Leben in der chinesischen Stadt Erenhot
N 43°39’23.7’’ E 111°58’07.2’’Datum:
16.09.2015 bis 01.10.2015
Tag: 80 -95
Land:
China
Ort:
Erenhot
Breitengrad N:
43°39’23.7’’
Längengrad E:
111°58’07.2’’
Gesamtkilometer:
9.378 km
Maximale Höhe:
980 m
Gesamthöhenmeter:
4.345 m
Sonnenaufgang:
07:10 Uhr bis 07:27 Uhr
Sonnenuntergang:
19:44 Uhr bis 19:16 Uhr
Temperatur Tag max:
14 bis 27 C°
Platte Reifen gesamt:
7
Platte Vorderreifen:
2
Platte Hinterreifen:
4
Platte Anhängerreifen:
1
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Gleich am Morgen schreibe ich eine Email an Riese und Müller und beschreibe unsere Erfahrungen mit den Reifen. Offensichtlich haben wir für dieses Terrain, vor allem wenn es um die gefährlichen Dreizack-Dornen geht, die falschen Reifen montiert. „Wir kümmern uns sofort darum“, verspricht uns der Marketingleiter Tobias. Ab diesen Zeitpunkt fliegen die Emails von China nach Deutschland und zurück. In der Tat stellt es sich als eine bald unlösbare Aufgabe heraus neue Reifen und Mäntel innerhalb der kommenden zehn Tage nach Erenhot zu schicken. Zum Glück hat uns Spring angeboten in dieser Sache zu helfen. Sie gab uns ihre Telefonnummer und die eines Freundes in Erenhot. Beide sind nun Ansprechpartner zwischen Deutschland, dem Zoll in Peking und uns. „Wir schaffen das. Mach dir keine Sorgen“, ist Tobias zuversichtlich.
Für alle die einmal mit dem Fahrzeug durch China reisen möchten und dabei fantastisch betreut werden wollen, ist Spring sehr zu empfehlen.
Anbei ihre Email und Telefonnummer:
Self-driving Travelling Service
Mrs. Spring
Email: desert_roses@sina.comTel: +86 135 7981 0241)
In den kommenden zwei Wochen schlägt das Wetter Kapriolen. An manchen Tagen ist es wunderschön und angenehm warm und an anderen Tagen ist es regnerisch, unangenehm kalt und stürmisch. Bei solchen Wetterbedingungen packen wir unsere kurzärmlichen Hemden weg und ziehen lange Unterhosen an. Ich blicke aus dem Fenster auf das vorbeiwirbelnde Laub und denke an die vor uns liegende Strecke durch Nordwestchina, in dem die Temperaturen im Winter zwischen minus 20 und 30 °C liegen. Sobald wir die Reifen und die Deichsel haben müssen wir in die Pedale treten, geht es mir durch den Kopf.
Von morgens bis abends sitze ich jeden Tag in meinem Campstuhl und schreibe über unsere umfangreichen Erlebnisse von Ulan Bator bis zur chinesischen Grenzstadt Erenhot. Noch vor dem Frühstück geht Tanja mit Ajaci in einen nahen wunderschön gestalteten Stadtpark spazieren. Dort gibt es ein Basketballfeld in dem Ajaci, zur großen Freude einiger Chinesen, seinem roten Ball nachjagen darf bis er erschöpft ist. Danach kauft Tanja in einem Supermarkt unser Frühstück. Es gibt frisch gebackene, süße und herzhafte, sehr schmackhafte Teigwaren, frisches Obst und Tee oder Kaffee. Mit vollem Bauch vertiefe ich mich dann wieder ins Schreiben und erlebe somit unsere Reise ein zweites Mal. Tanja ist mit dem Übersetzen einiger Texte ins Englische, den Facebook-Updates, dem Schreiben für das Hundemagazin City Dog und dem Schreiben von Ajacis Tagebuch, ebenfall ausgelastet.
Abends suchen wir eines der vielen kleinen Restaurants auf, die gerade in diesem Viertel unweit von unserem Hotel zu finden sind. „Wollen sie Innereien von der Ente, vom Schaf, Ziege oder einen ganzen Ziegenkopf?“, bietet man uns an. „Nein dank“, lehnen wir freundlich ab. Obwohl einige der Restaurants ihre Gerichte in Farbbildern an der Wand präsentieren oder auch in der Speisekarte zu jeder Mahlzeit ein Foto abgedruckt ist, serviert man uns nicht selten Gerichte die mit den vielversprechenden Bildern nichts zu tun haben. „Was ist das denn?“, frage ich Tanja entsetzt auf die Hühnerbeine mit ungestutzten Krallen blickend die in einem großen Pott mit brauner Soße vor sich hinköcheln. „Hi, hi, hi. Bin froh etwas Vegetarisches bestellt zu haben.“ „Oh man, schau dir das an“, sage ich auf den kompletten Hühnerkopf mit Kamm deutend, der beim Umrühren an die Oberfläche geschwappt ist und mich mit seinen ausgekochten Augen anglotzt. Wegen den anderen Gästen im Restaurant halte ich meine Abscheu zurück und fische das was essbar aussieht aus dem Topf. „Und schmeckt’s?“, fragt Tanja grinsend. „Kannst ja mal probieren.“ „Nö,nö, lass mal. Aber du darfst gerne bei mir mitessen.“ „Also ich kann nicht verstehen, dass der Koch mir so etwas serviert. Er hatte doch ausdrücklich gesagt dass in dem Gericht nur Hühnerschenkel drin sind“, beschwere ich mich. „Hat er, allerdings auf Chinesisch.“ „Und du glaubt das habe ich falsch verstanden?“ „Sieht so aus.“ „Die sehen uns nie mehr. Am Ende serviert mir der freundliche Küchenchef noch Schlangenleber die er mir als Rinderlende unterjubelt.“
Jede Nacht drehe ich mit Ajaci die letzte Runde. Auch wenn sich hinter unserem Hotel ein unbeleuchteter unheimlich wirkender Bauhof befindet, in dem alte Lastwägen, Bauschutt und sonstiger Schrott herumliegen, fühle ich mich in keiner Weise unsicher. Es gibt keine bösen, wilden Hunde, die uns ans Hosenbein beziehungsweise Fell wollen und keine Betrunkenen oder sonstige zwielichtige Gestalten. Hier kann man zu jeder Stunde, zumindest ist das mein Eindruck, ungefährdet herumspazieren…
Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH www.roda-computer.com Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.