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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 1

Dunkle Regenwolken lassen Verbindung zur Außenwelt abbrechen

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    Tag: 29

    Sonnenaufgang:
    7:04

    Sonnenuntergang:
    17:16

Schlechtwetter-Camp — 09.06.2000

Regentropfen trommeln wild auf unsere Zeltleinwand und starke Windböen lassen sie bedenklich knattern. Müde, mit schmerzenden Knochen öffne ich langsam meine Augen. Ich empfinde nicht die geringste Lust den wohlig warmen Schlafsack zu verlassen, jedoch ist heute Freitag und es wird nicht mehr lange dauern bis die erste Radiostation auf dem Satellitentelefon anruft. “Ich muss raus,” sage ich zu Tanja, die ebenfalls am liebsten liegen bleiben würde.

Bevor ich die Interviews vorbereite müssen wir noch unsere Kamele hüten. Schnell lösen wir die Hüterseile von den Bäumen an denen wir die Tiere gestern Abend festgebunden haben. Hastig und sehr hungrig eilen sie auf die nahe unendlich große und saftige Weide. Der Wind peitscht uns die kalten Regentropfen ins Gesicht. Hardie zittert am ganzen Körper vor Kälte. Selbst sein dickes Winterfell schützt ihn anscheinend nicht genug. Vor unseren Augen liegt ein baumloses Land soweit wir sehen können. Dunkle, bedrohlich aussehende Regenwolken ragen in endlose Höhen. Wie wild geworden rasen sie über unsere Köpfen dahin, um uns mit dem unangenehmen Nass zu überschütten. Das Barometer meiner Uhr steht auf Tief und verheißt weiteres schlechtes Wetter.

Nachdem die Kamele genügend gefressen haben eilen wir zum Campplatz zurück und binden die Tiere jeweils an einen Baum. Während Tanja das Feuer entfacht baue ich ein weiteres, kleines Zelt auf in dem ich das Update unserer Webseite schreiben werde und die Interviews geben kann. Es sieht aus wie ein Zirkuszelt in dem gerade mal zwei Stühle und einige Ausrüstungsgegenstände Platz finden. Eigentlich erinnert es mich an einen Pilz dessen Mitte von einer ausfahrbaren Zeltstange gestützt wird. Es hat keinen Boden und ist unten nach allen Seiten offen, so dass der starke Wind durchbläst und meine Füße zu Eis erstarren lässt.

Obwohl ich mir einen besseren Ort vorstellen könnte um all meine Arbeiten zu erledigen ist dieses dünne Dach besser als gar nichts. Vor allem ist es bei diesem starken Wind unmöglich Interviews im Freien zu geben. Man könnte auf der anderen Seite der Leitung vor lauter Rauschen nichts mehr verstehen. Auch sitze ich jetzt hier, um diese Zeilen zu schreiben und werde trotz kalter Füße zumindest nicht nass. Die Batterie des Laptop ist angenehm erhitzt und wärmt mir meine Oberschenkel. Ist schon eigenartig wie schnell man seine Bedürfnisse herunterschraubt und sich über Kleinigkeiten freuen kann.

Als die Radiostation RTR anruft hat der Wind bald Sturmstärke erreicht. Die Verbindung mit dem Satellitentelefon ist verblüffend schlecht. Alles was der Moderator sagt kommt mit einer beachtlichen Zeitverzögerung an. “Was haben sie gesagt? Ach so! Ja die Verbindung ist schlecht! Bei uns stürmt es kräftig!”, brülle ich in den Hörer und hoffe, dass der Mann mich auf der anderen Seite versteht. “Wir… prüfen ob… die Verbindung gut….. genug.. ist um auf… Sendung gehen zu… können!”, glaube ich, durch das Geknatter der Zeltleinwand noch zusätzlich unterbrochen, verstehen zu können. Gespannt warte ich und lausche recht aufgeregt in den Apparat. Plötzlich vernehme ich Musik die dann schlagartig in eine Art Mikeymausgejaule übergeht. Einige Stimmen vereinen sich nun mit den musikähnlichen Geräuschen und ich beginne über die vermeintlich gute Technik zu fluchen. “Okay Denis… wir versuchen es!”, reißt mich die verzerrte Stimme wieder in die Realität.

Da ich die Fragen des Mannes auf der anderen Seite kaum verstehe, erzähle ich einfach drauf los und hoffe die richtigen Antworten zu geben. Anscheinend muss es ganz gut funktionieren, denn erst nach ca. 10 Minuten verabschieden wir uns von einander. “Also, Denis bis nächsten Freitag um die gleiche Zeit.”, verabschiedet sich der freundliche Mensch und ich lege erleichtert den Hörer auf. Auch das Interview mit einigen ABC Stationen und den deutschen Sendern laufen unter ähnlichen Bedingungen.

Um 17 Uhr stelle ich das HF Radio an um wie vereinbart mit Jo und Tom Kontakt aufzunehmen. Ich kann es kaum glauben als auch diese Verbindung nach wenigen Minuten abbricht. Verzweifelt suche ich nach der Ursache. Ich prüfe die Ausrichtung der Antenne. Vergleiche unsere Position noch mal mit der Karte und kann keinen Fehler feststellen.

“Was ist denn los?”, fragt Tanja als sie mich schimpfen hört. “Ach der Kontakt zu Tom ist abgebrochen und ich glaube unser Flying Doktor Radio ist im Eimer!”, antworte ich ärgerlich. Plötzlich geht mir ein Licht auf und checke daraufhin die 12 Volt Batterie. Das Messgerät zeigt nur noch 8 Volt. Erleichtert, den Fehler gefunden zu haben lade ich die Radiobatterie mit unserer großen Basisbatterie über Nacht auf.

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