Richten unsere mobile Satellitenübertragung ein
N 47°55'513'' E 106°55'559''Tag: 4-6
Sonnenaufgang:
05:23 Uhr/05:25 Uhr
Sonnenuntergang:
20:34 Uhr/20:31 Uhr
Temperatur – Tag (Maximum):
30 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
25 °C
Temperatur – Nacht:
21 °C
Breitengrad:
47°55’513“
Längengrad:
106°55’559“
Maximale Höhe:
1315 m über dem Meer
Um während der Behördenrennerei und Besorgungsgängen die Fitness nicht zu verlieren machen wir jeden Morgen Yoga. Obwohl ich wegen meiner Dauermüdigkeit mich kaum dazu überwinden kann, halte ich diese Fitnessübungen für enorm wichtig, denn die kommende Expedition wird von uns absolut alles an psychischer und physischer Kraft abverlangen. Noch wissen wir nicht wann wir unser Arbeitsvisum bekommen. Heute, am Freitag, wird diesbezüglich nichts mehr geschehen. Wir warten auf das wichtige Dokument von Saara. Dann können wir frühestens am Montag einen weiteren Versuch unternehmen die offizielle Arbeitsgenehmigung zu bekommen. Parallel dazu arbeiten wir daran unsere gesamte Technik zu prüfen und unter mongolischen Bedingungen zu testen wie zum Beispiel: Laptops für die Expedition einzurichten. Das heißt Bild- und Textordner erstellen, Kameras kontrollieren, Bildkomprimierung für die Webseite und facebook testen, das erste Update über das Sattelitentelefon schicken, den FTP-Server, in den ich die komprimierten Bilder stelle, noch mal genau ansehen, die vielen unterschiedlichen Ladegeräte für die unterschiedlichen Akkus checken, alle Akkus damit laden, studieren des neuen GPS System, welches wir am Tag vor der Abreise noch von Dieter Höpfner und Tom Biermann vom Därr in München bekommen haben, Anleitungen lesen und noch vieles, vieles mehr.
„Mann, Mann, Mann, was für ein immenser Aufwand es ist so eine Liveberichterstattung zum funktionieren zu bringen“, jammere ich ein wenig. „Ist ein Teil von deinem Lebensweg“, meint Tanja. „Klar, ist es, bereitet ja auch Freude. Nur nach den anstrengenden Monaten in Deutschland hätte ich mich jetzt schon Mal gerne ein zwei Wochen ausgeruht. Leider ist das unmöglich. Der August ist der letzte warme Monat in der Mongolei. Also müssen wir uns sputen. Als erstes benötigen wir unsere Aufenthaltsgenehmigung, ohne geht gar nichts. Dann müssen wir unsere Basis von Ulan Bator in die 400 Km entfernte Provinzstadt Erdenet verlegen, um dort Pferde und einen Pferdewagen zu kaufen. Wegen der umfangreichen Ausrüstung brauchen wir einen Kleinbus oder so etwas Ähnliches. Mal sehen woher wir diesen bekommen. Dann müssen wir den Pferdewagen, soweit wir ein gutes Gestell finden, für unsere Bedürfnisse umbauen. Hoffe wir finden jemanden der schweißen kann. Dann brauchen wir zwei zuverlässige Begleiter und sechs gute Pferde. Zwei trainierte Zugpferde für den Wagen, zwei Pferde für uns und zwei für unsere Begleiter und das zu einem akzeptablen Preis. Leider können wir uns wegen des oftmals frühen Wintereinbruchs in der Mongolei keine Zeit für all die Arbeiten lassen. Wir sind gezwungen uns zu beeilen“, sag ich als es an der Tür klingelt. Es ist Ulzii der vorbeigekommen ist um Genaueres über die geplante Tour zu erfahren.
Ist Ulzii für die Expedition geeignet?
