Ein angenehmer Tag!
N 50°08'49.6'' E 055°09'21.5''Tag: 28
Sonnenaufgang:
05:08 Uhr
Sonnenuntergang:
21:32 Uhr
Luftlinie:
51.21 Km
Tageskilometer:
53.45 Km
Gesamtkilometer:
7497.31 Km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt – Schotterpiste
Temperatur – Tag (Maximum):
38 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
21 °C
Breitengrad:
50°08’49.6“
Längengrad:
055°09’21.5“
Maximale Höhe:
260 m über dem Meer
Aufbruchzeit:
09.20 Uhr
Ankunftszeit:
16.00 Uhr
Durchschnittsgeschwindigkeit:
13,28 Km/h
Wegen der gestrigen Anstrengung kommen wir heute nur langsam in die Gänge. Erst um 9:20 Uhr verlassen wir das Camp und schieben die Räder auf die Straße zurück. Dann stelle ich meinen Sattel um nur drei Millimeter höher und hoffe somit meinen Knieschmerzen entgegenzuwirken. “Schau wie schön der Tag beginnt. Und noch dazu dürfen wir gleich vom ersten Meter an unsere Bikes den Berg hinunterrollen lassen”, freue ich mich. Leichte Bewölkung verspricht angenehme Temperaturen und noch dazu einen für uns positiven Richtungswechsel des Windes. Bei fantastischen Temperaturen von 21 Grad gleiten wir nahezu ohne Anstrengung durch eine beeindruckende Steppenlandschaft. Als wir einen Hügel überwinden kommt der erste Steppenreiter im Galopp auf uns zugeritten. Wir halten an, um dem Mann Rede und Antwort zu stehen. Er lädt uns zu sich ein aber auch diesmal lehnen wir ab. Dann geht es weiter und schon nach 15 Kilometer erreichen wir, wie immer unverhofft, eine Lastwagenraststätte. Obwohl wir heute noch nicht weit gekommen sind fragen wir ob es Nahrung für unsere nimmersatten Körper gibt. “Ja, wir haben Bortsch”, sagt die freundliche Köchin. Wir setzen uns vor die Hütte und genießen eine sehr leckere Suppe mit Rindfleisch und frischen Weißbrot. Danach verwöhnen wir unsere Mägen mit Milchtee und Keksen. Als ich gesättigt bin wasche ich mir meine juckend Kopf unter einem kasachischen Waschbecken also einem an einem Drahtband hängendem Blechtopf, in dessen Bodenmitte ein Metallstößel sitzt. Wenn man diesen nach oben drückt fließt das darin befindliche Wasser ab. Einer der Lastwagenfahrer sieht wie ich mich mit dem Wasserrinnsal abmühe, steht auf, nimmt den Schlauch von einem rostigen Wassertank und lässt einen kräftigen Strahl Wasser über meinen Kopf plätschern. “Ahhh! Suuuper!”, jubiliere ich als das Jucken sofort aufhört und das kühle Nass mich erfrischt. “Musst du unbedingt ausprobieren”, empfehle ich Tanja die meinen Rat befolgt, um auch ihren Kopf unter dem Wasserstrahl abzukühlen.
Nach der erholsamen Pause lassen wir die netten Leute hinter uns und treten einen Berg bis auf 260 Meter Höhe hinauf. Bedrohlich aussehende Gewitterwolken verdunkeln den Himmel. “Dort regnet es!”, rufe ich und deute auf die Wolkenfahnen die wie Arme in die Steppe greifen. Es donnert und Blitz um uns herum. Ein kühler Luftzug treibt uns unerwartet voran und dann tun sich die Himmelspforten auf und benetzen uns wieder mit der kühlen Feuchtigkeit. Wir genießen es nass geregnet durch die Landschaft zu brausen. Wir lachen und scherzen. Stellen uns vor einen unsichtbaren Solarmotor im Rad eingebaut zu haben der uns vorantreibt. “Der Motor funktioniert heute echt gut.” “Ja meiner auch”, bestätigt Tanja. “Fantastische Technik so ein Solarmotor. Wie er einen die Berge hinaufbringt. Kannst du dir vorstellen das die Menschen im letzten Jahrhundert ihre Fahrräder noch mit eigener Muskelkraft treten mussten?”, sage ich. “Muss ein harte Zeit gewesen sein”, entgegnet Tanja. “Sehr hart! Ha! Ha! Ha!” “Ja, bin froh jetzt mit dem Rad unterwegs zu sein und nicht damals! Ha! Ha! Ha!”, lacht Tanja darauf achtend vor lauter Heiterkeit nicht vom Rad zu fallen.
Dann ernüchtert uns wieder eine der Straßensperren. “Wir ignorieren sie einfach und bleiben auf dem Teer”, entscheide ich. Einen Kilometer weiter erreichen wir die Baumaschinen. Junge, kräftige Männer schaufeln ohne jeglichen Atemschutz heißen Teer in die Maschine. “Schau dir das an. Mit 30 erkranken sie wahrscheinlich an Lungenkrebs”, überlege ich. “Schrecklich das Menschen unter solchen Bedingungen arbeiten müssen und sich frühzeitig ihre Gesundheit ruinieren”, bestätigt Tanja. Wir schieben unsere muskelbetriebenen Maschinen an den großen, stinkenden Blechmonstern vorbei und siehe da die Straße geht weiter. Die Lastwägen, die nebenan auf einer Piste dahinpoltern, wirbeln wieder gewaltige Staubfontänen auf die sogar die Sonne verdunkeln.
Um 16:00 Uhr, nach 53 Kilometern finden wir heute schon ein Camp. Die Wolken sind verschwunden. Das Thermometer steht auf 34 Grad im Schatten. Leider finden wir keinen Busch oder Baum unter dem wir Schutz finden und schwitzen. Ich studiere die Karte. “Es kann nicht mehr lange dauern und wir befinden uns in den Ausläufern des Südurals”, sage ich. “Sind es hohe Berge die wir überwinden müssen?”, fragt Tanja. “Ich glaube nicht. Aber nach meiner Schätzung werden wir sie uns die kommenden 800 Kilometer begleiten.” “800 Kilometer?” “Ja.” “Das schaffen wir auch.” “Ganz bestimmt.”