Festung am Wildganstor-Pass
N 39°31’48.9’’ E 112°48’06.4’’Datum:
29.10.2015
Tag: 123
Land:
China
Provinz:
Shanxi
Ort:
Shanyin
Breitengrad N:
39°31’48.9’’
Längengrad E:
112°48’06.4’’
Tageskilometer:
100 km
Gesamtkilometer:
10.228 km
Maximale Höhe:
1.500 m
Gesamthöhenmeter:
6.011 m
Sonnenaufgang:
06:51 Uhr
Sonnenuntergang:
17:34 Uhr
Temperatur Tag max:
6 bis 9 °C
Temperatur Nacht:
minus 5°C
Platte Reifen gesamt:
8
Platte Vorderreifen:
2
Platte Hinterreifen:
5
Platte Anhängerreifen:
1
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Gegen Mittag erreichen wir die ca. 50 Kilometer von Shanyin entfernt gelegene Festungsanlage am Yanmenguan, übersetzt Wildganstor-Pass. Als einzige Gäste stehen wir am Ticketschalter und kaufen uns für 85 Yuan (12,49 €) pro Person die Eintrittskarten. Dann verlassen wir das moderne Besucherzentrum vor dem Busse warten. Mit den Worten: „Hunde sind nicht erlaubt“, untersagt uns der Fahrer das Einsteigen. „Schau mal, der ist ganz lieb“, versucht Tanja ihn zu überzeugen, nimmt ungeniert die Hand des Uniformierten und lässt ihn Ajaci streicheln. „Kein Problem“, bestätige ich, worauf wir ohne viel zu Fragen in den Bus einsteigen. Der Fahrer sieht etwas verwirrt seine Kollegen an, lacht verlegen, setzt sich hinters Steuer, lässt den Motor an und fährt seine drei Gäste zur Festung den Berg hinauf. Als wir offensichtlich die Endstation erreicht haben verabschieden wir uns. „Bis später“, sagen wir, darauf hoffend, dass der Mann dann seine Meinung nicht ändert und uns auch wieder mit unserem Hund zum Informationszentrum zurückfährt.
Obwohl Yanmenguan einer der bedeutenden Festungsanlagen der Großen Mauer ist, zu den Denkmälern Chinas gehört, ein strategisch wichtiger Durchgang von der Provinz Shanxi in den Norden Chinas war, und seit dem Wiederaufbau im Jahre 2010 zahlreiche Besucher anlockt, sind wir in der gesamten Anlage wieder einmal die einzigen Besucher. „Hat schon was, so spät im Jahr die Sehenswürdigkeiten Chinas zu besuchen“, stelle ich fest. Bei ca. minus 5 °C bläst uns eisiger Wind entgegen. „Wollen wir bis dort oben hinauf?“, frage ich Tanja auf einen der Wachtürme deutend der hoch über uns am Ende einer langen Mauer über der Festung zu wachen scheint. „Klar, wenn wir schon mal in China sind will ich auch den letzten Turm besteigen.“ Da beim Wiederaufbau nicht darauf geachtet wurde mit Originalmaterialien zu arbeiten, sonder mit Beton, dem Lieblingsstoff der Chinesen, fehlt ein wenig das Flair. Ich vermisse die Ausstrahlung wie sie unsere alten Ritterburgen in Europa besitzen. Und trotzdem wirkt das einstige Bollwerk, dass schon während der Tang Dynastie 618 bis 907 gegen die eindringenden Nomadenstämme errichtet wurde, äußerst beeindruckend.
Als wir über die steilen Stufen den letzten und höchsten Wachturm erreichen, erkennen wir das Ausmaß der legendären Festung am Wildganstor-Pass. Raue Gebirge, deren Gipfel zum Teil von Schnee bedeckt sind, bestimmen das Landschaftsbild. Ich kann mir gut vorstellen wie hart es damals war hier oben in der Einsamkeit seinen Soldatendienst zu fristen. Man erzählt, dass sich in dieser Festung so mancher Krieger ehrenvolle Verdienste erworben haben soll. General Li Mu, der hier begraben wurde, hat ein angreifendes Reiterheer der Xiongnu, ein Stammesbund der zwischen dem 3. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. weite Teile Zentralasiens kontrollierte, in einen Hinterhalt gelockt und dadurch den Angriff abgewehrt. Die Festung wurde im Laufe der Jahrhunderte heftig umkämpft, erobert und zurückerobert. Heerführer der Han-Dynastie zogen von hier gegen die damals gefährlichen und kriegerischen Xiongnu, wegen denen der Kaiser Shihuangdi die ersten Teile der chinesischen Mauer errichten ließ. „Was für ein Ausblick“, unterbricht Tanja meine Gedanken. „Atemberaubend.“ „Du bist so wortkarg. Was geht dir durch den Kopf?“, möchte sie wissen. „Ich habe gerade an meinen Militärdienst gedacht und versucht mich in die Lage der damals hier dienenden Soldaten zu versetzen. Laut Aufzeichnungen überlebte der Kaiser Sui Yangdi seinen Inspektionsbesuch vor über 1.400 Jahren nur deswegen weil sein General mit Li Shimin die angreifenden Tulue mit einer List in die Flucht schlug. Ich kann die Schlachtenrufe, das Schreien der Verwundeten und Sterbenden, das Schnellen der Sehnen wenn die Pfeile die Bögen verlassen, das Wiehern der Pferde und das Brüllen der Befehle hören, als würde der Angriff gerade stattfinden.“ „Du hast zu viel Fantasie.“ „Ich weiß nicht. Hör doch mal hin. Lausche dem Rauschen des eisigen Windes“, antworte ich. „Ich möchte mich auf keinen Krieg konzentrieren. Lass uns lieber wieder ins Tal gehen. Der Wind wird immer unangenehmer“, antwortet Tanja, worauf wir die Stufen des Wachturmes nach unten gehen.
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