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Russland/Krasnojarsk Link zum Tagebuch TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 4

Gott, der Kosmos oder Mutter Erde

N 56°03'15.6'' E 092°54'37.4''
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    Tag: 11

    Sonnenaufgang:
    05:02 Uhr

    Sonnenuntergang:
    22:39 Uhr

    Gesamtkilometer:
    10845.80 Km

    Temperatur – Tag (Maximum):
    20 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    15 °C

    Temperatur – Nacht:
    12 °C

    Breitengrad:
    56°03’15.6“

    Längengrad:
    092°54’37.4“

Ich arbeite an unseren Rädern, um sie für den baldigen Aufbruch fertig zu machen. Mit gemischten Gefühlen blicke ich aus dem Fenster und beobachte die dunklen Regenwolken. Starker Wind weht um die nüchtern aussehenden Wohnblöcke. Auf den Straßen und Wegen haben sich große Pfützen gebildet und das Thermometer steht auf 15 Grad. Kein schönes Wetter für unseren Trip. Umso länger wir hier bleiben, umso mehr wächst in mir die Bequemlichkeit. Wieder beschleicht mich eine leichte Schwermut, genährt von einer unbestimmten Angst die mir mehr und mehr die Laune verdirbt. Ich denke an die große Taiga die sich hier für tausende von Kilometer über das Südsibirische Gebirge zieht. Ich denke an die nassen Camps im Zelt und vor allem frage ich mich wie wir uns vor den schrecklichen Zecken schützen können. Umso mehr ich darüber nachdenke umso größer baut sich in mir eine Wand des Widerstandes auf. Plötzlich klingelt das Telefon. Mittlerweile habe ich keine Scheu mehr abzuheben und mich zu melden. “Denis?” “Ja?” “Ich bin es Heinz”, meldet sich die Stimme unseres sehr guten Freundes der für uns den Kontakt zwischen den Sponsoren, Fans und uns aufrechterhält. “Wirklich fantastisch deine Stimme zu hören”, plaudere ich. “Denis, ich sage es dir einfach so wie es geschehen ist. Deine Mutter hat mich angerufen. Dein Vater ist im Krankenhaus und hat einen Herzschrittmacher bekommen.” Es dauert einige Sekunde bis ich den Inhalt der Nachricht überhaupt begreife. “Denis, es ist alle gut gelaufen. Kein Problem. Deinem Vater geht es sehr gut. Er kann mit dem Herzschrittmacher 100 Jahre alt werden”, beruhigt mich die sachliche und zugleich liebevolle Stimme meines Freundes. Dann erklärt er mir was geschehen ist. Bereits einen Tag später erfahre ich von meiner Mutter, dass mein Vater in den letzten Wochen mehrfach bewusstlos wurde. “Wir standen gerade auf der Terrasse als es ihm plötzlich schlecht wurde. Als er umfiel habe ich ihn den Kopf gehalten. Durch sein Gewicht hat er mich mit umgerissen. Hätte ich nicht die Hand schützend auf seinen Hinterkopf gelegt wäre er gegen den Waschbetontrog gekracht. Dann ist er aufgestanden als wäre nichts gewesen. Er wollte nicht zum Arzt. Du kennst ja wie er ist. Trotzdem habe ich gleich den Arzt angerufen der ihn umgehend ins Krankenhaus eingewiesen hat. Dort warteten sie schon auf ihn. In einem Langzeit EKG konnten sie feststellen das sein Herz ab und zu aussetzt. Sie haben ihn daraufhin sofort operiert. Es war Sonntag und der Chefarzt kam in seiner Freizeit extra rein um die OP durchzuführen. Dein Vater hat Glück gehabt. Ihm geht es gut. Er kann in der Tat 100 Jahre alt werden”, höre ich und spüre wie mir die Tränen der Erleichterung die Wangen herunterrollen. “Du hast ihm das Leben gerettet”, flüstere ich. “Ja.”

Seit 1982 bin ich nun schon auf ausgedehnten Auslandsreisen unterwegs. Seit 1991 ist das Reisen mein Beruf und Tanja und ich sind oft für Jahre nicht in Deutschland. Noch nie hatte mich eine Hiobsbotschaft aus der Heimat erreicht. Ganz im Gegenteil mussten unsere nahen Verwandten und Freunde öfter mal eine negative Nachricht von uns vernehmen. Jetzt ist es anders herum und ich bin sehr erleichtert von dem guten Ausgang dieser Katastrophe zu hören. Klar, das Leben ist nicht endlos und mir ist bewusst, dass auch ich mal von einer furchtbaren Nachricht getroffen werde. Nur, wer rechnet schon damit selbst von einer schlimmen Botschaft ereilt zu werden? Mich veranlassen solche Momente ganz besonders zum Nachdenken. Immer wieder komme ich zu der Überzeugung, dass es den Tod gar nicht gibt. Das wir Menschen ein Teil der kosmischen Energie sind. Ein Teil von ALLEM WAS EXISTIERT. Und wenn das so ist wird beim Sterben die Energie nur in eine andere Form des Seins gewandelt. Denn wir wissen ja, Energie kann nicht vernichtet sondern nur gewandelt werden. Also stirbt ein Mensch, lässt er seinen Körper zurück und seine Lebensenergie, vielleicht auch Seele genannt, vereint sich mit dem bereits erwähnten Ganzen welches man auch Gott nennen kann. Gott ist für mich der Kosmos, Alles Was Existiert oder wovon ich immer wieder schreiben, Mutter Erde!

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