Flaches Land – Navigation
N 16°28’27.5’’ E 107°34’46.3’’Datum:
12.01.2017
Tag: 562
Land:
Vietnam
Provinz:
Thừa Thiên-Huế
Ort:
Hue
Breitengrad N:
16°28’27.5’’
Längengrad E:
107°34’46.3’’
Tageskilometer:
89 km
Gesamtkilometer:
21.489 km
Luftlinie:
65 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
21.7 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
37.3 km/h
Fahrzeit:
4:05 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Maximale Höhe:
50 m
Gesamthöhenmeter:
58.499 m
Höhenmeter für den Tag:
138 m
Sonnenaufgang:
06:20 Uhr
Sonnenuntergang:
17:34 Uhr
Temperatur Tag max:
25°C
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Es hat die ganze Nacht wie aus Eimern geschüttet. Ich blicke aus dem Fenster auf den nassen Hinterhof des Hotels. Auch für heute hat der Wetterbericht Regen vorhergesagt. Da es die kommenden Tage unverändert schlecht bleiben soll, können wir die Nässe nicht einmal aussitzen. Wir beladen unsere Bikes und verlassen Đông Hà in Richtung der alten Kaiserstadt Hue. Weil wir vorgestern kurz in das 100 Kilometer entfernte Laos ausgereist sind, um unser neues Vietnamvisum zu aktivieren, hat sich unser Aufenthalt erneut um drei Monate verlängert. Eine Zeit die wir dringend benötigen, um die knapp 2.000 Kilometer bis zur Südküste des Landes zu bewältigen.
Kaum sitzen wir im Sattel, spitzt die Sonne zwischen den Wolken hervor und der ewige Dauerregen entscheidet sich uns mit seiner unangenehmen Feuchtigkeit zu verschonen. Für eine Weile folgen wir dem Highway A1. Wir überholen einen Radfahrer, dessen Beladung so aussieht, als wäre auch er eine längere Strecke unterwegs. Sofort halten wir an, um ein paar Worte auszutauschen. „Ich fahre von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt“, erzählt der 60-jährige Spanier und klagt über den üblen Verkehr. „Bist du die ganze Zeit auf der A1 unterwegs?“ „Ja, ist doch die beste Straße nach Ho-Chi-Minh-Stadt?“ „Die beste Straße? Nein, das ist die meist befahrene Verkehrsader in Vietnam. Warum nimmst du nicht den Ho-Chi-Minh-Highway? Der ist ruhig, geradezu beschaulich und die Landschaft fast immer traumhaft schön. Wir sind nur hier, um uns ein paar wichtige Sehenswürdigkeiten in dieser Region anzusehen. Spätestens ab der Stadt Hoi An verlassen wir wieder die Küstenregion und folgen erneut dem Ho-Chi-Minh-Higway in Richtung Süden.“ „Und wie finde ich den?“ „Hast du kein Navi?“, frage ich überrascht. „Nein, nur ein Smartphone und mit der Navigations-App kenne ich mich nicht so gut aus. Die leitet mich immer wieder in einen Umweg.“ „Und wie findest du dich dann zurecht?“ „Ha, ha, ha, das ist ganz einfach. Ich frage immer Ho-Chi-Minh? Ho-Chi-Minh? Worauf mir die Vietnamesen mit Handzeichen die Richtung angeben. Aber ehrlich gesagt gefällt es mir hier gar nicht. Der Verkehr ist der Wahnsinn.“ „Hm, verstehe. Du bist einfach auf der falschen Straße unterwegs.“ „Sehe schon, wenn ich mich in Zukunft noch mal auf eine Radreise begeben sollte, werde ich nicht mehr ohne Karte und Navigation reisen.“ „Gute Idee“, antworte ich lachend. Dann verabschieden wir uns und düsen davon. „Das hat ihn sicherlich frustriert“, meine ich etwas später. „Du meinst weil wir mit unserer schweren Beladung und Anhänger ihn so gnadenlos abgehängt haben?“, überlegt Tanja. „Klar, er hat bestimmt nicht bemerkt, dass wir mit E-Bikes unterwegs sind. Sicherlich meint er, wir wären irgendwelche außerirdischen Mutanten mit Monstermuskel die solch schwer beladenen Räder und noch dazu mit Anhänger in einer Geschwindigkeit von mit 25 km/h gegen den Wind treten“, antworte ich herzhaft lachend.
