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Russland/Samara

Jeder ist in der Lage die Welle der positiven Energie zu surfen

N 52°59'36.5'' E 049°49'06.6''

Nachdenklich sitze ich da und sehe bei jetzt minus sieben Grad den dicken Schneeflocken zu, die der frostige Wind am Fenster vorbeiwehen lässt. Mir kommt es so vor als hätte der Winter so lange gewartet bis wir sicher ins Körbchen gehüpft sind. Nur einen Tag später und wir hätten unsere Rösser durch Schneetreiben jagen müssen. Oder bei den im Augenblick bis zu neun Grad minus die Finger erfroren. Wieder Glück? Bestimmung? Oder unterliegen wir Menschen tatsächlich einer energetischen Ordnung von “Allem Was Ist”? Einer Ordnung die man auch göttlich nennen könnte. Einer Schwingung in der sich jeder bewegen kann wenn er darum bittet, wenn er sie zulässt. Einer Schwingung in der jeder mitschwingen kann. Jeder Mensch. Ohne Ausnahme. Wenn wir Menschen aus Energie bestehen die unvergänglich ist dann sind wir Menschen ein energetischer Teil von allem was existiert. Alles was existiert besteht aus Energie. Wenn man es nicht spirituell sonder wissenschaftlich betrachtet existiert Energie in verschiedenen Formen, wie zum Beispiel die mechanische, thermodynamische, magnetische und elektromagnetische, chemische, elektrische Energie sowie Strahlungs- und Kernenergie. Im spirituellen Sinne würde ich aus meiner menschlichen Sicht Energie auch in für uns positiv und negativ einstufen. Weshalb ich meine das Energiewellen in denen wir uns bewegen oder mit denen wir uns umgeben unterschiedliche Auswirkungen auf uns Menschen haben. Zum Beispiel das Kloster hier. Ein Ort voller positiver Energie. Es wird gebetet, gesungen, Liturgien abgehalten. Keiner ist laut, brüllt oder schreit herum. Streit ist für mich zumindest nicht sichtbar. Es gibt keinen Fernseher der zum Beispiel Gruselfilme, Krimis oder Kriegsfilme ausstrahlt. Es gibt keine Nachrichten die von Mord, Terror, Attentaten, Naturkatastrophen und Massensterben berichten. Also ein Ort an dem jeder der sich hier befindet dazu beiträgt die Energie sauber und rein zu halten. Diese Energie ist zu hundert Prozent spürbar. Selbst Menschen die nicht feinfühlig veranlagt sind können in einem Kloster die Ruhe und den Frieden spüren. Diese Energie ist eine Schwingung die nicht nur hinter Klostermauern zu finden ist. Sie existiert überall und wird von nichts begrenzt. Das bedeutet wir können diese Energiewelle in unserem täglich Leben ebenfalls spüren und aufrechterhalten. Dies liegt im Ermessen des Einzelnen. Ob er es möchte oder nicht. Möchte man in dieser Energieform mitschwingen wird das geschehen. Das wiederum setzt voraus sich, soweit es geht, von allem Übel fernzuhalten. Einen Bogen um einen Betrunkenen zu schlagen. Sich nicht mit Menschen zu umgeben die kriminelle Veranlagung zeigen. Den Blick eines aggressiv wirkenden Menschen nicht erwidern. Auf schlecht gelaunte Menschen positiv reagieren. Reagiere ich zum Beispiel ebenfalls negativ begebe ich mich automatisch auf die negative Schwingungsebene. Das Resultat ist unweigerlich Streit und Hader. Also, es liegt zum Großteil in unserer eigenen Hand wie wir den Tag erleben.

Für Tanja und mich sind die vielen positiven Ereignisse dieser Reise kein Zufall, kein Glück, sondern für uns gehören diese Ereignisse zu einer Fügung, dem Fluss von positiver Energie. Natürlich wissen wir nicht ob wir diese Schwingung für immer halten können. Wir würden es gerne, doch von selbst geschieht es nicht. Wir Menschen müssen daran arbeiten, sollten bewusst Leben, im Hier und Jetzt sein, mit beiden Beinen auf der Haut Mutter Erde stehen.

