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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Laufen wir in unser Verderben?

N 22°49’42.3’’ E 130°01’30.4’’
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    Tag: 153-155 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    05:57

    Sonnenuntergang:
    19:12

    Luftlinie:
    18,3

    Tageskilometer:
    26

    Temperatur - Tag (Maximum):
    40 Grad

    Breitengrad:
    22°49’42.3’’

    Längengrad:
    130°01’30.4’’

Sackgassen-Camp — 15.11.2001 – 17.11.2001

Auch diese Nacht haben sich die Wolken von uns fern gehalten und nicht das Land in ihrem Wasser untergehen lassen. Wir verlassen schon früh den Dünenrücken und setzen unsere Reise fort. Plötzlich schreiten wir wieder durch verbranntes Land und wenig später wissen wir auch warum. Wir überqueren einen schmalen Weg der eventuell die Verbindung nach Nirrippi ist. Wie ich schon beschrieben habe nutze die Aborigines heute die Wege zur Jagd, um links und rechts davon das Land niederzubrennen, damit sie die Echsen fangen können. Wir lassen die zwei Meter breite Sandpiste hinter uns und folgen der Kompassnadel nach Nordosten. Eine Stunde später überqueren wir eine hohe Düne von der wir auf ein riesig, großes verbranntes Tal blicken können. Es wird auf der Nordseite von der Bergflanke begrenzt die wir schon seit Tagen gesehen haben. Ihr rotes Gestein leuchtet in der Sonnen als würde es glühen. Totes Buschwerk und Baumstümpfe ragen wie spitze Messer aus dem ebenfalls roten Sand. „Sieht aus wie ein Trockental in Afrika. Es fehlen bloß die Zebras,“ meine ich nach unten deutend. Unten angekommen zeigt uns die Sonne wer hier das Sagen hat. Das Thermometer klettert auf 40 Grad im Schatten. Der Boden ist feucht und dampfig. Auf der anderen Seite der Senke zieht sich graues abgestorbenes Spinifex der Düne entlang und warnt uns vor sumpfigen, morastigen Untergrund. Hoch aufmerksam führe ich die Karawane im sicheren Abstand an dem Gras entlang und folge dem bedrohlich wirkendem Rand des Sumpfes in Richtung Osten. Plötzlich versinkt Hardie bis zu den Knien. Auch Max sinkt ein und blökt wie ein verwundetes Schaf. Blitzschnell vergrößere ich den Abstand zum toten Spinfex bis wir einen Kilometer weiter einen Durchgang nach Norden finden. Obwohl wir hier noch nicht die in der Karte angezeigten Lehmplatten erreicht haben sind diese Flächen die ersten Warnungen. Ich kann nur beten und hoffen mit der Abkürzung keinen Fehler gemacht zu haben. Als ich dann Sebastian wieder die Dünen hinunterführe drehe ich mich wie immer um 180 Grad und sehe ihm ins Gesicht. Rückwärts gehend achte ich auf jeden seiner und meiner Schritte. Nicht selten stolpert Sebastian in eines der vielen Bangaralöcher und sollte er dabei fallen möchte ich genügend Zeit haben um in Sicherheit zu springen. Wieder geht es eine steile Düne nach unten worauf ich auf ihn beruhigend einspreche: „Das machst du gut mein Junge. Ja, so ist es gut. Jetzt etwas zur Seite. Schön langsam, lass deine Mates nachkommen.