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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Testfahrt und von der Kuh attackiert

N 20°39’14.6’’ E 105°04’01.5’’
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    Datum:
    06.09.2016 bis 13.09.2016

    Tag: 438- 445

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Hòa Bình

    Ort:
    Mai Chau

    Breitengrad N:
    20°39’14.6’’

    Längengrad E:
    105°04’01.5’’

    Tageskilometer:
    70 km

    Gesamtkilometer:
    18.416 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Schotter

    Maximale Höhe:
    180 m

    Gesamthöhenmeter:
    54.661 m

    Sonnenaufgang:
    05:51 Uhr 05:54 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:44 Uhr 17:38 Uhr

    Temperatur Tag max:
    35°C

    Temperatur Tag min:
    24°C

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Vier Wochen nach meinem Stunteinsatz an dem verfluchten Bambusbrücklein wage ich mich zum ersten Mal wieder aufs Rad. Ich möchte dabei testen ob es möglich ist meinen Oberkörper am Lenker abzustützen. Es ist wichtig ihn nicht nur zu halten, sondern im Bedarfsfall ruckartige Bewegungen durchzuführen und Stöße abfangen zu können. Die ersten Meter sind ungewohnt. „Wie läuft’s?“, ruft Tanja, die mir mit ihrem Bike folgt. „Habe mich schon mal sicherer gefühlt. Glaube nicht, dass ich in naher Zukunft in der Lage bin das Rad mit schwerem Gepäck über eine Schotter- oder Geröllpiste zu steuern.“ „Mach dir keinen Stress. Wir bleiben so lange bis du wieder fit bist“, beruhigt mich Tanja.

Am nächsten Tag fühle ich mich schon etwas sicherer und am übernächsten kupple ich Ajacis Anhänger ans Bike. Hoch konzentriert steure ich meinen Bock über die schmalen Pfade zwischen den Reisfeldern. Die Erschütterungen des teils schlechten Untergrunds hämmern mir in die Schulter, trotzdem bringe ich die ersten Kilometer mit Anhänger hinter mich. An einem mächtigen Bambuswald, der seine Spitzen mindestens 20 Meter in den Himmel streckt, legen wir eine Pause ein. „Super!“, freue ich mich über den Erfolg und reiße meine Arme begeistert in die Höhe. Ajaci scheint sich darüber ebenfalls zu freuen und springt neben mir in die Luft. „Ahhh!“, entfährt mir ein Laut des Schmerzes. „Was denn?“, fragt Tanja erschrocken. „Den linken Arm in die Luft zu strecken ist keine gute Idee“, antworte ich kleinlaut mir meine Schulter reibend. „Das wird schon. In wenigen Wochen kannst du auch das wieder“, baut mich Tanja auf.

