Eisige Sturmböen im Rücken
N 42°45’39.0’’ E 112°38’42.2’’Datum:
09.10.2015
Tag: 103
Land:
China
Ort:
Saihan Tal
Breitengrad N:
42°45’39.0’’
Längengrad E:
112°38’42.2’’
Tageskilometer:
118
Gesamtkilometer:
9.496 km
Luftlinie:
114
Durchschnitts Geschwindigkeit:
25,4
Maximale Geschwindigkeit:
45 km/h
Fahrzeit:
4:51 Std
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Maximale Höhe:
1.066 m
Gesamthöhenmeter:
4.475 m
Höhenmeter für den Tag:
130 m
Rückenwind Windstärke: 7
53 km/h
Sonnenaufgang:
07:33 Uhr
Sonnenuntergang:
19:00 Uhr
Temperatur Tag max:
12 C°
Temperatur Tag min:
minus 2°C
Aufbruch:
12:10 Uhr
Ankunftszeit:
17:45 Uhr
Platte Reifen gesamt:
7
Platte Vorderreifen:
2
Platte Hinterreifen:
4
Platte Anhängerreifen:
1
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Nachdem wir solange in Erenhot verbracht haben fällt mir das Beladen der Räder nicht leicht. Vor allem muss ich eine ganze Weile überlegen wohin wir jetzt die sieben zusätzlichen Ersatzmäntel packen, die man leider nicht zusammenfalten kann. Um 11:30 Uhr haben wir es vollbracht und unsere gesamte Habe auf die Bikes und Hänger verfrachtet. „Ein Wahnsinn was wir alles mit herumschleppen“, meint Tanja. „Stimmt, aber was sollen wir machen? Wie du weißt ist nichts dabei was wir entbehren könnten“, antworte ich mir am Kopf kratzend. „Ja, ja, ist mir schon klar. Hoffe nur, dass die Räder nicht zusammenbrechen.“ „Na das hoffe ich auch.“ Die freundliche Rezeptionistin öffnet die Flügeltür, damit wir unsere Schwertransporter auf zwei Rädern ins Freie schieben können. Kaum ist sie offen, bläst der eiskalte Wind in die Lobby und fegt ein Bild von der Wand, welches krachend zu Boden fällt. Die Frau sieht uns mitleidig an und schüttelt sich vor Kälte. „Du musst einen Gesichtsschutz tragen“, ermahnt sie Tanja.
Laut Wettervorhersage ist heute der bisher kälteste Tag. Der extreme Wüstenwind, der aus der Mongolei über die Grenze bläst, fährt uns in die Knochen. Ob wir den kommenden Winter mit seiner bitteren Kälte und erbarmungslosen Wind auf den Bikes überstehen? Wir hätten hier nicht so lange bleiben sollen, geht es mir durch den Kopf. Wegen dem Warten auf die Ersatzteile blieb uns allerdings nichts anderes übrig, beruhige ich meine durcheinander wirbelnden Gedanken. Auch wenn ich immer bemüht bin nicht schlecht drauf zu kommen fällt es mir unter diesen Bedingungen schwer. „Wir werden es schon meistern“, muntern mich Tanjas Worte ein wenig auf. Zum Abschied an unseren dreieinhalb Wochen langen Aufenthalt hier im Hotel, schießen wir vor dem eindrucksvollen Gebäude noch ein paar Fotos. Es war ein wunderbarer Platz an dem man uns sehr gut behandelte. Auch die Stadt Erenhot wird uns sicherlich in bester Erinnerung bleiben. Unsere Erfahrungen waren bis zum letzten Tag durchgehend positiv. Tanja freundete sich mit den Gärtnern des Parks an, indem sie jeden Tag zweimal mit Ajaci spazieren ging. Sie wurde von dem einen oder anderem Ladenbesitzer mit Handschlag begrüßt. Ein Zeitungswarenhändler hat ihr zum Abschied sogar einen kleinen Block geschenkt und es vehement abgelehnt dafür Geld zu nehmen. In unserem Lieblingsrestaurant, in dem wir öfter zum Hot Pot Essen waren, gab es sogar Gruppenfotos und viele Glückwünsche zum Abschied. Ja selbst die Polizei, die gestern Nachmittag Tanja während ihres Spaziergangs mit Ajaci aufhielt, und sie nach ihrem Pass fragte, reagierte freundlich als Tanja keinen Ausweis bei sich trug. „Die Dokumente sind im Hotel“, antwortete sie wie immer höflich. „Welches Hotel?“, wollten die Beamten wissen. „Sehen sie? Dort drüben“, zeigte Tanja auf das nur ein paar hundert Meter entfernte Gebäude, worauf die Grenzpolizisten zum Hotel fuhren, um sich Tanjas Aussage bestätigen zu lassen.
