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Vorbereitung der RED EARTH EXPEDITION

Lebensgefährlicher Tiertransport / Verladen der Kamele

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Coolgardie — 04.12.1999

Heute ist es wieder soweit, die knapp 700 Kilometer zur Kamelfarm zu fahren um Sebastian und Hardy von Tom abzuholen. Wir leihen uns einen Anhänger von Inspektor Gadget und machen uns auf die, für uns vertraute Strecke. Schon lange habe ich keinen Anhänger mehr gezogen und ich muss mich erst an das neue Fahrgefühl gewöhnen. Wir sind froh nach einer Stunde den hektischen Berufsverkehr hinter uns zu lassen, als wir auf den Great Eastern Highway einbiegen, der uns direkt nach Kalgoorlie bringt. Wir verbringen die Nacht bei Toni dem Goldsucher und seinem Vater Trennt. Wir werden dort mit einem wunderbaren thailändischen Essen und sehr gutem Wein bewirtet. Wir unterhalten uns über die Geschehnisse auf der Farm und erfahren, das Diana für einige Tage im Krankenhaus lag, weil sie auf der Farm wirr singend im Kreis herumgelaufen ist, bis Tom den Notdienst rief. Man konnte der armen Frau Gott sei Dank helfen und hat sie nach einigen Tagen der Überwachung wieder entlassen.

Gleich bei Sonnenaufgang verlassen wir die beiden freundlichen Menschen, um so früh wie möglich bei Tom sein zu können. Wir wollen den langen Rückweg bei Nacht fahren, denn wir können uns vorstellen wie anstrengend der Trip für Mensch und Tier sein wird. Leider verzögert sich das Verladen von Sebastian und Hardy um zwei Stunden, weil sie von einem Inspektor erst auf Transporttauglichkeit untersucht werden müssen. Die Behörden hier in Westaustralien haben Angst, dass sich in dem Fell der Tiere Samen verschiedener Unkräuter befinden könnten, die sich dann in Küstennähe verbreiten. Der nette Beamte gibt uns nach einer umfangreichen Inspektion von Sebastians und Hardies Fell die wichtige Transportgenehmigung.

Tom ist wie immer sehr schlecht gelaunt und das Verladen der Tiere entwickelt sich zu einem gefährlichen Unterfangen. Er flucht wie ein Offizier im Einsatz über die angeblich falschen Seile die uns Inspektor Gadget mitgegeben hat, um die Tiere verschnüren zu können und weigert sich zwei seiner eigenen Seile zu Verfügung zu stellen. Während der gefährlichen Arbeit mit den Tieren entwickelt sich ein hässlicher Streit und Sebastian sträubt sich vehement auf den Anhänger zu gehen. Tom und ich arbeiten mindestens eine Stunde bis die beiden Kamele auf dem Anhänger sitzen und wo er sie dann wie Pakete verschnürt. Zur Erklärung muss ich erwähnen, dass Kamele aus Sicherheitsgründen und zu ihrer eigenen Bequemlichkeit nicht im Stehen, sondern im Sitzen transportiert werden. “Wo ist mein Geld!” fordert Tom gereizt die restlichen 1000 Dollar die ich ihm gerade bezahlen will. Als ich ihm dann noch vorschlage die Benzinkosten für den Transport in Höhe von 150$ mit mir zu teilen sieht er regelrecht rot. Gott sei Dank ist Tanja zur Stelle und hält mich zurück dem Mann sämtliche Knochen zu brechen. Wir zahlen ihm natürlich die 1000,- Dollar und verlassen einen der ungastfreundlichsten und schlimmsten Orte meiner 17 jährigen Reisezeit.