Wir setzen unsere Fahrt durch den Bambushain fort. Mit meinem Genesungserfolg einigermaßen zufrieden steure ich mein Rad über die Schotter- und Lehmpiste. Ich hänge meinen Gedanken hinterher als mir plötzlich Tanjas Warnruf in die Glieder fährt. „Denis! Pass auf! Eine Kuh…!“ „Eine Kuh?“, frage ich mich und höre das wilde Gestampfe von schweren Hufen und ein lautes Schnauben, welches eher aus den Nüstern eines Stieres zu kommen scheint als von einer harmlosen Kuh. Im Rückspiegel erkenne ich mit Entsetzen wie uns eine offensichtlich verrückte Kuh auf ihre Hörner nehmen möchte. Flucht, signalisiert mein Gehirn. Wie vom Blitz getroffen stampfe ich in die Pedale. Dank des Turbomodus ist die Beschleunigung trotz Ajacis Anhänger raketenmäßig. „Wow! Wow! Wow!“, bellt Ajaci, dem Hornvieh entgegen. „Zeig ihr wo der Hammer hängt Denis“, übersetze ich sein Hundisch. Die Kuh ist stur wie ein Bock und klebt dicht hinter uns. Sie ist kurz davor uns vom Weg zu rammen. Jedoch bringt uns meine massive Beschleunigung schnell aus dem Gefahrenbereich und der doofen Kuh geht zum Glück die Luft aus. „Der haben wir’s gezeigt“, verstehe ich Ajacis Gebell, der schwanzwedelnd in seinem Wohnwagen steht und der außer Atem geratenen Kuh einer seiner Pfoten entgegenstreckt. „Puh, das war knapp“, sagt Tanja als sie neben mir hält. „Absolut“, antworte ich heftig schnaufend. „Diese Kühe sind offensichtlich wegen ihren kleinen Kälbern so aggressiv und wollen Ajaci vertreiben“, überlege ich. „Komisch obwohl er im Hänger saß?“, wundert sich Tanja. „Die haben sichtlich was gegen Hunde und das Rind muss ihn gerochen haben. Das muss der Grund für diesen Angriff gewesen sein.“ „Nur gut, dass du so geistesgegenwärtig reagiert hast.“ „Hm, klar. Die einzige Möglichkeit lag darin Fersengeld zu geben.“ „Wie geht es deiner Schulter?“ „Gut, echt gut. War ein kleiner unfreiwilliger Test.“

Wir stellen unsere Räder ab, um mit Ajaci sein Lieblingsspiel ‚Fang den Ball’ zu spielen. Ajaci muss dabei neben mir sitzen und warten bis ich seinen roten Ball wegbolze. Kaum hole ich mit dem Fuß aus, rast er schon los, um das runde Ding zu jagen. Wir sind gerade mitten im Spiel als uns das verrückte Hornvieh erneut angreift. „Hau ab und lass uns in Ruhe!“, brülle ich sie an. Ajaci ist die Attacke scheißegal und stürmt seinem Ball hinterher. Bei der Verfolgungsjagd geht der Kuh wieder die Puste aus. „Wir sollten es für heute gut sein lassen“, meine ich, um nicht doch noch einen Kuhkonflikt mit bösem Ausgang zu provozieren. „Ajaci, in die Box!“, rufe ich, worauf er in seine Lieblingswohnwagen springt und sich laut hechelnd setzt.

Weiter geht unsere Tour durch die Dörfer mit ihren schönen Stelzenhäusern der Reisbauern. Vor einigen Hütten stehen Webstühle mit denen die Frauen sich ein wenig Geld neben dem Reisanbau verdienen. Bis zu vier Monate arbeiten sie an einem der wunderschönen bunten seidenen Tücher, welches sie dann für 200.000 Dong (8,- €) an die Touristen verkaufen. Ihr Stundenlohn beträgt dabei nur wenige Cent. Unglaublich wie der Unterschied zwischen arm und reich auf dieser Welt auseinanderklafft.

Bei unserer Testfahrt begegnen wir immer wieder Kühe die Ajaci an den Kragen wollen. Sie schützen ihren Nachwuchs und sehen in unserem Vierbeiner eine Bedrohung. Eigenartig, da es in dieser Gegend viele Hunde gibt auf die die Rinder keine Reaktion zeigen. Ob es an Ajacis Größe liegt? Vielleicht an seinem fremdartigen Geruch? Wir wissen es nicht. Er hingegen stört sich daran überhaupt nicht, nimmt die Angriffe seiner behornten Tierkollegen nicht so ernst. Ganz im Gegenteil sucht er den Kontakt zu den Kälbern, die manchmal sogar kleiner sind als er selbst. Neugierig beschnüffeln sie sich gegenseitig wobei die Kälber genauso interessiert sind wie Ajaci. In der Dämmerung des heißschwülen Tages radeln wir an den Frauen vorbei die in ihren Feldern Unkraut jäten oder ihren Wasserbüffel von der Feldarbeit nach Hause treiben. Manche von ihnen kennen uns und winken uns freundlich zu. „Xin chào!“, (Hallo) rufen wir und heben grüßend unsere Hand…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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