Mit der Kraft des Wüstenwindes im Rücken bläst es uns aus der Stadt. Weil ich je zwei Reifen über den Sattel und Gepäck gestülpt habe, stoßen wir beim Treten mit der Rückseite unserer Oberschenkel dagegen. Das kostet Kraft, drückt unsere Hintern sogar ein wenig aus dem Sattel und ist wahrscheinlich der Grund dafür unsere schwer beladenen E-Bikes nicht richtig unter Kotrolle bringen zu können. „Ich glaube das ist keine gute Idee gewesen!“, ruft Tanja. „Ich lass mir etwas einfallen!“, antworte ich mir überlegend wohin ich die Mäntel noch packen könnte. Dann stoppen wir kurz, entladen den Hinterbau und ich verzurre die Reifen zwischen Satteltaschen und der darauf liegenden größeren Tasche. So stehen sie hinten zwar ein bisschen über aber unsere Oberschenkel können sich ab diesem Zeitpunkt frei bewegen. Sofort ist das Fahrgefühl wieder sicherer und wir kommen gut voran.
Mittlerweile befinden wir uns auf einer vierspurigen, breiten Straße die große Ähnlichkeit mit einer Autobahn besitzt. Immer wieder halte ich an und versuche über mein Kartenprogramm MAPS.ME herauszufinden ob es eine andere Möglichkeit gibt in den Süden zu gelangen. „So wie es aussieht ist das die einzige Straße“, erkläre ich. „Aber wir dürfen doch nicht auf einer Autobahn fahren!“ „Egal, wir haben keine andere Möglichkeit“, antworte ich, weil es keine Ausfahrt gibt und umkehren auch nicht ratsam wäre. Kaum wird Erenhot im Rückspiegel kleiner befinden wir uns wieder mitten in der Wüste Gobi. Klar hört diese nicht plötzlich auf nur weil die Menschen eine Grenze zwischen die Mongolei und die Innere Mongolei gezogen haben. Auch wenn die Innere Mongolei „nur“ ein autonomes Gebiet von China ist, ist sie mit ihren knapp 1,2 Millionen km² fast 3 ½ Mal so groß wie Deutschland und obwohl China zu den dichtesten besiedelten Ländern der Welt gehört, leben in der Inneren Mongolei nur ca. 25 Millionen Menschen. Das heißt, auf einem km² 20,51 Einwohner. In Deutschland hingegen sind es mit 235 Einwohner auf einem km² bald 11 ½ Mal soviel. Das bedeutet für uns auf den kommenden 1.000 km nach wie vor auf nur dünn besiedeltes Land zu treffen.
„Da vorne ist eine Moutstation!“, rufe ich, auf die sich über die Straße ziehenden Gebäude deutend. Mit etwas mulmigem Gefühl, hier bestraft zu werden, nähern wir uns den Schranken. Der Beamte grüßt und winkt uns freundlich durch. „Na das war einfach“, sage ich erleichtert.
Links und rechts der Autobahn G208 tauchen plötzlich Dinosaurier auf. Es sind monumentale Skulpturen aus Metall, die in den wenigen Sonnenstrahlen, die die dichter werdende Wolkendecke durchlassen, goldgrün glänzen. „Wow! Das sieht ja irre aus!“, rufe ich begeistert, stoppe mein Rad, um die Wesen, die diese Region einmal in großer Zahl belebten, abzulichten. Für einige Kilometer begleiten uns nun die riesigen Tiere aus der Urzeit. Die Künstler, die sie gestalteten, lassen sie derart echt aussehen, dass man glauben könnte sie würden sich tatsächlich bewegen. „Wären die am leben hätten sie uns schon längst gefressen!“, scherze ich. „Schau mal dort vorne!“, höre ich Tanja begeisterten Ausruf. Zwei riesige Pflanzen fressende Apatosaurus, die zu ihrer Lebzeiten vor 150 Millionen Jahren eine Länge von 30 Meter erreichen konnten und bis zu 30 Tonnen wogen, wölben ihre langen Hälse über die G208 und Bilden somit einen äußerst skurrilen Bogen unterm dem der spärliche Verkehr hin und her saust.
