Tanjas Geburtstag in der Great Sandy Desert
Tag: 76 Etappe Zwei
Sonnenaufgang:
05:57
Sonnenuntergang:
17:36
Temperatur - Tag (Maximum):
30 Grad
Tanjas-Geburtstags-Camp — 30.08.2001
Erst um 7 Uhr schlage ich meine Augen auf. Der gestrige Tag sitzt mit noch in den Knochen. Versonnen blicke ich durch das Moskitonetz unseres Zeltes in einen blauen Himmel und warte darauf das Tanja aufwacht. Ich lausche ihren gleichmäßigen Atem und betrachte sie als sie plötzlich die Augen aufschlägt und mich anlächelt. „Alles gute zum Geburtstag mein Schatz. Ich wünsche dir das Glück auf dieser Erde. Ich wünsche dir eine endlose Gesundheit die dich uralt werden lässt. Ich wünsche dir das erreichen all deiner Ziele, viele Abenteuer mit mir und die Zufriedenheit die zur inneren Freiheit führt und viel, viel mehr,“ flüstere ich ihr ins Ohr und umarme sie. „Ich wünsche mir von dir, dass du mit mir die Kamele hütest,“ sagt sie lächelnd. „Gerne,“ antworte ich und wir verlassen unser Zelt. Nach einer heißen Tasse Kakao binden wir gemeinsam unsere Jungs von den Büschen und sehen ihnen beim Fressen zu. Gleich hinter unserem Lager befindet sich eine farbenfrohe Märchenwiese die mit gelben Blumen bewachsen ist. Wir setzen uns in das Blütenmeer und genießen den Augenblick im Herzen eines uralten Landes aufgenommen zu sein. Eine rotbraune Sanddüne begrenzt die Sicht zum Horizont an dem sich immer noch dunkle Rauchwolken türmen. Bevor wir die Tiere zum Lager zurückführen besteige ich die Düne, um das Land besser überblicken zu können. Das Buschfeuer muss allerdings weit weg sein, denn außer Rauch ist nichts zu entdecken.
Im Schatten der Büsche sitzen wir später und trinken einen Kakao nach dem anderen. Wir essen Kekse und alles was Tanja für ihren Ehrentag aufgehoben hat. Wir erfreuen uns des Ausruhens und strecken alle Viere von uns. Es ist der erste Tag seit zwei ein halb Monaten an dem ich nichts arbeite und ich fühle mich wie im Paradies. Ein paar Wolken verirren sich in dem ewigen Blau des Himmels. Ich sehe ihnen nach bis sie von der Trockenheit dort oben regelrecht aufgefressen werden und völlig verschwinden. Immer mehr Wolken kommen auf die sich alle nach einander mit dem hellen Blau vereinen und aus unserem Blickfeld verschwinden. Ich sehe auf der Anzeige meiner Uhr einen drastisch Sturz des Barometers. Am späten Nachmittag ist eine ganze Wolkenfront herangerückt die den Kampf gegen das gefräßige Blau zu gewinnen scheint und sogar die Sonne für wenige Momente verdunkelt. Obwohl ich mir heute Urlaub verschrieben habe mache ich mich dann im Schatten der Wolken über die Sättel her, um ihre Polsterung weich zu klopfen und einige Verschnürungen nachzuknoten.
Als die Sonne sich dann wieder für heute verabschiedet und wir gemeinsam unsere Kamele gehütet haben beginnt Tanja unseren kleinen Tisch mit ein paar Servietten zu dekorieren. Ich entdecke Oliven, eine Schale mit Reischips und ein paar Stückchen Käse. Das sieht ja fantastisch aus,“ jubiliere ich und nehme mir von allem etwas. Jo und Tom haben uns für diesen Tag ins Max-Camp zwei Liter Rotwein mitgebracht. Er ist in einem Karton verpackt und thront im Zentrum des Tisches. Tanja schenkt mir meinen Becher voll und es bedarf nur wenige Schlucke bis uns der rote Traubensaft zu Kopf steigt. Es ist ein wunderschöner, unvergesslicher Abend an dem wir uns früh in unsere Schlafburg verziehen.