Einen schöneren Abschluss können wir uns kaum vorstellen

Wie auch immer. Wir haben es gerade noch rechtzeitig geschafft. Ein Timing das man so kaum planen kann. Wir genießen die Tage im Kloster und empfinden sie wie ein weiteres Geschenk. In aller Ruhe kann ich die restlichen Erlebnisse niederschreiben, während Tanja unsere letzte Registrierung besorgt. Auch da wird uns geholfen, denn als Tanja in der Klemme steckt und von den Beamten wieder zurückgeschickt wird, kann sie diese überzeugen im Kloster anzurufen. Die Nonne Katja lässt sich daraufhin sofort vom Kloster-Chauffeur zu dem weit entfernten Bürogebäude fahren. Sie hat eine große Tüte mit einem dicken alten Klosterstempel dabei. Im Beisein der Beamten drückt sie den Stempel auf die notwendigen Papiere. Somit sind wir jetzt auch offizielle Gäste des Klosters und bekommen unseren Registrierungsstempel auf das Einreisepapier. Michael hilft uns noch beim Besorgen der Flugtickets. Unsere Räder müssen nicht verpackt werden und kosten pro Rad nur ? 40,-. Also steht unserer Heimreise nichts mehr im Wege.

Später holt uns Katja ab. Wir dürfen sie und die Nonne Agnes beim Läuten der Kirchturmglocken begleiten. Von hier oben sieht zu dieser spätnachmittäglichen Stunde alles wie verzaubert aus. Während die beiden Nonnen die Glockenseile ziehen und dabei eine schöne melodische Melodie entsteht, betrachten wir die vom leichten Weiß überzuckerten Klostergebäude. Wie auch in Marta si Maria beginnen wir uns in diesen heiligen Gemäuern wohler zu fühlen. Wieder werden wir ein kleiner Teil davon. Abends werden wir von Katja besucht. Sie schenkt mir eine gesegnete, wunderschöne Gebetskette und Tanja ihren eigenen Teddybären. Wieder können wir nicht ablehnen. Michael besucht uns ebenfalls. Übersetzt unsere Erzählungen ins Russische. Er hat sich um einen Taxi-Minibus gekümmert der uns und unsere riese und müller zum Flughafen fahren wird. Wir sehen uns gemeinsam Bilder unserer Reise im Laptop an. Katja berichtet von ihrem Kloster. Von der Vergangenheit der heiligen Gemäuer. Davon, dass hier einmal über 700 Nonnen lebten. Davon, das während der Russischen Revolution von 1905 nahezu alle Nonne ermordet wurden. Davon, das sich viele Nonnen auf einem Boot über die Wolga retten wollten und dieses Boot versenkt wurde. Sie erzählt, das Menschen beobachten konnten wie beim versinken des Bootes viele weiße Vögel in den Himmel flogen. Wir hören von Regeln und Bräuchen. Werden eingeladen den Ikonenmalerinnen bei ihrer Arbeit zuzusehen.

Jeden Tag sitzen wir mit den Nonnen, Schwestern und Brüdern im Speisesaal und genießen die guten Mahlzeiten während eine Vorbeterin Gebete rezitiert. Es wird geflüstert und getuschelt. Dann ertönt die Glocke. Das Mahl ist zu Ende. Wir stehen auf. Es wird gebetet, dann gesungen und alle verlassen den Saal. Wir dürfen uns wieder setzen und weiter essen. Gott sei Dank, denn die Zeit reicht nicht aus, um einen hungrigen Radler satt zu bekommen.

Morgens und abends nehmen wir an den Liturgien teil. Eine alte Nonne greift Tanja leicht an den Arm. Streckt ihr die Hand entgegen und drückt ihr 50 Rubel in die Hand. “Da hast du etwas Geld. Russisches Geld. Kauf dir etwas dafür”, meint sie liebevoll. Tanja ist sprachlos. Was soll sie sagen? Ablehnen? Tanja kullern die Tränen über die Wangen. Auch ich bin beschämt von der Uneigennützigkeit dieser Menschen hier. Wir genießen die Atmosphäre, genießen die klaren und hellen Stimmen der Nonnen, die ihre für uns fremd klingenden Lieder singen. Wir genießen das romantische Licht der unzähligen Kerzen in den Ständern und Leuchtern. Es ist ein schöner Abschluss dieser Radreise, einen schöneren könnten wir uns wohl kaum vorstellen.

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