Im längsten Tunnel der Welt
N 61°29’36.3’’ E 007°35’52.0’’Datum:
16.09.2020
Tag: 045
Land:
Norwegen
Ort:
Skjolden
Tageskilometer:
201 km
Gesamtkilometer:
3619 km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Fähre
1
Brückenüberquerungen:
1
Tunneldurchfahrten:
14
Sonnenaufgang:
06:53
Sonnenuntergang:
20:17
Temperatur Tag max:
15°
Temperatur Nacht min:
11°
Aufbruch:
11:30
Ankunftszeit:
19:30
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
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Kaum haben wir den Ort Voss hinter uns gelassen, stürzt sich zu unserer Linken ein Wasserfall in die Tiefe. Wir stoppen für eine kurze Erkundung und fahren bei blauem Himmel und Sonnenschein weiter. „Ist schon toll so ein Nomadenleben“, sagt Tanja aus dem Fenster sehend. Die beeindruckende Landschaft gleitet an uns vorbei. Die Straße windet sich hindurch. Links und rechts fallen Wasser in die Tiefe, stürzen sich von den grün bewachsenen Bergen hinunter, um irgendwo auf einem Fels zu treffen, um in weißer Gischt regelrecht zu explodieren. Das Leben lebt hier, breitet sich aus, wächst und gedeiht. Die Natur scheint ungebändigt zu sein, sie übermannt uns regelrecht, erfreut uns und lässt unsere Herzen höherschlagen. Ein Traum, nach den Regentagen durch dieses fruchtbare, wilde Land zu fahren, das uns an allen Ecken und Enden mit seiner Unglaublichkeit überwältigt. Plötzlich ein Schild. „Laerdaltunnel 24,51 Kilometer“ „Das ist der längste Tunnel der Welt!“, rufe ich begeistert, da ich nicht erwartet hatte auf dieses fantastische Bauwerk, das die Norweger 1995 begonnen hatten und im Jahr 2000 beendeten, zu treffen.
„Unglaublich was wir Menschen alles bauen können“, sage ich einen Gang runterschaltend, um die Terra mit dem Motor zu bremsen. „Es gibt schon irre viele Tunnel, in dem Land“, bricht Tanja meine Konzentration. „900 mit einer Länge von 750 Kilometer sollen es sein“, antworte ich, da ich im Rahmen meiner Schreibarbeit darüber recherchiert hatte. Nach dem ersten Drittel leuchtet es vor uns blau, als würden wir mit unserem Spaceshuttle in eine andere Dimension eintreten. „Wow!“, staunen wir als sich der Tunnel plötzlich zu einer Grotte weitet an der links und rechts Haltebuchten auftauchen. „Warum beleuchten die diesen Abschnitt so spektakulär?“, wundert sich Tanja. „Vielleicht, um für die Durchfahrer eine Abwechslung zu bieten oder denjenigen, der unter Platzangst leidet, eine Erleichterung zu schaffen?“, überlege ich. Als nach weiteren 12 Kilometern wieder so eine fantastisch beleuchtete Halle auftaucht, fahre ich rechts ran. „Warum hältst du an?“, fragt Tanja. Das muss ich fotografieren.“ „Nicht, dass sie uns dafür bestrafen. Hier sind doch überall Kameras installiert.“ „Egal, dann wird das eben das teuerste Bild auf dieser Reise“, antworte ich entschlossen und steige aus, um die Fotos zu schießen. Nach bald 30 Minuten empfängt uns blauer Himmel und Sonne, womit wir das ca. 93 Millionen Euro teure Bauwerk hinter uns lassen.
Auf dem Weg zu einer der spektakulärsten Gebirgsstraßen der Welt müssen wir einen kleinen Fjord mit einer der zahlreichen Fähren überwinden. Auf der anderen Seite geht es direkt in einen Tunnel, um in einem Tal zu landen. Als würden wir das Land der Hobbits bereisen, geht der Traum weiter. Weiter und weiter, nur um hinter der nächsten Biegung noch schöner zu sein. Am Ende des Lustrafjords finden wir einen Platz für die Nacht. Zum Ausklang des Tages spaziere ich mit Tanja und Ajaci über saftig grünen Rasen bis zu seinem Ufer. Ein kühler Wind weht über die steilen Berghügel zu uns herunter. „Lass uns wieder in die Terra gehen. Ich koche dir was Leckeres“, sagt Tanja, worauf wir Hand in Hand zurückgehen und einen spektakulären Tag ausklingen lassen…