„Setzt dich doch, biete ich ihm einen Platz am Tisch an, worauf er sich etwas verschüchtert auf einen Stuhl niederlässt. „Magst du einen Tee?“, fragt Tanja. „Gerne“, sagt er und nickt. Recht schleppend kommen wir ins Gespräch. „Hast du Reitstiefel, einen Schlafsack, warme Kleidung, einen Sattel, Zaumzeug usw.?“, frag ich. „Nein, habe ich nicht“, antwortet er. „Wir werden dir ein Pferd kaufen aber das Zaumzeug und einen Sattel musst du dir selbst besorgen. Du hast bestimmt Verwandte oder einen Freund wo du dir das ausleihen kannst?“, fragen wir. „Ulzii sieht uns recht unsicher an. „Wir können dich nicht komplett ausrüsten Ulzii. Einen Teil musst du selber mitbringen. „Ich habe einen Deel aber Schuhe habe ich nicht“, meint er. „Du hast noch ein paar Tage Zeit um dir das Notwendige zu besorgen. Wirst du das schaffen?“, möchte ich wissen, worauf er erneut unsicher nickt. Dann sprechen wir über sein Gehalt. Das Durchschnittsgehalt in der Mongolei liegt zurzeit bei ca. 150,- US$ im Monat. Da wir einen zufriedenen Begleiter haben möchten bieten wir ihm 200,- US$ im Monat an. „Wir zahlen Dir nach der ersten Woche 50,- US$. Den Rest bekommst du wenn wir unser Ziel erreichen. Solltest du zwischendurch mal Geld benötigen, sag uns Bescheid. „Ist das in Ordnung für dich?“, frage ich. Ulzii gibt keine Antwort sondern nickt wieder leicht mit seinem Kopf. Es dauert eine Weile, dann sagt er: „Kann ich 60 US$ die Woche haben?“ „Ulzii, du erhältst mehr als der Durchschnitt, dazu kaufen wir ein Pferd für dich und du bekommst das ganze Essen während der Expedition. Wir denken, dass ist ein gutes Angebot“, erklärt Tanja. Ulzii überlegt noch einen Augenblick, nickt dann aber recht zufrieden. Bevor er wieder geht zeige ich ihm die grobe Route auf der Karte. Wir werden einen kürzeren Weg einschlagen, um rechtzeitig vor dem Winter das Lager der Zataan zu erreichen“, erkläre ich. Eine deiner wichtigsten Aufgaben wird es unter anderem sein auf die Pferde aufzupassen. Wir müssen alles daran setzten sie nicht durch Diebstahl zu verlieren. Am besten wir legen Wachschichten ein. Jeder von uns muss zwei Stunden Wache halten. Natürlich roulierend. Das heißt, die erste Wache ist von 10:00 Uhr nachts bis 12:00 Uhr nachts, die Zweite von 12:00 Uhr bis 2:00 Uhr früh, die dritte von 2:00 Uhr bis 4:00 Uhr und die Vierte Wache ist von 4:00 Uhr bis 6:00 Uhr. Wir brauchen also noch einen vierten Mann. Kennst du jemanden der uns gerne begleitet?“, frage ich. „No“, antwortet er. „Vielleicht finden wir einen geeigneten Mann in Erdenet. Wir müssen Saraa fragen. Die hat immer sehr gute Ideen und scheint ein richtiges Organisationstalent zu sein“, grüble ich laut. Gegen Spätnachmittag verabschieden wir uns wieder von unserem zukünftigen Begleiter. „Ich werde wegen der fehlenden Ausrüstung meine Eltern fragen“, sagt Ulzii lächelnd. „Tu das“, antworte ich und schüttle seine Hand.
Da Ulzii kein Pferdemann ist und sich mit den Tieren kaum auskennt, er sein Leben in der Stadt verbringt und somit kaum noch etwas mit einem Nomaden zutun hat, ist es für uns fraglich ob er der richtige Begleiter ist. Tanja und ich sind uns zu diesem Zeitpunkt nicht sicher ob er für uns eine Be- oder Entlastung bedeutet. „Das wird die Zukunft zeigen“, meine ich. Nun, er macht einen recht netten Eindruck und Wodka scheint er auch nicht zu trinken“, zählt Tanja ein paar positive Punkte auf. „Ja, und wer weiß, vielleicht entwickelt er sich zu einem richtigen Pferdemann“, hoffe ich.
