Klimaerwärmung und Anstieg des Meeresspiegels
N 67°15'55.9" E 14°43'19.1"Datum:
17.11.2020 bis 24.11.2020
Tag: 107 – 114
Land:
Norwegen
Ort:
Saltfjorden
Tageskilometer:
48 km
Gesamtkilometer:
8104 km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Sonnenaufgang:
09:07 Uhr bis 09:37 Uhr
Sonnenuntergang:
14:24 Uhr bis 13:57 Uhr
Temperatur Tag max:
11° bis minus 0°
Temperatur Nacht min:
7° bis minus 3°
Wind
90 km/h
Aufbruchszeit:
11:30 Uhr
Ankunftszeit:
10:00
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
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Der Winter hat plötzlich zugeschlagen. Am Morgen liegt unser Camp unter einer dichten Schneedecke. Mit 90 km/h blasen eiskalte Böen über den Fjord und bringen unsere Terra ins Schaukeln. Da wir am Steinfjord auf der Insel Senja bereits Böen von gut 120 km/h überstanden haben, sind wir nicht beunruhigt. In unserer Wohnkabine ist es behaglich warm, sodass uns das ungemütliche Wetter nichts anhaben kann. Wir entscheiden uns, länger zu bleiben. Da uns die Einsamkeit und die eigenwillige Schönheit des Platzes ausgesprochen gut gefallen, vergehen die Tage wie im Flug, so wird aus einer ursprünglich geplanten Nacht eine ganze Woche. Leben im Flow, leben nach dem Gefühl, sich treiben lassen und das zu tun, wozu wir Lust haben, lassen uns solche Entscheidungen treffen. Wir nutzen den Aufenthalt für unsere Dokumentationsarbeit, kochen am Abend leckeres Essen, lesen bis nachts um 24:00 Uhr. In den wenigen Tagesstunden beobachten wir die sich ständig verändernden Wolken, die farbenprächtigen Sonnenauf- und Untergänge. Tanja und Ajaci unternehmen mehrfach am Tag ausgiebige Spaziergänge am Strand, der sich je nach Ebbe oder Flut mal zu einer riesigen Fläche ausdehnt oder zu einem schmalen Streifen zusammenzieht. Am dritten Tag unseres Aufenthaltes beobachten wir eine Frau, die ihr Pferd am Strand trainiert. Sie kommt aus einem Weiler in der Nähe. Als Tanja mit ihr ins Gespräch kommt, berichtet sie von der Klimaerwärmung. „Während meiner Kindheit lagen hier Ende November mindestens einen Meter Schnee. Jetzt sind es nur noch wenige Zentimeter und an vielen Tage regnet es sogar. Soweit ich es beurteilen kann, ist der Meerwasserspiegel bereits gestiegen. Es ist nicht mehr zu leugnen, der Mensch nimmt massiven Einfluss auf das Klima. Ich habe wirklich Angst um die Zukunft meiner Kinder.“
Am vierten Abend donnert ein Campervan auf unseren Platz. Obwohl links und rechts von uns noch Raum ist, parkt er genau vor der Terra. Die Sicht zum Meer ist somit verstellt. „Egal, er wird morgen wieder weg sein“, vermute ich. Tatsächlich ist er am nächsten Tag verschwunden. Das Einzige, was bleibt, sind die Plastik- und Papierreste eines Fast Food Restaurants, die der Wind über den idyllischen Platz verstreuen. Sofort sammeln wir die Hinterlassenschaften ein, um sie später in einem Mülleimer zu entsorgen. „Es ist schlimm“, beklagt sich die Pferdefrau. „In der Hauptsaison kommen die Reisenden aus allen Herren Ländern hierher. Da es keine Toilette gibt, kacken sie die Gegend voll. Zu dieser Zeit kann ich hier mit meinem Hund nicht spazieren gehen, da er diese Hinterlassenschaften zum fressen gern hat. Wir haben uns im Dorf schon zusammengesetzt, wie wir dieses Problem unter Kontrolle bringen können. Wir müssten ein Toilettenhäuschen und einen Müllcontainer aufstellen. Beides müsste regelmäßig entleert werden. Jedoch stellt sich die Frage, wer das finanzieren soll? Der Besitzer dieses Grundstücks überlegt bereits, das Wildcampen zu verbieten. Ich verstehe die Menschen nicht. Warum kann man so einen wunderbaren Ort nicht so verlassen, wie man ihn angetroffen hat? Die meisten der Besucher verhalten sich umsichtig und respektvoll. Es sind die wenigen schwarzen Schafe, die alles verderben. Sicherlich ist das ein Grund dafür, dass wir in Norwegen immer mehr Verkehrs- und Verbotsschilder aufstellen müssen.“…