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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Großer Trainingserfolg

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    ca. 28-30 Grad

Anna Plains Station — 21.05.2001

An diesem Tag wird sich beweisen wie weit Jasper und Edgar etwas gelernt haben, denn wir haben geplant sie das erste Mal hintereinander zu binden und hinter Sebastian laufen zu lassen. Es wird Zeit diesen Test durchzuführen, weil wir in drei Wochen aufbrechen wollen. Wir lassen Sebastian, unser Leitkamel absetzen, befestigen die Hoppeln an seinen Vorderbeinen, schnallen ihm seinen Sattel auf den Rücken und holen Jasper. „“Husch down Jasper,“ befehle ich ihm. Für Jasper ist es wieder eine neue Situation sich hinter einem anderen Kamel absetzen zu müssen. Bisher musste er diese Übung nur an seinem Pfosten ausüben, aber jetzt plötzlich, an einem anderen Platz, sieht die ganze Sache völlig anders aus. Jasper reißt mir das Nackenseil aus der Hand und möchte zur Seite abhauen. Krampfhaft versuche ich ihn zu halten. „Schnell Tanja, geh auf die andere Seite, er möchte durchgehen, rufe ich. Tanja sprintet zur herum, um ihn zu zeigen das es hier keine Weiterkommen gibt. Dann zeigt sie ihm das Beinseil mit dem wir mehrfach sein linkes Vorderbein hochgezogen hatten. Jasper bekommt große Augen und setzt sich sofort ab. Natürlich ist er viel zu weit von Sebastian entfernt, so dass wir die Verbindungsschnüre wie das Halfterseil, Nackenseil und Nasenleine nicht anbringen können. Um uns Ärger zu ersparen lassen wir Sebastian wieder aufstehen zwei Schritte rückwärts laufen und wieder absetzen. Als er endlich sitzt und der Abstand der Sattelverbindungen zu Jasper stimmt, springt er wieder auf. Wir wiederholen die Prozedur so lange bis Jasper unter großen Widerwillen mit allen Seilen verbunden ist. Dann holen wir Istan und binden ihn an Jasper. Auf diese Weise kann Jasper selbst im Panikfall nicht an Sebastian vorbeirasen, denn Istan hängt an ihm dran und wirkt als Bremser.

„Epna,“ befehlen wir Istan und Jasper die sofort aufspringen. Schnell lasse ich dann Sebastian aufstehen und bevor wir loslaufen darf sich Jasper erst mal an die neue Situation gewöhnen. Er schnüffelt etwas an dem Sattel vor ihm, zieht ärgerlich an seiner Nasenleine, bleibt aber ruhig stehen. Tanja und ich schwitzen, denn dieser Augenblick wird uns zeigen ob es gleich ein grausames Bockspringen geben wird, nachdem ich loslaufe. „Meinst du er ist soweit?“ ,fragt Tanja. „Ich denke schon,“ antworte ich nervös. „Kamele, walke up!“ ,rufe ich als wären wir schon auf der Expedition. Langsam setzt sich Sebastian in Bewegung. Jasper läuft etwas unruhig hinter her und Istan glaubt anscheinend das der mehrmonatige Urlaub auf der Farm zu ende ist und gibt einen hervorragenden Schlussmann ab. Damit die drei Tiere die gleiche Chance besitzen haben wir ihnen Hoppeln angelegt. Wie Gefangene während des Freigang laufen sie hintereinander. Die Verbindungsketten der Hoppeln rasseln. Ganz langsam drehe ich mehrere Runden im Trainingsgehege, bis ich mir sicher bin das Jasper keinen Ausbruchversuch unternehmen wird. Dann öffnen wir das Tor und begeben uns auf freies Gelände. „Good Boy, good boyyy,“ lobe ich Jasper der die neue Herausforderung hervorragend meistert. „Nicht so nah an den Generatorschuppen,“ warnt mich Tanja. Ich ignoriere ihre Warnung und laufe aus Testgründen darauf zu, drehe davor einen Bogen und komme zurück. Plötzlich hat Istan, der bereits 2239 Kilometer durch Australiens Outback gelaufen ist, große Angst und möchte von dem dröhnenden schuppen ausreißen. „Udu! Udu Istan, ist doch nur ein Generatorschuppen!“ ,rufe ich und versuche ihn zu beruhigen. Schnell drehe ich einen weiteren Bogen damit er den Schuppen wieder sehen kann. Sofort verliert er seine Angst worauf ich die Tiere wieder in das Gehege führe. Es dauert eine Weile Jasper zum Absetzen zu bewegen, aber letztendlich klappt es. Wir öffnen alle Seile und entlassen ihn für den heutigen Tag. Gleich danach probieren wir es mit Edgar aus. Wie es sein Wesenzug in den letzten Wochen verraten hat ist er entschieden nervöser. Kaum ist er an Sebastian angebunden wirft er sich wie ein Irrer auf die Seite und wälzt sich im Gras. Sebastian brüllt auf, Edgar bekommt Durchfall und wir sind wiedereinmal fix und fertig. „Wir müssen ihm auch die Hinterbeine zusammenbinden,“ schlage ich vor. Tatsächlich lösen wir damit das Problem. Obwohl Edgar es immer noch versucht sich auf die Seite zu werfen, wird er durch diese Methode davor gehindert. Er sitzt nun wie ein Paket verschnürt da und wartet mit großen Augen darauf was mit ihm geschieht. Es dauert eine Stunde, bis wir auch mit ihm einige Runden drehen können. Edgar läuft recht unrund. Es sieht so aus als hätte er einen Stock verschluckt. Wahrscheinlich hat der arme Kerl vor lauter Aufregung vergessen wie das Laufen geht, doch letztendlich klappt es.

Am Abend sind wir mit unserem Erfolg hoch zufrieden. Erst vor drei Wochen legten wir ihnen die Halfter an und jetzt laufen sie bereits in Reih und Glied. Eigentlich wären wir schon soweit aufzubrechen, denn ihr hier erworbenes Wissen wird sich erst  während der Expedition vertiefen.

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