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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Die nächtlichen Angriffe reißen nicht ab

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    Tag: 58 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    06:16

    Sonnenuntergang:
    17:38

    Luftlinie:
    8,93

    Tageskilometer:
    9

    Temperatur - Tag (Maximum):
    35 Grad

Max-Camp — 12.08.2001

Wegen meinen Nackenschmerzen kann ich schlecht schlafen. Immer wenn ich mich von der linken auf die rechte Seite wende fährt mir ein stechender Schmerz zwischen die Schulterblätter und in den rechten Arm. Die Erschöpfung und vielen Erlebnissen der letzten Tage, Wochen und Monate lassen mich dann doch in die erholsame Welt der Träume gleiten. Bullluuubullluuubbb!… Bullluuubullluuubbb!… Als hätte ich mit beiden Händen in eine Steckdose gelangt schieße ich in die Höhe und sitze um zwei Uhr nachts aufrecht im Zelt. „Ahhh!“ ,schreie ich vor Schmerz, denn ich habe meine Nackenschmerzen total vergessen und die zu schnelle Bewegung lähmt mich im ersten Moment. „Raus hier! Nichts wie raus! Die sind ganz nahe am Camp!“ ,brülle ich und wir hechten wie im Kriegseinsatz aus unserer kleinen Behausung. Rufus will die Gelegenheit nutzen, um wieder ins Zelt zu flüchten. „Raus da Rufus. Du pinkelst uns nicht schon wieder in unser Bett,“ rufe ich und zerre ihn zurück. Jetzt schon mit mehr Übung reiße ich das Gewehr aus der Hülle, welches direkt neben mir am Eingang liegt, schlüpfe in meine Schlappen und bin fertig unsere Tiere und uns zu verteidigen. Kaum stehen wir kampfbereit da und lassen den Lichtstrahl unserer Stirnlampen über unser Lager gleiten stellen wir fest, dass die Angreifer ausgerissen sind. „Sie müssen es bei unserer Schreierei wieder mit der Angst zu tun bekommen haben,“ meint Tanja in die Schwärze der Nacht sehend. „Sieht so aus, aber ich bin mir sicher das sie wiederkommen und dann schreckt sie nichts mehr zurück. Lass uns wieder ins Zelt gehen und weiterschlafen. Wir benötigen jede Minute Ruhe, um heute früh fit für den Aufbruch zu sein,“ meine ich gähnend und begebe mich wieder in unser Moskitozelt. Erst jetzt bemerke ich wie nass die Zeltwand und unsere Schlafsäcke sind. Seit langen hat wieder starker Tau eingesetzt und alles mit dicken Tropfen überzogen. Fröstelnd krieche ich in die feuchte Daunenhülle und versuche eine bequeme Stellung für meinen Halswirbel zu finden der durch die Aktion qualvoll schmerzt. Tanja ist noch bei unseren Boys, um zu prüfen ob sie sich in ihrer Aufregung nicht in ihre Beinseile verheddert haben. „Jafar hat den Busch an dem er festgebunden war herausgerissen und sich hinter Sebastian versteckt,“ höre ich sie rufen. „Brauchst du mich?“ frage ich und hoffe innig meinen Hals nicht mehr bewegen zu müssen. „Nein ich mach das schon,“ antwortet sie zu meiner Erleichterung. Bulllubulllu, reißt es mich gleich wieder hoch. „Was ist denn das? Kommen sie schon wieder?“ „Nein das war Hardie. Er hat Edgar angeblubbert,“ antwortet Tanja. „Ich wusste gar nicht das Hardie auch blubbern kann,“ rufe ich aus dem Zelt. „Ich auch nicht aber er klingt nur wie eine Bullenimitation,“ antwortet sie während ich meinen gepeinigten Nacken wieder auf dem Kopfkissen platziere.

