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Vorbereitung der RED EARTH EXPEDITION

Duscherlebnis!

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Coolgardie — 16.09.1999

Nachdem sich die Sonne mit einem sich kaum vorstellbarem Farbenspiel vom Tag verabschiedet, überrascht uns eine Dunkelheit die nur hier im australischen Busch zu existieren scheint. Zweimal, oftmals sogar dreimal in der Woche haben wir das wunderbare Vergnügen, unsere Körper mit traumhaften heißem Wasser richtig zu duschen.

Mit einer Stirnlampe, einem Handtuch, frischer Kleidung und Seife begeben wir uns in die große, alte Scheune die vor Jahrzehnten direkt gegenüber unserer Hütte gebaut wurde. Wenn sich unter großem Kraftaufwand die alte Holztür öffnet – das Schloss ist verrostet und die Tür hat sich gesenkt – fällt das Licht der Lampe in einen Geräteschuppen. Schaufeln, Rechen und viele andere, ebenfalls uralte Farmwerkzeuge türmen sich in großem Chaos und werfen befremdliche Schatten. Ohne über das Gefühl Angst nachzudenken, steige ich im Zickzack daran vorbei, immer in der Hoffnung, keiner der hier lebenden Schlangen aus Versehen auf den Schwanz zu treten und sie aus ihrem Winterschlaf zu wecken. Eine weitere ächzende Blechtür gibt den Weg in den dunklen Duschraum frei. Mein Blick folgt dem Strahl der Stirnlampe. Auf der baufälligen, wackeligen Anrichte liegt der Mäusedreck vergangener Mäusegenerationen. Unzählige, antik aussehende Glasflaschen reihen sich in der Ecke. Spinnweben in unvorstellbarer Größe hängen überall und zieren den Schmutz der an den Wänden klebt. Nur wenige Zentimeter neben einer seit langem nicht mehr benutzten Toilette sitzt eine der gefährlichen Rotrückenspinnen in ihrem Netzt und wartet auf Beute.

Nach einiger Zeit finde ich einen Platz, um meine Kleidung abzulegen. Ich zünde eine Kerze an, steige in die Stahlschüssel, immer darauf bedacht nicht auszurutschen oder auf eine der vielen Spinnen zu treten.

Wenig später ergießt sich heißes Wasser aus einer verbeulten Duschöffnung. In diesem Moment vergesse ich, wo ich mich befinde und genieße den Augenblick.

STROM KOMMT IM REGELFALL AUS DER STECKDOSE

Jeden Abend ab ca. 18 Uhr rattert der Generator in einem nahen Schuppen. Wenn er nicht gerade defekt ist versorgt er uns für vier Stunden mit Energie. Gekocht wird auf einem Gasofen oder wenn das Gas zu Ende ist auf einem im Freien stehenden Grill. Die Toilette befindet sich etwa 15 Meter entfernt von unserer Hütte. Der Anblick einer kinderhandgroßen Hansmannspinne erinnert uns, wer der wirkliche Hausherr hier ist. Manchmal ist das Leben hier sogar romantisch, doch es gibt immer viel Arbeit, die nicht auf sich warten lässt. Für uns bedeutet der Aufenthalt auf dieser Farm die langsame Anpassung an das wirkliche Buschleben, dem wir fieberhaft entgegen sehen.

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