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E-Bike-Expedition Teil 2 Mongolei - Online-Tagebuch 2015

Ladetechnik und Solar

N 48°54’44.0’’ E 106°05’09.2’’
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    Tag: 38

    Land:
    Mongolei

    Ort:
    Bayangol

    Camp:          

    Breitengrad N:
    48°54’44.0’’

    Längengrad E:
    106°05’09.2’’

    Tageskilometer:
    72

    Gesamtkilometer:
    8.393

    Luftlinie Luftlinie:
    64

    Durchschn. Geschw.
    22,2 km/h

    Maximale Geschwindigkeit
    52 km/h

    Fahrzeit Std
    3:13

    Bodenbeschaffenheit:
    teils schlechter Asphalt

    Maximale Höhe:
    990 Meter

    Temperatur Tag max:
    30 Grad

    Aufbruch:
    8:15 Uhr

    Ankunftszeit:
    14:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Es ist 6:00 Uhr. Wir beladen unsere Räder. Keines der Straßenkinder ist weit und breit zu sehen. Wahrscheinlich zu früh für die Abenteuer in der Stadt. Zur Erinnerung an unseren Aufenthalt hier schießen wir noch ein paar Fotos vor der großen Buddhastatue, dann lassen wir bei bestem Wetter die Tretkurbeln in Richtung Ulan Bator kreisen. Der Verkehr hat heftig zugelegt. Der Asian Highway 3 ist nicht mehr die einsame Straße wie noch vor einigen Jahren. Wir müssen uns konzentrieren die Spur zu halten. An manchen Stellen ist die Abbruchkannte der Straße zum Seitenstreifen recht steil, so dass wir Bedenken haben der Hänger könnte kippen wenn der rechte Reifen von der Fahrbahn abkommt. Plötzlich sehen wir eine ungewohnte Silhouette vor uns. Beim Näherkommen erkennen wir zwei Radfahrer. Steve und Marco kommen aus der italienischen Schweiz. Sie transportierten ihre Drahtesel mit dem Flugzeug nach Ulan Bator und sind für drei Wochen in diesem Land unterwegs. Wir tauschen kurz ein paar Informationen aus, fotografieren uns gegenseitig, um wenig später die Reise in unterschiedliche Richtungen fortzusetzen. Mittlerweile schrauben sich die E-Bikes bis auf 1.000 m hoch. Die Motoren unterstützen uns weiterhin ohne zu mucken. Nach 30 km tausche ich den Akku eins und stecke ihn, wie auch schon während der letzten Reisetage, direkt an die Goal Zero Batterie. Basierend auf meiner langjährigen Erfahrung mit Solartechnik habe ich noch in Deutschland ein Ladesystem aus 60 Watt-Panels und dem Solargenerator Goal Zero Yeti 150 zusammengestellt. Die Pufferbatterie (Goal Zero) ist unter anderem dafür verantwortlich, die Energie, die durch die Solarpanels gewonnen wird, zu speichern und diese in geglätteter Form an die Akkus weiterzugeben. Würden wir die Boschakkus direkt an die Solarpanels anschließen, würden wir, wegen der ständig wechselnden Ladespannung, die 12-Volt Netzteile gefährden. Sie wären nach einiger Zeit einfach überlastet. Wenn also ein Boschakku leer ist schließe ich ihn augenblicklich an den Yeti 150 an, der dann schon während des Fahrens von den Solarpanels geladen wird. Die Idee war, dass während des Ladens eines Boschakkus gleichzeitig die Pufferbatterie durch Solar gespeist wird. Die Sonnenenergie reicht aber nicht aus um den Ladezustand des Goal Zeros konstant zu halten. Dafür bräuchten wir eine größere Solarfläche mit mehr Watt. Der Generator ist aber im Stande den Boschakku zu dreiviertel voll zu laden. Dann ist er trotz Solarspeisung mit seiner Kapazität am Ende. Wir hätten auch zwei größere, ca. 13 Kilogramm schwere Goal Zero mitnehmen können um das Problem der schnellen Entladung zu umgehen. Aber da wir alles selbst transportieren und kein Supportfahrzeug uns begleitet, mussten wir Kompromisse eingehen. Trotz allem zeigt sich in diesen Tagen, dass wir durch die Pufferbatterien unseren Aktionsradius im bergigen Gelände um ca. 20 Kilometer erweitern. Mit unseren je drei Boschakkus, (30 km pro Akku bei schwerer Last und vielen Bergen) einer Zwischenladung in einem Straßenrestaurant und der zusätzlichen Ladung durch die Pufferbatterie (20 km pro Akku bei schwerer Last und vielen Bergen) besitzen wir zurzeit einen Aktionsradius von ca. 140 Kilometer. Dieser jetzige Erfahrungswert resultiert ausschließlich aus der hiesigen geographischen Lage und der Zusatzladung eines Akkus an einer Steckdose. Für uns ist dieser Aktionsradius geradezu überraschend und übertrifft jegliche Erwartungen. Mal sehen welche Erfahrungswerte die vor uns liegende Strecke bringt und wie sich die Reichweite dadurch verändert.