Um 2 Uhr 45 kommt Tanja wieder ins Zelt. Wir haben Schwierigkeiten einzuschlafen. Angestrengt lausche ich in die Nacht und vernehme neben Hardies Blubberversuchen nur das Wiederkauen unserer Tiere. Bullluuubullluuubbb!… Bullluuubullluuubbb!… Bullluuubullluuubbb!…,reißt es mich aus meinem Alptraum in den Alptraum der Realität. „Ahhhh! Ahhhh!“, brüllen wir beide wie die Irren, um den wilden Kamelbullen Angst einzujagen denn das markerschütternde Blubbern ist wieder sehr nahe. Gleichzeitig mit dem Brunftgebrüll der Kamele piepen unsere Armbanduhren um uns zu wecken. Es ist vier Uhr am Morgen. Innerhalb weniger Sekunden stehen wir wieder vor unserem Zelt und sehen nur etwa 20 Meter vor uns zwei Giganten der Wüste. Sie lassen sich in der Tat von unserem Geschrei nicht beeinflussen und antworten nur mit ihrem tiefen bedrohlichen Blubbern. „Halt den Lichtstrahl auf seinen Kopf,“ rufe ich übernervös. Die zwei Tiere kommen mit erhobenen Haupt langsam näher. Im Licht der Stirnlampe erkenne ich den aufgeblasenen Hautsack den die Kamelbullen aus den Maulwinkel hängen lassen mit dem sie den Didjeridu ähnlichen tiefen Blubberlaut erzeugen. Weißer Schaum der Erregung bedeckt den mächtigen Kopf. Konzentriert versuche ich mein Ziel über Kimme und Korn auszumachen, doch die Kamelbullen bewegen sich jeden verstrichenen Augenblick schneller auf uns zu. Ich zögere nicht länger und ziehe den Abzughahn. Ein tiefes Donnern scheint die Nacht in zwei Hälften zu teilen. Vergeblich warte ich darauf das sich die Erde auftut und der Angreifer wie gewohnt von der Oberfläche verschwindet. Etwas verdutzt steht er da und stoppt seinen Lauf. „Schnell leuchte ihn noch mal an!“ ,rufe ich Tanja in meiner Aufregung zu die direkt neben mir steht und ebenfalls nicht glauben will das mein Schuss daneben gegangen ist. Wuuummm feure ich eine zweite Kugel hinterher doch der Bulle ignoriert das einschneidende Geräusch und läuft wieder auf uns zu. Auch der zweite Angreifer, der sich knapp hinter seinem Anführer befindet blubbert kräftig und lässt sich von den Schüssen nicht im Geringsten beeinflussen. Schnell lade ich die Waffe durch und jage zwei weitere gezielten Schüsse auf den Kopf des Anführers. „Ich glaube es nicht. Ich bin mir sicher ihn getroffen zu haben aber er fällt nicht,“ sage ich mit vor Angst bebender Stimme. Verzweifelt feure ich noch drei Mal auf die Angreifer bis sie höchstwahrscheinlich schwer verwundet den Angriff abrechen und in der Finsternis verschwinden. „Ich verstehe das einfach nicht. Ich habe sie hundertprozentig erwischt. Ich bin mir ganz sicher. Die Waffe schießt viel zu genau um aus dieser Distanz ihr Ziel zu verfehlen und trotzdem benötigte ich sieben Kugeln um sie in die Flucht zu schlagen. Es scheint wirklich schwer zu sein ihnen in der Nacht einen tödlichen Schuss zu verpassen,“ meine ich kopfschüttelnd. „Mach dir nicht soviel Gedanken. Die Hauptsache ist das uns und unseren Jungs nichts geschehen ist und sie geflohen sind,“ antwortet Tanja. „Wir müssen uns für die Zukunft unbedingt etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht sollten wir ihnen beim nächsten Mal mehr entgegen gehen?“ „Das war nah genug. Ich werde ihnen unter keinen Umständen mehr entgegen gehen. Was ist wenn er in seiner kopflosen Wut in seine volle Angriffsgeschwindigkeit verfällt und du ihn verfehlst? Er würde uns glatt in Stücke reißen,“ meint Tanja. „Du hast recht,“ antworte ich grübelnd. Plötzlich habe ich eine simple aber meiner Ansicht nach gute Idee. „Das nächste Mal leuchte ich mit meiner Taschenlampe nicht mehr auf den angreifenden Kamelbullen sondern nur noch auf Kimme und Korn während du weiterhin das Ziel beleuchtest. Dann ist die Situation wie am Tag, gesetzten Falle unsere Taschenlampebatterien sind gut aufgeladen. Komm lass uns diese Methode gleich mal ausprobieren,“ sage ich zuversichtlich. Ich ziele auf einen etwa 20 Meter entfernten abgebrannten dünnen Baumstamm und kann ihn durch die neue Methode gut ausmachen. Um Kugeln zu sparen lassen wir es bei dem Trockenversuch und beginnen damit unser Lager abzubauen. „Hast du Rufus gesehen?“ ,fragt mich Tanja plötzlich. „Nein, ich habe keine Ahnung wo er ist. Rufus! Rufus komm her!“ ,rufe ich doch unser Hund lässt sich nicht blicken. „Er muss sich hier irgendwo versteckt haben.“ „Ja bloß wo?“ Nach einer Weile finden wir ihn unter Hardies Sattel. Zusammengekauert liegt er da und sieht mich mit seinen ängstlichen Augen an. „Sind die blubbernden Monster endlich wieder weg?“, scheint er mich zu fragen. „Mach dir nicht ins Hemd Rufus. Du bist doch ein großer Jäger. Komm da raus, die Gefahr ist erst mal vorüber,“ sage ich und streichle unseren lieben Gefährden. Rufus glaubt mir nicht und verzieht sich mit eingezogenen Schwanz unter Istans Sattel. „Wir müssen unbedingt an seinem Selbstvertrauen arbeiten. Er scheint ein großes Stück davon eingebüßt zu haben,“ sagt Tanja ihm nachsehend.

