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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 3

Glück gehabt

N 22°00’59.6“ E 146°56’47.7“
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    Tag: 216 Etappe Drei / Expeditionstage gesamt 607

    Sonnenaufgang:
    05:24

    Sonnenuntergang:
    18:53

    Luftlinie:
    21,6

    Tageskilometer:
    28

    Gesamtkilometer:
    6232 km

    Temperatur - Tag (Maximum):
    39° Grad, Sonne ca. 59°

    Temperatur - Nacht:
    19,3° Grad

    Breitengrad:
    22°00’59.6“

    Längengrad:
    146°56’47.7“

Neue Richtungs-Camp — 18.12.2002

Mit den ersten Sonnenstrahlen verabschieden wir uns von unseren netten Gastgebern. John bringt uns noch eine Tasse Tee zu den Kamelen die wir dankbar annehmen. „Ich freue mich euch in Clermont wiederzusehen,“ sagt John der dort mit seiner Frau Zoe ein Haus besitzt. Da Weihnachten kurz vor der Tür steht und wir bis gestern nicht wussten, wo wir den Heiligen Abend Verbringen, hat uns John ganz überraschend eingeladen. „Wir freuen uns auch,“ antworten wir der Familie zuwinkend als sich unser Kamelzug in Bewegung setzt.

Schon nach den ersten Metern finden wir wieder unseren Laufrhythmus. Mit dem Wissen jetzt endlich ein konkretes Ziel anzusteuern und noch dazu eine Einladung von lieben Menschen für den Weihnachtsabend bekommen zu haben, schreiten wir beflügelt voran. Nach meiner Kalkulation sind es ca. 165 Kilometer bis nach Clermont. Wenn in den nächsten Tagen alles nach Plan verläuft müssten wir in sechs Tagen dort sein.

Nach 5 ½ Stunden Laufzeit haben wir 28 Kilometer zurückgelegt und finden ein Camp an einem Creek. Routinegemäß bauen wir unser Lager auf.

Weil ich durch die Rasttage noch etwas Energie in mir spüre mache ich mich daran Tanjas Campbett zu reparieren. Die Sonne hat in den vergangenen Jahren dem Spannstoff sehr zugesetzt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis er zerreißt. Um unsere Satteltaschen reparieren zu können haben wir noch eine Rolle Zeltbahn dabei. Mit der Schere schneide ich einen Streifen ab, um ihn dann mit einem Stoffkleber auf die ausgefransten Stellen zu kleben. „So ein Mist. Die Düse der Leimtube scheint verstopft zu sein,“ schimpfe ich die kleine Plastikflasche mit aller Kraft zusammenzudrücken. „Brauchst du eine Nadel?“ ,fragt Tanja. „Ja,“ antworte ich und steche wenige Augenblicke später die Sicherheitsnadel durch die Tubenöffnung. „Ich glaube jetzt geht’s,“ sage ich und drücke das Leimfläschchen wieder zusammen. Doch soviel ich mich auch anstrenge, es kommt kein Tropfen heraus. „Ich glaube der Leim ist in der Hitze völlig ausgetrocknet,“ stelle ich fest und schnappe mir eine weitere Flasche mit Stoffkleber. Auch bei ihr bin ich trotz roher Gewalt erfolglos. Wütend presse und drücke ich das kleine Ding brutal zusammen, bis der gesamte Inhalt in einer gewaltigen Explosion auf die Matratze, mein Hemd, Bart und Gesicht spritz. „Oh Gott schnell! Ich brauche Wasser!“ ,brülle ich meine Augen zusammenkneifend. „Hast du etwas in die Augen bekommen?“ ,fragt Tanja besorgt. „Ich glaube nicht,“ sage ich und wische mir mit einem feuchten Tuch, welches mir Tanja gerade gereicht hat, das Gesicht ab. „Äähhh, das Zeug klebt schrecklich. Vor allem in meinem Bart,“ jammere ich mir den Klebstoff aus den Haaren reibend. Als ob ich gerade einen tollen Witz gerissen habe, sieht mich Rufus schwanzwedelnd an. „Du brauchst mich gar nicht so anzuglotzen. Sei froh dass der Leim nicht über dein Fell gespritzt ist,“ sage ich etwas rau, worauf er sich beleidigt unter dem Campbett verzieht. Es dauert lange, bis wir den in der heißen Luft schnell trocknenden Leim von meinem Gesicht, dem Hemd und dem Bett gekratzt haben. Zum Glück finde ich dann noch ein weiteres Fläschchen mit Stoffkleber in unserem Ersatzteilkid, womit ich diesmal Tanjas Campbett erfolgreich repariere.

„Und wie liegt es sich auf deiner reparierten Liege?“ ,frage ich als die Sonne schon untergegangen ist und wir kurz vorm Einschlafen die Sterne beobachten. „Auch nicht anders als sonst. Trotzdem fühle ich mich besser. Jetzt weiß ich wenigstens dass sie nicht jeden Moment zusammenbrechen wird.“ „Das ist gut.“ „Denis?“ „Ja?“ „Ich bin froh dass der Leim nicht in deine Augen gespritzt ist. Wer weiß wie das ausgegangen wäre?“ „Ich bin auch froh,“ antworte ich müde.

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