Immer wenn ich anhalte, um zu fotografieren oder um nur kurz zu verschnaufen, trifft uns der eisige Wind mit voller Wucht. Ich packe meinen Windmesser aus und kann es kaum glauben „Windstärke sieben!“, rufe ich. „Wie viel ist das?“ „Die Böen erreichen bis zu 54 km/h“, antworte ich. „Nur gut dass sie uns in den Rücken treffen.“ In der Tat ist das für uns ein großer Glücksfall, weil der nächste Ort, in dem wir unsere Akkus laden können, sich erst knapp 120 km hinter Erenhot befindet. Hätten wir diesen Monsterwind gegen uns, würden wir ganz sicher mitten auf der Strecke liegen bleiben. Weil das Risiko, auf solch einsamen Abschnitten, in solch dünnbesiedeltem Land ohne Strom stehen zu bleiben, sehr groß ist, haben wir mittlerweile mit Bosch kommuniziert. Seit einigen Tagen wissen wir definitiv, dass sich sechs der neuen 500 Watt Akkus auf dem Weg ins Reich der Mitte befinden. Damit werden wir genügend Energie besitzen, um auch unter schwierigen Bedingungen große Strecken bewältigen zu können. Tanja hat sogar vorgeschlagen unsere jetzigen 400 Watt Akkus zu behalten. Die zusätzlichen 500 Watt Akkus wären dann zwar eine weitere Gewichtszunahme von ca. neun Kg. pro Rad aber wir werden rein theoretisch unseren Aktionsradius auf 200 km erhöhen. Der Gedanke daran, dass wir dann auf Grund von Energiemangel nicht mehr auf so einer Strecke liegen bleiben können und auch nicht mehr auf Straßenrestaurants angewiesen sind, in denen wir unsere Stromsammler laden müssen, hat etwas äußerst Beruhigendes.
Wie auch immer, auf dieser Strecke gibt es tatsächlich keine Lademöglichkeit und auch keine Tankstelle. In der Zwischenzeit hat sich der Himmel verfinstert. Es sieht nach Schnee aus. Im Süden greifen dunkle Wolkenfahnen in die flache, nur mit spärlichem Gras bewachsene Gobi. Im Westen und Osten drehen sich unzählige Windräder vor bedrohlich aussehenden Wolkengebilden. Die Wetterstimmung ist gelinde gesagt äußerst angespannt und das bereits am neunten Oktober. Nachdem uns der steife Nordwind über vier Stunden vor sich hergejagt hat stoppen wir kurz, um mit Heißhunger einen Müsliriegel zu vertilgen. Es dauert nur Augenblicke bis wir, trotz unserer Windstopperkleidung völlig durchfroren sind. Bibbernd und mit eiskalten Fingern springen wir, noch kauend, in die Sättel und düsen weiter. Erst nach 70 km tauschen wir Akku 1 gegen Akku 2 aus. Dann erscheint eine weitere Moutstation. Hinweisschilder zeigen in unmissverständlicher Bildsprache, dass hier keine Fahrräder mehr erlaubt sind. Wir folgen einer abzweigenden kleineren Straße die uns in die Ortschaft Saihan Tal führt. Weil wir die chinesischen Schriftzeichen nicht lesen können fragen wir uns woran man ein Hotel oder einfachere Unterkunft erkennen kann. Mit bangen Gefühlen, ob wir eine Bleibe für die Nacht finden, lassen wir unsere Räder in die Ortschaft rollen. „Dort drüben! Das sieht doch wie ein Hotel aus?“, rufe ich. Wir sind noch nicht vom Sattel gestiegen, da kommt uns schon eine Chinesin entgegen geeilt und fragt mit Zeichensprache ob wir essen oder schlafen wollen? „Beides“, antworte ich in Gebärdensprache. Sofort werden wir in den Innenhof gebeten. Kaum stehen unsere Roadtrains auf dem Ständer laufen mehrere Chinesen herbei, um uns mit ihren Handys abzufotografieren. Ein sehr eifriger älterer Mann zeigt mir die Zimmer. Sie sind überraschend schön. Im Badezimmer gibt es sogar eine Wanne in der ein heißes Bad verheißungsvoll winkt. „Was kostet das?