“ Ööööääähhh! Ööööääähhh! Ööööääähhh, antwortet er mir. Ich Halte ihn so kurz wie nur möglich am Führungsseil und Nasenleine, um die geringste Unsicherheit seiner Bewegung zu spüren die sich auf diese Art direkt auf meine Hand überträgt. Im Tal angekommen drehe ich mich wieder in Laufrichtung und ziehe ihn hinter mir her. Es ist ein beinharter Tag an dem wir im Zickzack um die Büsche und Spinifexbüschel laufen. Auf einer der letzten hohen Dünen vor dem tückischen Flachland suche ich mit dem Fernglas den Horizont nach einer Sanddüne ab auf der wir unser Rastcamp aufschlagen können. Ich erkenne vielleicht 800 Meter von hier den letzten flachen Dünenrücken der sich eventuell für ein Camp eignet. Der Untergrund des von Mulgabüschen bewachsenen Tales dampft vor Feuchtigkeit. Die Kamele versinken etwa fünf bis 10 Zentimeter auf den weichen Boden. Blumen blühen und junges Gras erfrischt unsere Augen mit seinem saftigen Grün. Nach 20 Minuten erreichen wir die Düne auf der es allerdings keinen einzigen Baum gibt der uns Schatten spenden könnte. Wir schreiten ihren Rücken in die falsche Richtung nach Westen ab, kehren dann wieder um und entscheiden uns dann die Tiere oben auf dem vielleicht nur zwei bis drei Meter schmalen Grad zu entladen. Nach sieben Stunden Querfeldeinlauf haben wir 18 Kilometer Luftlinie zurückgelegt und sind wieder einmal fix und fertig. Neben der Dünen auf ihrer auslaufenden Flanke befindet sich ein Eukalyptusbaum der uns den nötigen Schatten für den morgigen Tag spenden wird. Leider müssen wir unsere Küchenboxen und alles andere was wir benötigen, da runter schleppen. Falls wir doch von einem nächtlichen Gewitter überrascht werden sind auf diese Art die Sättel mit dem Rest der Ausrüstung auf der Düne sicher. Auch das Schlafzelt schlage ich dort oben auf. Tanja bindet abends die Kamele an Büschen der Düne fest und führt sie nur zum Fressen in das feuchte Tal. Dann baue ich das Funkgerät auf und gebe Jo und Tom unsere Position durch. „Ihr müsst euch von dort so schnell als nur möglich wegmachen. Die Wettervorhersagen sind nicht gut. Es zieht sich eine Schlechtwetterfront über 1500 Kilometer von Kunawarritji bis nach Darwin hoch. Im Augenblick macht diese Front einen Bogen um euch aber wenn sie euch erwischt kann euch keiner raus holen,“ sind ihre warnenden Worte die mir wie Eis den Rücken hinunter laufen. „Okay, danke für euren Ratschlag. Wir verkürzen die Rast und brechen schon am Sonntagfrüh auf. Wenn alles gut geht benötigen wir zwei bis drei Tage durch das Sumpfland bis nach Nirrippi. Sollte uns das Wetter allerdings während der Durchquerung erwischen sind wir geliefert. Ich weiß nicht was wir tun sollen? Wenn wir hier warten, um die eventuell kommenden Gewitter auszusitzen, kann es die falsche Entscheidung sein, denn wenn es regnet ist die Region vor uns unpassierbar. Allerdings sind wir hier auf der Düne sicher. Es kann aber auch sein, dass wir gerade noch durchkommen und somit unsere Haut retten,“ sage ich nachdenklich. „Denis, du bist vor Ort. Du musst dich entscheiden was der beste Weg für euch ist.“ „Ich denke wir laufen am Sonntag, wenn es bis dahin nicht regnet,“ entscheide ich mich und beende nach einem weiteren kurzem Gespräch den Funkkontakt.

Am Abend werden wir von Moskitos umschwirrt und überlegen was wir im Fall der Fälle tun sollen. „Aus meiner Sicht gibt es hier im Notfall nur die Chance uns durch einen Hubschraubereinsatz retten zu lassen. Unsere Jungs und die Ausrüstung und damit der Fortbestand der gesamten Expedition wären verloren,“ sage ich leise. Das Feuer knistert. Die Wurzeln der Mulgabüsche flackern. Eine Eule ruft. Ein paar Enten schnattern über dem fernen Mulgaland. Frösche hüpfen durch das feuchte Gras und ihr Quaken lässt mich an das vor uns liegende Sumpfland denken aus dem es bei Regen kein Entrinnen mehr gibt. Ich sitze da, sehe in den Sternenhimmel und bitte die Wüste uns sicher durch dieses heimtückische Gebiet zu geleiten.

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