Wir verlassen den Highway A1 und setzen unseren Weg auf einer wenig befahrenen Landstraße fort. „Eine traumhaft schöne Strecke hast du uns da ausgewählt“, freut sich Tanja. „Gut, dass wir mit Google Maps, einem GPS, Landkarte und einer funktionierenden Smartphone-App arbeiten“, antworte ich und bin froh die modernen Hilfsmittel in unsere Reise einbeziehen, da wir auf diese Weise auch die kleinsten Verkehradern finden.
Links und rechts des sich auf einem Damm befindlichen Asphaltstreifens, breiten sich endlose Wasserflächen aus. Der Dauerregen hat hier die Felder dramatisch überflutet. Direkt neben uns stelzen Fischer ihre schmalen Bötchen über den endlos erscheinenden See. Während der Steuermann den schmalen Holzkahn mit einer langen Stange über das Wasser dirigiert, hält der vorne im Kahn Stehende einen Stab ins Wasser, an dem sich ein Netz befindet. „Ich glaub`s nicht. Die fischen mit Strom!“, sage ich, als ich das System erkenne. In der Mitte des wackeligen Bootes befindet sich eine große Autobatterie, von der ein Kabel an das Netz führt. Sobald Fische in die Nähe des Netzes geraten, bekommen sie einen heftigen Schlag und sind somit leicht einzufangen. Eine äußerst effektive Methode die den Fischen keine Chance lässt.
Unser Weg führt uns durch kleine Dörfer, deren Häuschen sich zu beiden Seiten des Weges reihen. Die fleißigen Bauern, die hier offensichtlich wohnen, befinden sich auf den teils überfluteten Feldern. Ihre dreirädrigen Tracktormaschinen pflügen den klatschnassen Untergrund, um ihn so für die baldigen Reissetzlinge vorzubereiten. Manche Frauen und Männer stehen mit nackten Füßen im Feld. Sie bringen Dünger aus oder sprühen Insektizide, um Schädlinge zu vertreiben, ihren Bestand zu hemmen oder sie abzutöten. Keiner von ihnen scheint darüber nachzudenken sich dabei selbst zu vergiften, da sie bahrfüßig, teils bis zu den Knien, im Wasser stehen.
Die Bilder um uns wechseln unaufhörlich. Zahlreiche taoistische, buddhistische Tempel leuchten uns in ihrer bunten Pracht entgegen. Friedhöfe mit prächtigen Grabsteinen oder ganzen Grabhäusern lassen uns glauben, dass hier nur Fürsten und Prinzessinnen ihre ewige Ruhe gefunden haben. Die Vietnamesen dieser Region müssen ein Vermögen für ihre Verstorbenen ausgeben, geht es mir durch den Kopf. „Ich habe Hunger!“, ruft Tanja, weswegen wir in einen der vielen kleinen, einfachen Restaurants anhalten. In der Küche sieht es traurig aus. Außer einem Fisch, ein wenig Reis und einer einzigen Tomate, gibt es nichts. Ich bestelle Reis und die Tomate. Es schmeckt so wie es aussieht. Als wir zahlen möchten verlangt die Köchin 100.000 Dong. (4,13 €) In einem Restaurant in der Stadt würde so ein Essen ca. 20.000 Dong (0,83 €) kosten. „Ich kann es nicht fassen. Jetzt frage ich einmal nicht vorher nach dem Preis und werde hier in einem armseligen Dorf abgezockt“, empöre ich mich. Tanja schüttelt energisch den Kopf. „Mehr als 50.000 Dong (2,07 €) bekommst du nicht“, sagt sie entschlossen, worauf die dünne Köchin lächelt und das Geld entgegen nimmt.
Wir lassen uns die Laune nicht verderben und radeln weiter. Links von uns erhebt sich eine hohe, mit Bäumen und Sträuchern bewachsene Düne, die das flache Hinterland vor dem wütenden anbrandenden Chinesischen Meeres schützt. Wir queren endlose überflutete Reisfelder, weitere zahlreiche Dörfer, viele Begräbnisstätten und bunte Tempel, bis wir auf eine breite Straße treffen, die uns nach einem wiedererwartenden trockenen, wunderschönen Radtag in die einstige Kaiserstadt Hue führt. Mit vielen Mopeds durchfahren wir ein Tor der alten Stadtmauer und landen, wegen der malerisch schönen Lage am Parfümfluss und der charmanten nahe gelegenen Hügellandschaft, in einem der reizvollsten Orte Vietnams. Da hier die majestätische Zitadelle, elegante Tempel, die kaiserliche Residenz, beeindruckende Festungen und Tore, einige der imposantesten Pagoden und kaiserliche Prachtgräber auf uns warten, planen wir ein paar Tage zu bleiben, um einen Hauch der einstigen Pracht zu erhaschen…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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