnistrien

N 46°43'59.9'' E 029°27'37.1''

Gleich nach dem Frühstück fahren wir nach Transnistrien. Obwohl wir dieser Republik den Rückengekehrt hatten dürfen wir ihr heute einen Kurzbesuch abstatten. Vater Andrew möchte uns das Mutterkloster zeigen welches nur wenige Kilometer hinter der Grenze ist. Ein Kloster in dem er als Lehrer gearbeitet hatte bevor er Marta si Maria ins Leben rief. Vater Andrew trägt seine Priesterrobe. Davor haben die Grenzer Respekt”, erklärt er gütig lächelnd. Obwohl wir in Begleitung von Vater Andrew und Schwester Domnina sind fühle ich mich nicht wohl. Als wir am Schlagbaum anhalten kann ich jedoch keinen der Beamten erkennen. Klar, die arbeiten hier auch im Schichtbetrieb. Ohne die geringsten Schwierigkeiten überschreiten wir die Grenze und düsen mit dem VW-Bus in Richtung des Klosters New Neamts bei dem Dorf Kitzcany. Dort werden wir von dem Mönch-Priester namens Zotic empfangen der uns die gesamte Anlage erklärt. Domnina muss fleißig übersetzen. Wir erfahren, dass der Oberpriester und Bischof von Edinet und Breni namens Dorimendont Cecan, ein Freund von Vater Andrew, erst vor einem halben Jahr bei einem mysteriösen Verkehrsunfall umgekommen ist. “Es war ein großer Schock für uns. Wir haben tagelang geweint. Er war der gütigste und freundlichste Mensch den man kennen lernen durfte”, hören wir. Später erfahren wir, dass der Bischof viele Freunde hatte. Nur die Regierung in Moskau, Transnistriens und Moldawiens machten ihm das Leben schwer. Ständig musste er Probleme lösen. Meist politischer Art. Er war ein starker Mann. Beugte sich nie. Und trat immer für das Recht der Menschen ein. Er war gegen Korruption, hatte viele persönliche Treffen mit dem Präsidenten und war für die Regierungen sehr unbequem. In meinen Recherchen finde ich sogar heraus, dass die Zeitungen hohe Regierungsmitglieder für seinen Tod verantwortlich machten. Ich lese, dass sogar Kirchenführer von der Regierung unterwandert und korrumpiert wurden. Ein Netzwerk der Verstrickungen um Macht und Geld von der leider auch die Kirche immer wieder seit 2000 Jahren betroffen ist. Jetzt nachdem der Bischof tot ist und man einen starken Feind weniger hatte, verließen von den 300, Mönchen die hier noch vor Kurzen wohnten, 270 das Kloster. “Auch Mönche brauchen Sicherheit und Geborgenheit. Das hat der Bischof ihnen gegeben”, erklärt man uns.

Tatsächlich macht die große Anlage mit ihren vielen beeindruckenden Kirchen schon jetzt einen heruntergekommenen Eindruck. Der Mönch zeigt uns das Museum mit den wertvollen Ikonen und den jahrhunderte alten Büchern, von den die wertvollsten während der kommunistischen Ära gestohlen wurden. Als wir die Gruft aufsuchen in denen die heiligen Männer begraben werden sind viele der Grabstätten leer. “Sie wurden während der Kommunistischen Ära geplündert. Hier war mal ein Krankenhaus. Das Kloster wurde damals geschlossen. Unser Bischof hat es wieder aufgebaut”, erklärt uns der Priester. Dann schlägt er einen Mantel auf der in einen der Kammern liegt. Ein Toten-Schädel mit seinem kompletten Skelett kommt zum Vorschein. “Wer war denn das?”, fragen wir. “Beim renovieren des Klosters haben wir ihn unter dem Gehweg gefunden. Heilige Mönche hatten nicht selten den Wunsch an einem unscheinbaren Ort ohne Grabstein und Gruft beerdigt zu werden. Da er an einem der Plätze lag, an dem meist nur solche Mönche ihre letzte Ruhe finden, gehen wir davon aus, dass er ein sehr einflussreicher und heiliger Mönchs-Priester war. Seine Knochen werden gerade wissenschaftlich untersucht.” “Wie kann man den feststellen wann ein Priester oder Mönch heilig ist?”, interessiert es mich. “Nun, er muss schon zu Lebzeit ein makelloses Leben geführt haben. Vielleicht hat er auch nachweisbare Wunder verbracht. Ein weiterer Grund für seine Heiligsprechung liegt auch daran ob nach seinem Tod an seinem Grab Wunder geschehen sind. Und das letzte Motiv kann sein, das aus seinem Skelett heiliges Öl tropft. Es kommt aber auch vor, dass seine Knochen gut riechen, was oftmals an der fleischlosen Ernährung lag. Wir haben auch verschiedene nachweisbare Fälle von Heiligen die nach ihrem Tod nicht zerfallen und das obwohl sie nicht mumifiziert wurden. Oder das ihre Körper zum Beispiel warm bleiben.” “Wie warm bleiben?”, frage ich überrascht. “Na ja. Man kann 37 Grad Körpertemperatur messen.” “Selbst nach ihrem Tod?” “Ja, selbst nachdem sie verstorben sind. In Kiew gibt es einen heiligen z. B. Es kommen die verschiedensten unerklärlichen Wunder vor. Auf jeden Fall sind solche klare Identifikationen für Heilige”, erklärt er uns.

Beeindruckt verlassen wir wieder das Kloster und fahren nach Moldawien zurück. Obwohl Transnistrien mehr Geld als Moldawien haben soll ist davon absolut nichts zu bemerken. Ganz im Gegenteil herrscht hier eine tristere Stimmung. Die Gebäude sind ohne Ausnahme genauso heruntergekommen wie auf der anderen Seite der Grenze. Alle Schilder und Beschriftungen sind in Kyrillisch. Transnistrien hat eine eigene Währung. Eine Art Rubel der auch von keinem Land der Welt anerkannt wird. An einem Schlagbaum vor der Grenze steht ein bewaffneter Soldat. Die Schranke geht hoch und wir dürfen weiterfahren. Die Straßen sehen auch so aus als hätte sie ein Pflug bearbeitet. Hier in Transnistrien befindet sich nahezu die gesamte ehemalige Industrie Moldawiens. Ein Jammer, dass die Menschen nicht mal in solch einem kleinen Land zusammenhalten können. Diese Trennung kostet zweifelsohne viel Geld. Geld für eine extra Grenze, für extra Grenzbeamte, für Soldaten, die Währung, einer anderen Beschriftung, anderes Schulsystem, extra Polizei und bezahlter Politiker usw. Wir wundern uns und sind auch diesmal wieder froh dieser Republik erneut den Rücken zu kehren.

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