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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Plötzlicher Wintereinbruch am Steinfjord

N 69°27’24.4’’ E 017°20’50.7’’
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    Datum:
    26.10.2020

    Tag: 085

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Senja Steinfjord

    Gesamtkilometer:
    7456 km

    Sonnenaufgang:
    07:43 Uhr

    Sonnenuntergang:
    15:25 Uhr

    Temperatur Tag max:

    Temperatur Nacht min:
    -5°

     

 

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Am Morgen ist der Schnee von den Bergspitzen zu uns ins Tal gewandert. Der Strand ist weiß. Angeschwemmter Seetang sprenkelt interessante schwarze Muster in den Schnee. Das winterliche Ufer schmiegt sich wie ein weißes Band an das salzige Wasser des ergrauten Nordmeeres. Vereinzelnde zarte Wolken spiegeln sich auf seiner glatten Oberfläche. Wurde gestern das Landschaftsbild von den Farben gelb und grün dominiert, sind sie heute weiß und grau. Nur der Himmel hat sein Blau behalten. Allein da, wo ein paar zarten Sonnenstrahlen hinfallen, leuchten die uns umringenden Felswände in einem freundlichen Licht. Wenden wir unseren Blick nach Norden ans Ende der Bucht, da wo sich die See mit der Unendlichkeit zu vereinen scheint, bemerken wir eine dunkle Wolkenfront. Kein Windhauch ist zu spüren. Als befänden wir uns kurz vor einem Sturm, liegt etwas Bedrohliches in der Luft. Tanja geht mit Ajaci spazieren. Sie genießt die fremdartige Stimmung, sammelt Muscheln, deren gelbe Rücken sich durch den Schnee drücken und macht ein paar Yogaübungen. „Welch ein wunderschönes Bild“, denke ich sie vor der atemberaubenden Kulisse im – Vrksasana (Baum-Stellung) auf dem verzuckerten weißen Strand beobachtend. Ajaci scheint den Wintereinbruch zu genießen und frisst indes Schnee, als wäre er die leckerste Eiscreme. Plötzlich, als wollte eine übergeordnete Macht die Welt verschlucken, verschwinden die Bergflanken und die gesamte Bucht in einer heraufziehenden Nebelwand. Gebannt schaue ich auf die über das Wasser herannahende wabernde Wand. In den sich unaufhörlich verändernden Formen und Schatten glaube ich ein altes Kriegsschiff der Wikinger zu erkennen. Verrückt, was einem die Fantasie alles vorgaukelt. „Puh ist das kalt“, sagt Tanja, unser mobiles Haus betretend. „Ja, es ist wirklich kalt geworden. So wie es aussieht, eilt der nordische Winter jetzt mit großen Schritten heran. Ich finde es faszinierend beobachten zu dürfen, wie sich das Landschaftsbild innerhalb von wenigen Augenblicken verändern kann“, sage ich. „Absolut faszinierend. Auch wenn ich die Wärme des Südens mehr liebe, bin ich froh, solch extreme Wetterwechsel erleben zu dürfen“, gibt mir Tanja recht. „Gut, dass wir gestern noch unseren Radausflug gemacht haben. Heute wäre das unmöglich. Ich habe das Gefühl, dass die Radsaison jetzt ein für alle Mal beendet ist“, führe ich unsere Unterhaltung fort. „Ich hoffe nicht, dass wir hier einschneien. Fynja, die alte Dame, die dort am Ende der Bucht lebt, hat mich vor dem Winter gewarnt. Angeblich werden die Straßen dann gesperrt und nicht mehr geräumt.“ „Ich bezweifle, dass die norwegische Regierung die hierlebenden Menschen verhungern lässt. Auch wenn die Einheimischen Lebensmittelvorräte besitzen, müssen sie gewiss ab und an einkaufen gehen. Alleine dafür werden sie von Zeit zu Zeit die Gebirgsstraßen räumen.“ „Vielleicht, aber trotzdem sollten wir nicht allzu lange hier verweilen. Uns gehen bereits jetzt die Lebensmittel aus“, warnt Tanja. „Wir müssen morgen mal zum Einkaufen nach Skaland fahren“, überlege ich. „Du meinst das kleine Örtchen auf der anderen Seite des Tunnels?“ „Ja.“ „Aber dort wird es sehr teuer sein. Ich würde lieber in die Stadt Finnsnes gehen. Da gibt es ein Einkaufszentrum und alles ist viel, viel günstiger. Zumindest hat mir das Fynia erzählt.“ „Nach Finnsnes sind es hin und zurück 120 km und nach Skaland 8 km. Wenn ich an die jetzt winterlichen Straßenverhältnisse denke, wird das Einkaufen in Finnsnes einen ganzen Tag benötigen. Noch dazu kommen die teuren Spritpreise. Ich glaube, das rechnet sich nicht.“ „Wahrscheinlich, also lass uns morgen durch den Tunnel nach Skaland gehen. Wir brauchen frisches Obst, Gemüse, Kartoffeln usw.“ „Gebongt“, sage ich und freue mich nach jetzt neun Tagen am Steinfjord auf unseren kurzen Einkaufstrip auf der anderen Seite des Gebirgszuges.

Nachdem die Nacht über unsere Bucht hereingebrochen ist, haben sich die dichten Nebelschwaden schlagartig verzogen. Wir sitzen am Panoramafenster unserer Terra Love und schauen in die Schwärze der Nacht, solange, bis sie wie bald jeden Abend von glühenden Nordlichtern erhellt wird…

 

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