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Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Gleich am dritten Tag die kritische Masse erreicht!

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    Tag: 3

    Sonnenaufgang:
    05:54 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:06 Uhr

    Tageskilometer:
    41 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt, Schotter

    Temperatur – Tag (Maximum):
    38 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    30 °C

    Temperatur – Nacht:
    20 °C

    Maximale Höhe:
    450 m über dem Meer

Die Sonne beglückt das Land mit ihren warmen Strahlen und küsst uns aus dem Schlaf. “Uahh, habe ich gut geschlafen”, raunt Tanja leise. Schnell verlassen wir unser Zelt. Mit dem kleinen Primuskocher erhitzen wir das Teewasser. Dann essen wir unser leckeres Müsli von Rapunzel und packen unser Lager zusammen. Um 11:00 Uhr sitzen wir bereits im Sattel und treten mit vollem Elan in die Pedale. Schon nach wenigen Kilometern beginnen wir tierisch zu schwitzen. Obwohl wir die Sonne lieben, müssen wir bemerken, dass ihre heißen Strahlen uns stark zusetzen. Mittlerweile zeigt das Thermometer schon im Schatten 35°, also mindestens 45° in den der Sonne. Bereits kleine Hügel werden zur Superanstrengung. An manchen, für andere Radfahrer, lächerlichen Erhebungen müssen wir sogar absteigen, um unseren Bock rauf zu schieben. Uns läuft der Schweiß in Strömen und ehrlich gesagt ist jeder Anflug von Spaßfaktor im Keim erdrosselt. Beim Schieben meiner 105 Kilo bekomme ich schon nach wenigen Minuten Schulterverspannungen. Es fällt mir schwer, dass gesamte Gefährt nicht einfach in den Graben zu fahren, um dieser Schinderei gleich jetzt Leb Wohl zu sagen. Der Gedanke an 20.000 Kilometer wird in diesen Augenblick zum Alptraum, zum Undurchführbarem. Bei jedem kommenden Hügel versuchen wir unsere Lastenzüge schon vorher auf Höchstgeschwindigkeit zu bringen, um soviel Höhenmeter wie nur möglich zu gewinnen. Meine Oberschenkel fühlen sich an als würden sie platzen und ich habe jedes Mal von neuem das Gefühl als müsste ich meine gepeinigte Lunge auf den heißen Asphalt kotzen. Uns wird nur annähernd bewusst was die Radprofis während der Tour de France leisten.

Die wunderschöne Landschaft des Bodensees findet von uns nur noch wenig Beachtung. Unsere Stimmung sinkt von Stunde zu Stunde. Als wir nach ca. 41 Kilometern, am späten Nachmittag, kurz vor der Stadt Konstanz, auf einem völlig überfüllten Zeltplatz gleich neben dem Kinderspielplatz für 29 Franken ein für unser Zelt viel zu kleines Stückchen Rasen zugewiesen bekommen, ist von unserer Moral nichts mehr übrig. Tanja und ich sind gereizt und müssen aufpassen uns nicht in die Haare zu bekommen. Wir haben schon am dritten Tag unserer Reise die kritische Masse erreicht. Ein Funken genügt und den Laden zerlegt es in seine Einzelteile. “Wir müssen umkehren. Laut meiner Karte kommt die nächsten 20 Kilometer keinen Zeltplatz mehr”, sage ich worauf wir unsere Räder besteigen, um sie über die bereits besiegten Bodenerhebungen zurück zu treiben. Nach insgesamt 50 Kilometer erreichen wir völlig erschöpft einen netten Campplatz bei Ruederbronn. Wir stellen unsere Behausung auf, kochen uns heißes Wasser für unsere schmackhafte gefriergetrocknete Fertignahrung von Reiter und diskutieren über den Tag. Mit von der Sonne verbrannten Oberschenkeln, Oberarmen und Gesichtern kriechen wir in unser Zelt und legen im einvernehmlichen Schweigen unsere schmerzenden Körper auf die Isomatten.

Wir freuen uns über Kommentare!

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