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Licht am Ende des Tunnels?

Was für eine Zeit? Sie war hart. Lehrreich. Schmerzhaft. Traurig. Erfolgreich. Anstrengend. Von Angst bestimmt. Höhen und Tiefen. Lachen und Weinen. Es war eine Achterbahn der Gefühle. Leben pur. Mensch sein. Und als Gipfelsturm hat uns der Tod daran erinnert, dass wir den Augenblick genießen sollen, hat uns daran erinnert was es bedeutet ganz unten zu sein, daran erinnert welch tiefe Bedeutung Freundschaft hat und wie wichtig es ist die uns nahe stehenden Menschen zu Lebzeit zu achten, zu schätzen, zu lieben und mit ihnen viel Zeit unseres Lebens zu verbringen.

Was für eine Zeit? Lebenszeit. Welche Qualität? Von Arbeit bestimmt. An der Grenze. Nur nicht stolpern und den Abhang hinunterstürzen. Hinaufklettern und weitermachen. Durchhalten! Willen zeigen. Ziele zu verfolgen. An sich selbst glauben. So waren die letzten Monate geprägt. Man muss nicht in die Ferne reisen, um tiefgehende Erfahrungen zu sammeln. Das geht überall, an jedem Ort. Ob in Deutschland oder in der Wüste. Das Leben prägt und formt uns, egal wo wir sind. Viele Gedanken strömen durch mein Gehirn. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Weiß nicht wie ich die Beschreibung unseres Lebens fortsetzen soll. War doch der Zwischenaufenthalt in Deutschland wie eine Expedition, eine Exkursion oder Lehrpfad der besonderen Klasse. Zu mindest für mich, für meine Psyche, für mein an Herausforderungen gewöhntes Gehirn, war die Expedition namens Zwischenstopp in unserer Heimat eine Aufgabe die ich in dieser Form niemals erwartet hatte. Um alles im Detail zu erklären müsste ich ein Buch füllen. Es wäre wahrscheinlich nicht einmal spannend. Aber wer will das beurteilen? Jedes Leben ist spannend. Ist es nicht die Betrachtungsweise? Der Blinkwinkel und das persönlich Interesse, die Bücher, Texte und Beschreibungen interessant und lesenswert erscheinen lassen?

“Ich küsse Deutschen Boden”, sagte Tanja als wir vor ca. 6 Monaten Rumänien hinter uns ließen. Als wir nach unseren ersten 3000 Radkilometern von Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Serbien bis nach Rumänien vor der aus dem Osten aufkommenden Kälte flohen. Als wir angeschlagen von den Anstrengungen aber auch Glücklich über unseren ersten Erfolg im Zug von Bukarest nach Deutschland saßen. Angst hatten wir von Banden die in manchen Nächten auf den Zug aufspringen, um die Fahrgäste auszurauben. Zumindest hatte man uns das erzählt. Wir wollten wieder Heim. Obwohl wir für unsere Verhältnisse nicht sehr lange unterwegs waren. Wir freuten uns darüber wieder heiß duschen zu können und nicht in heruntergekommenen Truckerunterkünften mit grölenden und angetrunkenen Lastwagenfahrern die Nächte verbringen zu müssen. Trotzdem war es eine wunderschöne, ungewöhnliche Reise die uns die Oberfläche ihres in ihr liegende Potential zeigte. Die uns hungrig gemacht hat auf mehr. Auf weitere Begegnungen mit für uns fremden Völkern, einem Kulturkreis den wir bisher nicht kannten. Glücklich zogen wir wieder in unser Haus ein das unmittelbar neben dem Wald liegt. Wir genossen den ungeheuren Luxus der westlichen Welt, erlaubten uns zwei Wochen Urlaub, um uns von den Strapazen zu erholen und Kraft zu schöpfen für die Arbeit die vor uns lag. Dann kam der erste Schlag. Wir verloren drei wichtige Sponsoren aus Gründen die wir nicht nachvollziehen konnten oder verstanden. In meinem vom Angstschleier umnebelten Hirn wusste ich nicht wie wir die Situation bewältigen sollten. Wie diese Sponsoren auf die Schnelle ersetzen? “Das ist unmöglich”, äußerte ich mich und plötzlich beschlich mich der aufkommende Geist der Existenzangst.