Sandpiste zwingt uns zur Umkehr

Um 8 Uhr 30 ist die Karawane fertig geladen. Alles klappt reibungslos. Keiner unserer Boys macht Ärger und wir sind zufrieden mit unserer Aufbruchszeit. Bevor wir jedoch das Lager verlassen tauchen wir unsere Schuhe in den Eimer mit Abspülwasser. Tanja ist vor wenigen Tagen auf die Idee gekommen unsere Schuhe könnten bei dem starken Regen im Edgar-Kampf-Camp eingegangen sein. Wir ließen sie nach dem Regen in der Sonnen trocknen und haben sie erst dann wieder angezogen. Gleich am ersten Lauftag bekamen wir überall Druckstellen. Diese Methode, die Schuhe mit Wasser total zu durchtränken, um dann mit ihnen so lange zu marschieren bis sie am Fuß trocknen, ist eine vielversprechende Methode. Nachdem uns das schmutzige Wasser aus den Schuhrändern quillt geben wir es den Kamelen die es wie frisches Quellwasser hineinsaugen. Kein Tropfen und nicht der kleinste Krümel an Lebensmittel wird auf unserem Trip verschwendet. Alles was übrig bleibt bekommt Rufus oder die Kamele die es jedes Mal dankbar annehmen.

Mit quietschnassen Schuhe führe ich dann Sebastian auf die Erdpiste und muss an dem toten Kamelbullen vorbei den ich gestern Nachmittag erschossen habe. Sebastian bekommt schon 20 Meter vorher große Augen und weigert sich mit seiner gesamten Kamelkraft nur einen Schritt weiter auf seinen toten Artgenossen zuzugehen. „Ist Okay mein Freund,“ flüstere ich ihm zu und führe die Karawane in einen großen Bogen um den in der Sonne verwesenden Kadaver. Wir kommen zügig voran und sind guter Dinge. „Wie läuft es sich in deinen Schuhe?“ ,frage ich Tanja. „Bis jetzt sieht es so aus als würde es funktionieren. Meine kleinen Zehen stoßen zumindest nicht an.“ „Wäre wirklich eine große Erleichterung nicht mehr unter Blasen , Hühneraugen, Druckstellen oder sich ablösenden Zehennägel zu leiden.“ „Du sagst es. Es hat ein halbes Jahr gedauert bis meine abgefallenen Zehennägel wieder gerade nachgewachsen sind. Ich habe wirklich genug dauernd unter den Schuhen zu leiden. Vielleicht habe ich sie mir ja immer zu klein bestellt? Ich weiß es nicht. Es sieht aber so aus als würden meine Füße bei der Hitze und der Belastung zwei Nummern größer sein als normal,“ sagt sie auf die rote Erde blickend.