Zahnärzte ohne Grenzen
Am Abend machen wir uns auf um Tuul zu treffen. Tuul ist Chirurgin und arbeitet für die Nonprofit-Organisation Zahnärzte ohne Grenzen. Ein in unserem Heimatort Schwaig arbeitender Zahnarzt scheint uns zu kennen und hat den Vorstand von Zahnärzte ohne Grenzen und Ehemann von Tuul über uns informiert. Er hat uns eine Email geschrieben und darum gebeten mit Tuul Kontakt aufzunehmen. Da wir das Projekt als sehr interessant und für unterstützenswert halten hat Tanja umgehend mit Tuul einen Termin ausgemacht.
Wir sitzen nun in einem Restaurant am Sükhbataar-Platz und unterhalten uns angeregt über die Organisation. „Jedes Jahr schicken wir mehr Ärzte in die Mongolei und andere Länder wie zum Beispiel nach Nepal, Sri Lanka, Indien, Rumänien, Mongolei, Sambia, Namibia und jetzt auch nach Ruanda und die Philippinen. Dieses Jahr werden alleine 60 Zahnärzte aus europäischen Ländern hier in der Mongolei kostenfrei arbeiten. Wir bringen sie in die entlegensten Regionen des Landes. Bald auch zum Volk der Zataan“, erklärt sie. „Zu den Zataan?“, sind wir überrascht. „Ja, warum?“, fragt ihr. „Die Zataan sind unser Expeditionsziel. Mit ihnen möchten wir den Winter verbringen“, erkläre ich. „Na da habt ihr euch etwas vorgenommen. Ist die kälteste Region der Mongolei. Abgesehen davon findet dort bald ein Schamanentreffen statt. Unsere Zahnärzte sind genau zu diesem Zeitpunkt vor Ort. Vielleicht habt ihr ja Lust euch das anzusehen? Wenn ihr wollt kann ich das für euch arrangieren. Das würde sich sogar gut treffen da ihr gleich sehen könnt wie unsere Ärzte unter einfachsten Bedingungen die Menschen behandeln“, bietet sie an. „Oh, das klingt fantastisch“, freut sich Tanja. „Wäre wirklich klasse aber wir können doch nicht unsere gesamte Ausrüstung alleine lassen und einfach mal in den Norden fahren“, wende ich ein. „Für eure Ausrüstung finde ich einen sicheren Platz. Ihr müsstet nur jemanden für die Pferde finden“, sagt Tuul. „Tja, keine Ahnung wo wir die Pferde während der Zeit sicher unterstellen. So wie es aussieht sind genau diese sehr gefährdet“, entgegne ich. „Ja, das stimmt Pferde werden gerne gestohlen“, gibt mir Tuul Recht. „Wir sollten sie einfach anmalen“, schlage ich vor. „Dann kann man sie nicht einfach verstecken“. „Hm, wird euch nichts bringen. „Die Pferde werden im Regelfall sofort zu einem Restaurant gebracht wo sie augenblicklich geschlachtet werden. Die Farbe wird sie also nicht schützen“, warnt uns Tuul. „Geschlachtet?“, fragen wir entsetzt. „Ja, sie werden für wenig Geld verkauft. Hauptsache der Dieb bekommt ein etwas Geld“, hören wir beunruhigt. „Wir müssen erstmal sehen wie wir unsere gesamte Ausrüstung nach Erdenet schaffen. Dann müssen wir eruieren woher wir Pferde bekommen und wie wir diese unterstellen können. Nicht zu vergessen ist der Bau des Pferdewagens. Abgesehen davon dürfen wir nicht mehr all zu viel Zeit verlieren, ansonsten erwischt uns der Winter. Trotzdem würde auch ich sehr gerne das Schamanentreffen bei den Zataan miterleben“, schließe ich meine Überlegungen. Im Laufe des Abends durchdenken wir noch verschiedene Varianten und kommen zu dem Schluss uns diesbezüglich zu einem späteren Zeitpunkt noch mal zu treffen.
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