Das erste Mal in meinem Leben genoss ich die Erfahrung durch Reiki. Eine Freundin, die auch Reikimeisterin ist, bot mir an zu helfen. Obwohl ich nicht so recht daran glaubte, nahm ich ihr Angebot an. Schon nach der ersten Behandlung ging es mir besser. Ich schöpfte Kraft und Zuversicht. Noch etwas wackelig auf den Beinen stürzte ich mich in die Arbeit als urplötzlich der Tod in unser Leben trat. Einer unserer besten Freunde erlag den Folgen eines schlimmen Verkehrsunfalls. Der Kummer war und ist groß. Auch weil er zwei kleine Kinder und seine liebe Frau zurückließ. Kummer und Schmerz schlugen auf unsere Gemüter. Die Grenze der Belastbarkeit war erreicht. Ich begann mich zu fragen wie wir jemals wieder auf eine Expeditionsreise gehen sollten? Wie sollte es weitergehen? War die Fortsetzung der TRANSOSTEXPEDITION gefährdet? War unser Lebensprojekt “Die große Reise” gefährdet? Überrascht wie schnell sich das Leben gegen uns richtete begann mich nagender Zweifel zu quälen. Ich sprach mit keinem darüber außer mit meiner lieben Frau Tanja. Sie richtete mich wieder auf.

Dann geschah das Unmögliche, oder soll ich es ein Wunder nennen? Die Firmen, die ihre Zusammenarbeit mit uns beendeten, zogen ihre Kündigungen zurück. Plötzlich standen wir viel besser als vorher da, denn ich nutzte die vergangene Zeit, um neue Sponsoren, Ausrüster und Partner für unser Lebensprojekt zu gewinnen und war glücklicherweise sehr erfolgreich. Ein Stein fiel uns vom Herzen.

Ich organisierte mit Tanja unsere TRANSOSTEXPEDITION – Teil 2 als wäre nichts gewesen. Allerdings plagte mich die Ungewissheit was uns in Rumänien erwartet? Ob wir unsere Räder plus Ausrüstung unbehelligt durch die Länder bringen? Ob uns die Diebe und Zigeuner in Ruhe lassen? Wir hatten von Unruhen in Moldawien gehört und wissen nicht wo genau sie sich befinden. Uns ist nicht klar welche Grenzübergänge offen sind. Welcher Route wir am besten folgen? Was uns in der Ukraine und Russland erwartet? Wie weit wir kommen? Ob die Technik für die Übertragung in unsere Webseite reibungslos funktioniert? Wann uns die russische Kälte stoppen wird? Wie wir wieder zurückkommen? Und ob wir unsere Räder überhaupt wieder in den Zug nach Rumänien laden dürfen? Fragen über Fragen die sich zu einer widersinnigen, unüberwindbaren Wand türmten. Wir motivierten uns, versuchten nicht an all die Aufgaben und Herausforderungen zu denken, sondern daran was das Reisen ausmacht. Wir sprachen von wunderbaren Sonnenauf- und Untergängen. Von gastfreundlichen Menschen, von fremdartigen Speisen und neuen Gerüchen, von anders klingenden Sprachen, wunderschöne Landschaften, der prickelnden Spannung vor dem Unbekannten, den Abenteuern die es zu lösen gilt und dem erhabenen Gefühl einfach unterwegs zu sein.

Die Vorfreude erwachte zum ersten Mal aus ihrem gedämpften Schlaf. Unruhe war in unserem Haus spürbar. Familie, Freunde und Nachbarn spürten es ebenfalls. Wann brecht ihr auf?“, fragten sie immer öfter. “Bald”, antworteten wir und spürten das Gewicht und die Ernsthaftigkeit unserer Antwort.

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