Nach zwei Stunden wird der Weg sehr sandig und erschwert das Gehen. „Meinst du Jo und Tom kommen hier mit ihrem Auto durch?“ ,fragt Tanja. „Ich weiß nicht, habe auch gerade darüber nachgedacht. Sieht zumindest nicht gut aus.“ Wir stapfen weiter durch den tiefen Sand und hängen unseren Gedanken nach. Wir befinden uns in einem guten Laufrhythmus und haben gerade mal neun Kilometer zurückgelegt. Mit jedem Meter weiter wird mein Gewissen schlechter. Was ist wenn unsere beiden Freunde hier nicht durchkommen? Wenige Minuten später fordert mich Tanja auf stehen zu bleiben und das Für und Wieder des Weiterlaufens oder Umkehrens abzuwägen. Wir setzen uns kurz an den Wegrand und kommen zu der Überzeugung umzukehren. Jo und Tom fahren ausschließlich für uns über 2000 Kilometer von Goomalling bis hierher in die Wüste, um uns Max zu bringen und wir würden ihnen wegen 10 oder 15 Kilometer die Möglichkeit nehmen ein oder zwei Tage mit uns zu verbringen. Colin wird Max, der auf einen Anhänger verladen ist, mit seinem Jeep in die Wüste ziehen. Er hat also keine Schwierigkeiten die Sandpiste zu überwinden. Jo und Tom hingegen fahren einen alten Holden Stationwagen der höchstwahrscheinlich spätestens hier stecken bleibt. Sie müssten ihren Holden also stehen lassen und zu Colin ins Auto steigen. Da Colin mit seinem ausgebuchten Caravan Park mit Arbeit gerade zu zugeschaufelt ist kann er nicht lange bei uns bleiben und muss nach einer kurze Begrüßung umkehren. Jo und Tom wären also gezwungen mit ihm wieder zurückzufahren. Geknickt wieder keine Strecke bewältigt zu haben führe ich die Karawane zurück. An der Stelle an der die Sandpiste beginnt finden wir ein paar Bäumchen die uns ein bisschen Schatten spenden. Wir entladen die Kamele und während sie Tanja hütet ziehe ich einige Beinseile um die Büsche und Bäumchen und hänge eine Plane darüber. Ich bin gerade fertig als Tanja zurückkommt. Wir setzen uns in den Schatten und sind trotz der geringen Strecke völlig entkräftet. Die frühe, ungewohnte Hitze und die schlaflosen Nächte setzen uns mehr zu als wir es uns eingestehen. Eigentlich wollte ich die Zeit nutzen um ein paar Zeilen zu schreiben, als ich Tanja dann vor Erschöpfung doppelt sehe gebe ich meine Gedanken auf. Wir legen uns auf eine Kameldecken, um etwas zu ruhen und schlafen ein. Egal ist uns die Gefahr von einem Skorpion oder giftigen Hundertfüßler gestochen oder gebissen zu werden. Nass geschwitzt wache ich auf. Es ist 15 Uhr 30 und das Thermometer zeigt 35 Grad im Schatten. Wie in Trance quäle ich mich hoch und baue unser Funkgerät auf. Tanja bereitet uns einen Magnesiumdrink und geht dann die Kamele hüten. Um 17 Uhr sinkt die Temperatur drastisch und wir atmen auf. Anscheinend bin ich immer noch nicht akklimatisiert oder einfach nicht für solche Temperaturen geschaffen. Ich sammle Feuerholz und entzünde ein Lagerfeuer, stelle den Billy auf und beeile mich den vereinbarten Funkkontakt mit Colin zu halten. „Wie geht es euch da draußen?“ „Ganz gut. Wir mussten heute umkehren weil eine Sandpiste für Jo und Tom das Durchkommen unmöglich gemacht hätte. Wir sind also nicht weit gekommen. Hast du etwas von den Beiden gehört? Wie weit sind sie denn schon?“ „Nicht mehr weit,“ antwortet eine Stimme die nicht von Colin kommt. „Wer ist denn das?“ ,frage ich etwas verwirrt. „Das war Toms Stimme,“ antwortet Jo. „Was seid ihr schon da? Das ist ja unglaublich. Ihr seid ja schneller als der Schall,“ freue ich mich und kann es nicht fassen das die beiden es tatsächlich geschafft haben ein Kamel in nur zwei Tagen über 2000 Kilometer weit zu transportieren. „Wie geht es Max? Hat er die Fahrt gut überstanden?“ „Ihm geht es sehr gut. Er ist wirklich ein tolles Kamel. Sitzt schon seit zwei Tagen auf dem Anhänger und beschwert sich nicht. Er lässt ausrichten, dass er sich darauf freut endlich bei euch zu sein. In Perth war es kalt und nass. Er saß in einer matschigen Pferdeeinzäunung und freut sich auf besseres Wetter. Außerdem ist er ganz scharf darauf endlich mal wieder Buschtucker fressen zu können und neue Mates zu kennen zu lernen,“ erzählt Jo gut gelaunt. „Wir werden spätestens morgen Mittag bei euch sein Denis. Wir freuen uns riesig euch wieder zusehen.“ „Wir auch Jo. Wir können es gar nicht mehr erwarten. Tanja ist schon ganz aufgeregt.“

Um Himmels Willen er beißt Edgar!