“, (Zhe duoshao qian – Um es so einfach wie möglich zu halten sind die in Klammer gestellten chinesischen Wörter nicht mit den vier unterschiedliche Tonzeichen, also Striche über den jeweilige Buchstaben versehen. Spricht man die Wörter so aus wie in der Klammer geschrieben wird das kein Chinese verstehen) frage ich versuchend mein bisschen Chinesisch anzuwenden. Leider versteht mich keiner der Anwesenden. Wie schon erwähnt haben wir drei Semester Chinesisch gelernt. Jedoch müssen wir hier feststellen, dass man uns wegen der falschen Aussprache kaum oder gar nicht versteht. Chinesisch ist eine Tonsprache. Außer dem neutralen Ton gibt es noch vier Grundtöne. Jede Silbe trägt einen dieser fünf Töne. Neben der Aussprache einer Silbe ist auch der Ton für die Bedeutung entscheidend. Das heißt, Wörter mit gleicher Aussprache, aber unterschiedlichem Ton, haben verschiedene Bedeutungen. Zum Beispiel: ba heißt je nach Betonung acht, ziehen, Griff oder Vater.
„Schau mal bitte her“, winkt Tanja den alten Herren zu sich. Da wir seit Erenhot wissen, dass unser Chinesisch sich für die Chinesen Spanisch anhört, kommen die von Spring aufgeschriebenen Sätze zum tragen. „Ah“, sagt der freundliche alte Mann. „100 Yuan“ (13,87 €). Tanja zeigt auf: „Dürfen wir unseren Hund mit ins Zimmer nehmen?“ „shide“, (Ja) antwortet er und nickt mit dem Kopf. Die Frage ob wir unsere Räder mit ins Haus nehmen dürfen ist uns jetzt zu kompliziert. „Wir nehmen das Zimmer“, sage ich erleichtert, nachdem der Preis passt, unser Hund rein darf und die Menschen außergewöhnlich freundlich sind. Während ich die Ausrüstung von den Bikes lade tragen Tanja und der alte Herr alles nach drinnen. Dann, als ich die Hänger abgekuppelt habe, frage ich ob die Räder mit ins Innere der kleinen Unterkunft dürfen. Der Mann nickt freundlich lächelnd und hilft mir nun auch diese und die Anhänger rein zu tragen. Kaum sind wir vor dem eisigen Wind geschützt zahlt Tanja, wie es hier so üblich ist, im Voraus das Zimmer. „Ich bekomme 100 Yuan pro Person“, ist die nun die verblüffende Aussage des netten Mannes. „Meinst du der möchte uns bescheißen?“, fragt Tanja. „Glaube ich irgendwie nicht. Denke das ist ein Kommunikationsproblem“, antworte ich. Weil wir schon alles abgeladen haben, müde und ausgefroren sind, die Sonne bereits am Untergehen ist und die Temperaturen unter Null Grad gesunken sind, zahlen wir die 200 Yuan (27,72 €). Der Chinese lacht friedlich aber nicht so als hätte er mit uns ein großes Geschäft gemacht und eilt ins Zimmer, um den Fernseher einzustellen. „Das ist nicht nötig, wollte ich gerade sagen, da wir sowieso kein chinesisches Programm sehen möchten, als Ajaci ganz ungeniert eine Megaladung auf dem Holzboden kotzt. Die Riesenpfütze, in der noch die übrigen Fischbällchen vom gestrigen Essen, unverdaute Karotten und anderes herumschwimmt, schwappt dem Mann an die Fersen. Der ist noch immer beschäftigt den richtigen Kanal einzustellen und bemerkt nicht, dass die Absätze seiner Schuhe bereits überflutet sind. Tanja und ich sehen uns entsetzt an. „Lappen?“, flüstere ich. Tanja zieht geistesgegenwärtig Ajais blaues, großes Handtuch aus seinem Rucksack und wirft es über den übel riechenden See. Sofort ist die Geruchsausbreitung fürs Erste unterbunden. Das Tuch saugt sich voll. Als ob nichts wäre stehen Tanja und ich auf dem Tuch und sehen zu unserem Gastgeber, der sich in diesem Moment mit einem zufriedenen Lächeln umdreht. Er hat wirklich nichts bemerkt, geht es mir durch den Kopf. Der eifrige Mann möchte dann noch die Lichter einstellen, die über eine Konsole zu bedienen sind, als Tanja ihn freundlich am Arm nimmt und sagt: „Haben sie Wifi hier? Ich brauche den Code.