LEBENSGEFÄHRLICHER TIERTRANSPORT / DER RÜCKWEG

Bevor wir uns auf den langen Rückweg begeben suchen eine Tankstelle auf. Wir trinken Kaffee, essen ein Eis und als sich unsere Nerven wieder etwas beruhigt haben, fahren wir los. Nur wenige Kilometer später versuchen Sebastian und Hardy unaufhörlich aufzustehen. Durch diese Auf- und Abbewegung beginnt der Anhänger kräftig zu schleudern und ich kann durch ein langsames Abbremsen gerade noch eine Katastrophe verhindern. Sofort lenke ich unseren Holden an den Straßenrand und verschnaufe erstmals bevor ich in der Lage bin zu sprechen. “Da haben wir ja Glück gehabt,” sagt Tanja, worauf ich nur nicke. Sicherheitshalber steigen wir aus, um die Verschnürung der beiden Tiere zu überprüfen. “Sieh dir das an!” Rufe ich entsetzt. Ich muss feststellen, dass sich Toms Knoten bereits gelöst haben. Bei einem weiteren Aufstehversuch von Sebastian wäre der Knoten, der das Seil um seinen Ober und Unterschenkel zusammenhält, aufgegangen. Tanja und ich sehen uns an, wissend das in diesem Fall der Anhänger einfach umgekippt wäre. Kreidebleich vor Schreck bleibt mir nichts anderes übrig als in den Anhänger zu klettern, um die Beine unserer Kamele neu zu verschnüren. “Pass bloß auf dich auf!”, warnt mich Tanja ängstlich. Ihr ist bewusst, dass die nervösen, gestressten Tiere mich mit einer einzigen Bewegung zu Mus quetschen können. Während sie von außen Sebastian am Halfter festhält, klettere ich in den Hänger. “Ruhig, ganz ruhig,” rede ich auf den über mir schnaubenden und schwitzenden Sebastian ein und hoffe, dass sich meine Angespanntheit nicht auf ihn überträgt. Als ich seine Füße berühre, zuckt er zusammen, doch kann ich es managen sie wieder anständig zu verknoten. Unversehrt verlasse ich wieder den Anhänger und wir setzen unsere Fahrt fort. Zum Ärgernis der riesigen Roadtrains schleichen wir zwischenzeitlich nur noch mit 60 oder 70 Stundenkilometer dahin. Immer wieder werden wir von ihnen überholt und oft fahren sie so knapp an uns vorbei, dass Sebastian und Hardy furchtbar erschrecken und krampfhaft versuchen aufzustehen. Nach einer weiteren Stunde bin ich mit den Nerven am Ende und Tanja übernimmt das Steuer. Sie macht ihre Sache sehr gut und ich erlaube mir ein wenig die Augen zu schließen. Ich döse gerade vor mich hin, als der Highway sich in eine weitere Spur öffnet. Tanja wirft einen Blick in die Rückspiegel, setzt den Blinker und zieht von der rechten Spur, die jetzt die Überholspur ist, langsam nach links. Urplötzlich sehe ich genau neben meinem Seitenfenster einen riesigen Reifen der mit lautem Getöse und extremer Geschwindigkeit an uns vorbeiwalzt. Ich habe nicht einmal die Gelegenheit einen Angstruf auszustoßen als schon die nächsten Reifen vorbeirasen. Tanja reagiert extrem gut und zieht den Holden mit Hänger wieder langsam nach rechts und als wir bemerken, dass der Roadtrain versucht uns von der Straße zu drängen und trotz Tanjas Ausweichversuch noch immer näher kommt, weicht sie auf die, Gott sei Dank, leere Gegenfahrbahn aus. Nur um Zentimeter verfehlt der zweite Anhänger des Roadtrains unsere Kühlerhaube, um dann langsam aus unserem Sichtbereich zu verschwinden. “Der wollte uns absichtlich von der Straße drängen,” sage ich nach einigen Schrecksekunden. “Ohne Zweifel,” antwortet Tanja und fährt weiter dem Sonnenuntergang entgegen.

Erst um 21.30 Uhr erreichen wir die Kamelfarm bei Perth und sind heilfroh diesen Alptraum überlebt zu haben. Inspektor Gadget und seine Frau helfen uns Sebastian und Hardy vom Anhänger zu bringen und sie in ihr neues Gehege zu führen.

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