Ich wechsle gerade Akku 2 um Akku 3 einzusetzen als ein Kleinbus, auf dessen Dachträger sich Fahrräder stapeln, vorbeibraust. „Sind bestimmt Touristen“, glaube ich als der Bus auch schon bremst. Drei Männer in knallgelben Jacken steigen aus und kommen auf uns zu. Sie sind interessiert woher wir kommen und wohin wir gehen. „Wir sind schon seit drei Wochen mit unseren Rädern unterwegs“, erzählen sie als wir wissen wollen warum sie soviel Fahrräder geladen haben. „Drei Wochen?“, wundere ich mich da ich niemals damit gerechnet hatte dass Mongolen auf größere Fahrradtouren gehen und Freude dabei haben. „Ja, drei Wochen. Wir sind entlang des Khovgol See im Norden gefahren und dann über die Grenze nach Sibirien bis nach Ulan Ude. Von dort wurden wir von unserem Fahrer abgeholt. Wir hatten ein paar koreanische Touristen dabei.“ „Also seit ihr eine Agentur die Fahrradreisen für Touristen anbieten?“ „Ja das ist ein gutes Geschäft. Immer mehr Radfahrer aus aller Welt kommen in die Mongolei um das Land auf diese Weise zu erleben und zu erkunden“, sagt Khadbaatar, der Chef der Agentur lachend. „Wenn ihr nach Ulan Bator kommt ruft mich bitte an. Es wäre schön wenn wir uns dort treffen könnten“, meint er während sein Sohn uns unaufhörlich abfilmt und fotografiert. „Wenn wir Zeit haben kommen wir gerne“, sage ich und schüttle den Männern zum Abschied die Hände.

Nach 73 km ereichen wir das Örtchen Bayangol welches vom staubigen und kaputten Asian Highway 3 brutal in zwei Hälften geteilt wird. Links und rechts der Hauptverkehrsader säumen sich teils armselige Hütten und Häuschen die in der Nachmittagshitze vor sich hinbrüten. Wir finden das kleine, aus Holz gebaute Hotel, in dem wir schon mal waren. „Verlassen“, stelle ich enttäuscht fest an der verschlossenen Tür rüttelnd. „An dem Pfosten hängt eine Telefonnummer. Vielleicht sollten wir da mal anrufen“, schlägt Tanja vor. „Hm, der Laden sieht mittlerweile sehr heruntergekommen aus. Denke die haben den Betrieb eingestellt. Aber wir können es mal versuchen. „Ja unser Hotel ist noch in Betrieb. Das Zimmer kostet 45.000 (20,- €) Tugrik“, vernehme ich die männliche Stimme auf der anderen Seite der Leitung in überraschend gutem Englisch. „45.000 Tugrik? Das muss doch ein Luxuszimmer sein?“, wundere ich mich über die Höhe des Preises. „Ja, ist ein Luxuszimmer. Ist egal wie viel Menschen dort einziehen.“ „Wir sind nur zu zweit und wollen ein normales Zimmer.“ „Kostet 30.000 Tugrik. (13,55 €) Die Toilette befinden sich am Gang.“ „Das nehmen wir“, sage ich mich freuend hier doch noch unterzukommen, da ich nicht die geringste Lust verspüre an dem heißen Tag noch eine große Strecke unter die Reifen zu bringen um eine Bleibe für die Nacht suchen zu müssen.