“ „Shide“, (Ja) sagt er und verlässt mit Tanja das Zimmer. „Puhhh“, entfährt es mir, schnappe das vollgesogene Handtuch und werfe es erstmal in die Badewanne. Kaum ist der Boden grob gewischt erscheint das chinesische Männchen wieder, um uns doch noch die Konsole zu erklären, mit der man die Lichter und Steckdosen steuert. Nun sicher alles nach bestem Wissen erklärt zu haben verlässt er abermals den Raum. Plötzlich steht das Badezimmer unter Wasser. Wir rufen den alten Herren erneut, der umgehend handelt. Minuten später stehen er und der Koch, vom Restaurant nebenan, in unserem Zimmer. Der Küchenchef ist wie es bei Küchechefs so ist in weiß gekleidet und hat ein unglaublich hohe, ebenfalls weiße Kochmütze auf. Bewaffnet ist er mit einem zehn Meter langen Stahlkabel, welches so aussieht als könnte man damit Rohrleitungen putzen. Die beide rackern sich jetzt unter großem Lärm in unserem Badezimmer ab. Dann wird noch eine Pumpe herangeschafft mit der sie etwas durch eine Leitung pumpen. 15 Minuten später ist der Schaden behoben und die Überschwemmung unter Kontrolle.
Um 19:00 Uhr, nach dem ich meine Kurzaufzeichnungen des Tages geschrieben habe und die Bilder mit Bildunterschriften versehen sind, gehen wir in das Restaurant neben an. Von der Kälte des Tages noch immer ausgefroren sitzen wir in dem Restaurant und verlangen die Speisekarte. „Ich verstehe nur Chinesisch“, sage ich zu Tanja schmunzelnd auf die chinesischen Schriftzeichen deutend. Wir rufen die Kellnerin. Sie versteht dass wir nichts verstehen und kommt mit einem Tablet PC herangeeilt. Tatsächlich sind darin einige Gerichte bildlich dargestellt. „Oh man, das ist ein echt teurer Laden“, sage ich nachdem bald jedes Essen zwischen acht und zehn Euro kostet. Auch das Bier hat den doppelten Preis als in den meisten Kneipen von Erenhot. „Schau dir die weißen Tischdecken an. Die machen hier auf edel“, meint Tanja. Am Ende bestellen wir Gemüse, Reis und eine Suppe. Als die Suppe serviert wird verzieh ich das Gesicht. „Was ist denn los?“, fragt Tanja. „Erinnert mich sehr stark an die Mongolei. Ist voller Ranzfleisch.“ „Na dann freut sich Ajaci“, antwortet sie lachend.
Nach dem für mich unbefriedigendem Mahl ziehen wir uns ins kalte Zimmer zurück. Da die meisten Unterkünfte in China anscheinend keine Heizung besitzen wird mit der Klimaanlage geheizt. Leider funktioniert das Ding nicht richtig. Irgendetwas hat sich da im Motor gefressen und quietscht ohrenbetäubend. „Und wie weit ist es morgen bis zur nächsten Lademöglichkeit?“, fragt Tanja, die sich unter die Zudecke verkrochen hat. „Nach knapp 50 km gibt es einen kleinen Ort. In der Karte sieht der aber eher wie ein Weiler aus in dem sich nur zwei drei Häuser befinden dürften. Weiß nicht ob es da etwas zum übernachten gibt. Die nächst größere Ansiedlung ist Baiyinchagan. Die haben dort ganz bestimmt Unterkünfte aber bis dahin sind es 154 km.“ „154 km? Oh weia, das ist weit.“ „Ja ist es. Aber wenn der Rückenwind so bleibt schaffen wir es mit unseren Akkus. Es wird trotzdem ein harter und langer Tag“….
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