Nachdem aufbauendem Funkkontakt und der Aussicht bald unsere Freunde zu treffen sitzen wir am Feuer und unterhalten uns über das morgige Treffen. Tanja kocht dann Nudeln mit einer wunderbaren Soße und Tunfisch. Erst spät schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke und fallen in einen Tiefschlaf. Bullluuubullluuubbb!… Bullluuubullluuubbb!…, reißt es mich wieder in die Höhe das ich glaube mein Gehirn auf dem Kopfkissen liegengelassen zu haben. „Sie sind gleich neben dem Zelt,“ ruft Tanja. „Ahhhh! Ahhhh! Ahhhh!“ ,brüllen wir beide aus Leibeskräften, um sie schon aus dem Zelt zu schocken und ziehen die Reißverschlüsse des Zeltes auf. „Sie müssen direkt hier sein,“ rufe ich erregt das Gewehr aus der Hülle ziehend. Rufus versucht natürlich wieder ins Zelt zu kriechen doch ich erwische ihn gerade noch an seinem Halsband. „No Rufus! No!, befehle ich und löse seine Kette die am Gehäuse des Funkgerätes befestigt ist. Bullluuubullluuubbb!… Bullluuubullluuubbb!…, fährt es mir in die Knochen. „Um Himmels Willen er beißt Edgar,“ sage ich erregt als ich einen der zwei Kamelbullen direkt neben ihn sehen. Laut rufend rasen wir ein Stück auf ihn zu, was den Koloss veranlasst von Edgar abzulassen und einen Meter auf die Seite zu gehen. Während ich mit meiner Stirnlampe auf Kimme und Korn der Marlin leuchte richtet Tanja ihren Lichtstrahl direkt auf den Kopf des Angreifers. Innerhalb weniger Augenblicke habe ich ihm im Visier und drücke ab. Wie vom Blitz getroffen bricht er zusammen. Den anderen Angreifer im Auge behaltend springen wir beide sofort über das Spinifexgras um nachzusehen ob er tödlich getroffen ist. „Zwischen die Augen,“ sagt Tanja. Bullluuubullluuubbb!… Bullluuubullluuubbb… erinnert uns sein Gefährde das die Gefahr noch lange nicht vorüber ist. Als Tanja ihn anleuchtet läuft er direkt auf Sebastian zu. Wieder verfahren wir wie gerade eben und wieder verschwindet er als würde ihn Mutter Erde verschlucken. Auch bei ihm entdecken wir den Einschuss im oberen Bereich der Stirn. „Lass uns die Kamele checken,“ sagt Tanja. „Okay,“ antworte ich erleichtert die Bedrohung diesmal so schnell abgewendet zu haben. „Wo ist eigentlich Rufus?“ ,frage ich dann. „Keine Ahnung, vielleicht liegt er wieder unter einem der Sättel,“ antwortet Tanja als sie gerade das Beinseil von Sebastian überprüft. „Er ist nicht unter den Sätteln und nicht auf seinem Bett. Ich glaube er hat sich aus dem Staub gemacht,“ sage ich erschrocken. „Rufus! Rufus komm her! Wo bist du denn? Komm her!“ ,rufen wir ihn, doch Rufus ist nicht aufzufinden. „Hoffentlich hat er von der Schießerei nicht genug und ist für immer verschwunden,“ meine ich aufgeregt und besorgt. „Der Arme, er ist bei unserer Schreierei bestimmt furchtbar erschrocken.“ Noch eine ganze Weile laufe ich durch unser Camp und suche jeden Winkel ab. Dann komme ich auf eine brillante Idee. Ich hole den Sack mit seinem leckeren Trockenfutter, fülle einen Becher voll und schütte ihn langsam und geräuschvoll in seine Hundeschüssel. Rufus kann seinem Fresschen unmöglich wiederstehen, denn das ist seine unumstrittene liebste Beschäftigung. „Rufus Tuckertime,“ rufe ich doch nichts ist zu hören. Wieder und wieder schütte ich seine Schüssel mit dem Futter voll und lausche in die Nacht. Es bleibt still. Entweder ist er außer Hörweite oder seine Angst ist größer als das verlangen nach Fressen. Als ich dann ins Zelt gehe pfeife ich noch mit der Trillerpfeife. Bisher kam er bei diesem schrillen Ton immer angerast. „Nichts, er kommt nicht,“ sagt Tanja traurig. „Morgen ist er bestimmt wieder da. Ich kann mir einfach  nicht vorstellen, dass er seine Familie aufgibt,“ sage ich mehr zu mir selbst und versuche wieder einzuschlafen.

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