Faszinierendes Kambodscha
N 12°33’26.1’’ E 105°03’32.0’’Datum:
12.06.2017
Tag: 713
Land:
Kambodscha
Ort:
Romdoul Farm Residence
Breitengrad N:
12°33’26.1’’
Längengrad E:
105°03’32.0’’
Tageskilometer:
78 km
Gesamtkilometer:
24.086 km
Luftlinie:
54 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
23.9 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
29.0 km/h
Fahrzeit:
3:14 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Maximale Höhe:
25 m
Gesamthöhenmeter:
71.270 m
Höhenmeter für den Tag:
58 m
Sonnenaufgang:
05:33 Uhr
Sonnenuntergang:
18:25 Uhr
Temperatur Tag max:
33°C
Aufbruch:
07:00 Uhr
Ankunftszeit:
12:30 Uhr
Platte Reifen gesamt:
15
Platte Vorderreifen:
3
Platte Hinterreifen:
10
Platte Anhängerreifen:
1
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
LINK ZUR REISEROUTE
Bevor uns die Sonne kocht, sitzen wir schon früh am Morgen auf unseren Bikes und radeln in Richtung Norden. Der Verkehr auf dieser Strecke ist bisher gering. Ohne jegliche Erhebung geht es mit ca. 25 km/h dahin. Links und rechts von uns erstrecken sich Reisfelder. Armselige Hütten, von denen manche kurz vor dem Zusammenbruch sind, kauern in dem wunderschön anzusehenden Grün der frischen Reissetzlinge. Lastenrikschas parken vor einer aus Bambus gebauten Essbude. Beim Vorbeifahren weht uns ein köstlicher Duft in die Nase. Vielleicht stillen die Rikschafahrer ihren Hunger gerade mit dem leckeren Nationalgericht namens Amok. Das ist ein mit Kokosmilch zugerichtetes Currygericht, welches mit Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchten serviert wird. Oder sie verdrücken gerade Lok Lak, ein häufig anzutreffendes Gericht, indem die Einheimischen Rindfleisch in einer Sauce anbraten welches dann auf Zwiebeln und Salatblätter gelegt wird. Am liebsten würde ich anhalten und meinen Bärenhunger mit der schmackhaften Khmerküche stillen, aber bis zu unserem heutigen Ziel, der uralten Tempelanlage Sambor Prei Kuk, liegen noch mindestens 60 Kilometer vor uns. Abgesehen davon essen wir nur sehr selten Fleisch, vor allem nicht gerne von Garküchen, da sie meist keinen Kühlschrank besitzen. Fleisch verdirbt bei der Affenhitze und der extrem hohen Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent in wenigen Stunden. Wir radeln also weiter, obwohl es jetzt um 9:00 Uhr bereits grauslich heiß ist und ein schattiges Plätzchen verlockend wäre, um ein wenig auszuruhen.
In einer Kleinstadt hängen wieder überall Plakate von denen die Konterfeis der verschiedenen Politiker auf die Landesbewohner herabsehen. Ihre ernsten oder lächelnden Gesichter sollen Seriosität oder Vertrauen ausdrücken. Bei dem was in diesem Land erst vor wenigen Jahrzehnten geschehen ist machen mir diese oftmals machtgierigen Menschen eher Angst. Im Gegensatz dazu erfreuen uns fünf Novizen, die gerade von Haus zu Haus ziehen, um ihre Bewohner zu segnen. Für ihren erteilten Segen erhalten sie ein paar Münzen oder etwas zu essen. Wenige hundert Meter weiter erstrecken sich riesige Werbetafeln über die Bundesstraße, die den Bürger darauf hinweisen keine Schildkröten mehr zu verzehren und Schlangen nicht in Branntwein einzulegen. „Wer hätte das gedacht, dass es in Kambodscha eine Lobby für Artenschutz gibt“, freue ich mich.
Tack! Tack! Tack!, schallen Schläge über die Straße. Steinmetze bearbeiten mit Hammer und Meisel groben, hellen Stein, um wunderschöne Buddhastatuen zum Leben zu erwecken. Wir halten an und schießen ein paar Bilder. Einige der Künstler stellen ihre Arbeit ein, um uns zu fragen woher wir bei diesen Temperaturen mit unseren schwer beladenen Rädern kommen und wohin wir wollen. „Aus Deutschland kommen wir und in ein paar Monaten werden wir in Bangkok eine längere Rast einlegen“, sage ich. Die Männer schütteln ihre Köpfe, lachen laut, gestikulieren wild und scheinen uns kein Wort zu glauben.
Die Abwechslung die uns das Straßenleben Kambodschas bietet ist umfangreich. Ständig gibt es Neues zu bestaunen, zu bewundern und zu betrachten. Als hätte eine große Macht ihrer Fantasie freien Lauf gelassen ist es entweder besonders laut, hektisch, staubig, dreckig, chaotisch oder besonders bunt, angenehm grün, gut riechend und ruhig. 10 Minuten später spuckt uns die Kleinstadt wieder aufs friedliche Land aus. Bis auf ein paar Fahrzeuge, die uns überholen, gibt es kaum Verkehr. Ein Bauer pflügt mit seinem Ochsen direkt neben dem in der Sonne kochenden Asphaltstreifen durchs Reisfeld. Die schwere Arbeit und die Hitze hintern ihn nicht daran seine Hand zu heben und uns ein freudiges „Chomreabsuor!“ (Hallo) zuzurufen. „Hello! Hello!“, erwidern wir. Gleich daneben wirft ein Fischer mit schwungvoller Bewegung sein Netz in einen mit braunem Wasser gefüllten Teich. „Ob es in dem traurigen Tümpel noch Fische gibt?“, wundert sich Tanja. „Na wenn, dann sind sie bestimmt nicht groß“, antworte ich. Wir halten an, um dem ebenfalls freundlichen Mann ein wenig bei seiner mühsamen Arbeit zuzusehen. Ohne Unterlass schleudert er sein Netz auf das trübe Wasser und immer wieder ist es leer. „Na wenn er sich von dieser Arbeit ernährt, muss er heute hungern“, meint Tanja. „Sieh ihn dir an. Er hat kein Gramm Fett auf den Rippen. Hier in Kambodscha gibt es noch immer viele Menschen die am absoluten Existenzminimum dahinvegetieren“, antworte ich nachdenklich.
Immer öfter erheben sich die goldenen Dächer buddhistischer Tempelanlagen aus dem tropischen Blätterdach. Wir fühlen uns wie in einer längst vergangenen Welt. Einer Welt die uns in eine Zeit versetzt, in der es noch keine Technologie, Autos und Umweltverschmutzung gab. Viele der menschenleeren Tempel lassen wir hinter uns. Einem besonders schönem der heiligen Gebäude statten wir einen kurzen Besuch ab. Wir stellen die Bikes auf den Ständer, setzen uns auf die mit gelber Farbe bemalte Treppe und legen eine kurze Verschnaufpause ein bevor es weitergeht zur im Urwald versunkenen kaum bekannten und geheimnisvollen alten Stadt Isanapura…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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