Wegen der Diebstahlgefahr bringen wir die Räder wie immer ins Haus. Nachdem sie entladen sind sperre ich sie mit einem Stahlkabeln zusammen. Mit einem weiteren Kabel sichere ich sie an die eisernen Heizungsrohre. Wir bringen unsere Ausrüstung in das kleine Zimmer welches Ähnlichkeit mit der Stube einer Almhütte besitzt. Tanja stellt Ajaci eine große Schüssel mit Wasser hin. Dann verlassen wir die Unterkunft, deren einzigen Gäste wir sind, und suchen ein Restaurant. „An der staubigen Hauptstraße wirbeln die vorbeifahrenden Autos noch mehr Staub auf, der sich wie ein Film auf alles legt und die Farben der Hütten, Jurten und Häuser im gräulichen Ton erscheinen lässt. Mit etwas Fantasie könnte man meinen wir befinden uns hier im Wilden Westen. Die kleinen Straßenrestaurants, mit den teils handgemalten oder schlecht gedruckten Schildern übern Eingang, sind leer. „Sieht nicht gerade einladend aus“, meine ich skeptisch, da ich seit meiner Lebensmittelvergiftung jegliches Vertrauen in solch kleine Möchtegernrestaurants verloren habe. Wir laufen bis zum Ortsende ohne etwas zu finden wo wir unseren irren Radhunger stillen könnten. „Das da oben könnte ein Restaurant sein? Schau doch, da sind sogar Leute drin“, sage ich auf die vielen schmuddeligen Fensterscheiben deutend die sich im ersten Stocke eines relativ neuen Gebäudes befinden. Tatsächlich entpuppen sich die Räumlichkeiten als eine art mongolisches sehr gut besuchtes Fastfoodrestaurant. Mit Zeichensprache und auf das Essen anderer Gäste deutend vermitteln wir der Frau hinter der Kasse was wir möchten. Innerhalb weniger Minuten serviert man uns ein schmackhaftes Gulasch mit Salat. „Wer hätte das in so einer kleinen Ansiedlung vermutet“, meine ich mir zufrieden den Bauch reibend.

Die Sonne steht schon tief als ich es mir in meinem alten Campstuhl auf dem baufälligen, hölzernen Balkon der Bleibe bequem mache, um die Erlebnisse des Tages niederzuschreiben. Plötzlich bricht mein Wordprogramm zusammen und die Arbeit der letzten Stunde ist unrettbar verloren. Das Herumschlagen mit der Technik ist neben den Herausforderungen einer Reise schon seit Jahren sehr anstrengend. Manchmal funktioniert urplötzlich ein Programm nicht so wie es soll, lässt sich ein Update nicht herunterladen, gibt eine Festplatte oder Kamera den Geist auf, bricht ein Kabel, brennt eine Sicherung durch und im schlimmsten Fall stirbt einfach ein elektronisches Teil ohne sich wieder zum Leben erwecken zu lassen. Das Abenteuer Technik ist genauso unkontrollierbar wie das Abenteuer Leben. Beides zusammen erzeugt manchmal einen Spannungsbogen der nur noch mit Gelassenheit und innerer Ruhe zu glätten ist.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die FirmenGesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH www.roda-computer.com Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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