Novosibirsk
N 54°58'12.1'' E 082°51'17.0''Tag: 111
Sonnenaufgang:
06:50 Uhr
Sonnenuntergang:
20:01 Uhr
Gesamtkilometer:
10365.87 Km
Temperatur – Tag (Maximum):
15 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
11 °C
Temperatur – Nacht:
8 °C
Breitengrad:
54°58’12.1“
Längengrad:
082°51’17.0“
Da wir höchstwahrscheinlich nur einmal in unserem Leben in Novosibirsk sind haben wir uns entschieden heute die Stadt und den Bahnhof anzusehen. Mit dem Bus 1065 kreuzen wir durch das Verkehrsgewirr der Großstadt. Auch sie ist die Ausgeburt an Hässlichkeit. Kein Wunder, denn die Metropole am Ufer des Ob hat sich seit dem 2. Weltkrieg, als man viele Industriebetriebe aus den Kriegsgebieten im europäischen Teil der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) hierher verlegt hat, zum Hauptindustriezentrum im Süden Sibiriens entwickelt. Bergbauausrüstungen, Turbinen, Textilien, chemische Erzeugnisse und Maschinen jeglicher Art sind nur ein Teil der Produkte. Die Schlöte rauchen und spucken ihre Abgase über die hier lebende Menschen. Verrostet Zäune, Stacheldraht und Schranken halten nicht Autorisierte draußen. Für die Bevölkerungsschicht, die es sich leisten kann, gibt es Opern- und Ballettensembles und Privilegierte dürfen in der bereits 1959 gegründeten Universität studieren, um danach vielleicht im wissenschaftlichen Forschungszentrum Arbeit zu finden.
Nachdem wir an unzähligen Plattenbauten vorbei gefahren sind erreichen wir den Bahnhof und das Zentrum. Ein unschöner heruntergekommener Bau, der die Form einer überdimensionalgroßen Streichholzschachtel besitzt, überragt den Platz vor dem Bahnhof. Es ist ein zwanzigstöckiges Hotel. Wir schreiten über die weitläufige Fläche vor dem ansehnlich aussehenden Bahnhofsgebäude der ehemaligen, 1893 gegründeten Haltestelle der berühmten Transsibirischen Eisenbahn. Heute empfängt uns ein sehr moderner Bahnhof mit elektronischen Anzeigetafeln. Exotisch klingende Namen wie Moskau, Omsk, Krasnojarsk, Irkutsk und Wladiwostok, leuchten in knallroter Schrift und vermitteln Fernweh. Hundert von Menschen warten in einer überdimensional großen, angenehm beheizten Wartehalle auf ihre Züge. Wir schlendern vorbei an vielen Abbildungen der Haltestellen und betrachten uns wie sie vor 100 Jahren ausgesehen haben. Wildnis, ein paar Holzhütten, schwer arbeitende Menschen und uralte Dampfloks zeugen von einem entbehrungsreich Leben in dem die frühen Siedler Sibiriens oft nicht alt geworden sind.
Draußen am Bahnsteig zieht der schwere Geruch von Kohlenfeuern über die Gleise. In machen der Waggons wird anscheinend noch mit Kohle geheizt. Menschen stehen am Bahndamm und weinen, andere Winken einem gerade abfahrenden Zug hinterher. Auch wenn wir im Augenblick mit den Rädern Mütterchen Russland erkunden, beschleicht mich wieder der Wunsch einmal in meinem Leben dieses Land aus der Sicht eines angenehm beheizten Waggongs zu betrachten und somit das Wladiwostok am Japanischen Meer zu erreichen.