Endlich wieder Routineablauf

Bei Perth — 01.01.2000

Obwohl wir nun in unseren neuen vier Wänden schlafen könnten, verbringen wir die Nächte weiterhin im Zelt. Der Grund dafür liegt darin, dass wir den Schlafteil des Caravans zum Büro umfunktioniert haben. Ehrlich gesagt hatte ich auf all unseren Expeditionen noch nie so ein tolles Büro. Ich sitze hier gerade an einem kleinen Schreibtisch auf einem echten Bürostuhl auf Rollen und sehe bei meinen Denkpausen aus dem Fenster, um unsere Kamele zu beobachten. Sie suhlen sich im feinen Staub, den der Wind zu uns trägt. Wie gerade eben könnte ich ihnen stundenlang zusehen, doch muss ich weiterschreiben um unsere Erlebnisse festzuhalten.

Nach dem Umzug von Tom und dem Aufbau unserer neuen Basis kehrt endlich etwas Ruhe ein. Wir fühlen uns seit langem wieder einmal wohl und müssen nicht jeden Tag davor Angst haben, dass irgend ein Drama geschieht. Leider müssen wir feststellen, dass an einen Aufbruch in den nächsten Wochen nicht zu denken ist. Durch die Geschehnisse der letzten Monate, dem ständigen Ärger bei Tom, den Umzug zur Kamelfarm bei Perth, den Aufbau einer neuen Basis, der Suche nach anderen Kamelen, dem Schreiben des Buches und vielen weiteren Vor- und Zwischenfällen sind wir wiederholt in mächtigen Zeitverzug geraten. Der wichtigste Grund unseren Expeditionsaufbruch ein drittes Mal zu verschieben, liegt allerdings an dem gnadenlosen australische Sommer mit seinen Temperaturen bis zu 54 Grad im Schatten. Ständig werden wir vor der unmenschlichen, extremen Hitze gewarnt. Tanja und ich sind vor Tom gewarnt worden und wir wollten nicht hören. Wir mussten dafür bezahlen. Diesmal werden wir auf die gut gemeinten Ratschläge der Einheimischen hören und erst zu Sommerende oder Herbstanfang aufbrechen. Wir haben gelernt, dass eine Australiendurchquerung nur dann die Chancen auf Erfolg verspricht, wenn wir auf die Jahreszeiten achten. Abgesehen davon, haben wir noch soviel zu tun, dass uns die Verschiebung Luft lässt alles weitere in Ruhe vorzubereiten.