Die fahren nicht nach Burma sondern in ein Schlammbad!
N 48°04'184'' E 009°38'183''Tag: 17
Sonnenaufgang:
06:07 Uhr
Sonnenuntergang:
20:46 Uhr
Luftlinie:
13,92 Km
Tageskilometer:
50,60 Km
Gesamtkilometer:
429,06 Km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt, 5% Schotter
Temperatur – Tag (Maximum):
32 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
24 °C
Temperatur – Nacht:
14 °C
Breitengrad:
48°04’184“
Längengrad:
009°38’183“
Maximale Höhe:
670 m über dem Meer
Aufbruchzeit:
09:10 Uhr
Ankunftszeit:
17:20 Uhr
Durchschnittsgeschwindigkeit:
12,14 Km/h
Auf dem Tisch einer um dieser Zeit noch geschlossenen Vereinskneipe lassen wir uns das Frühstück schmecken. Die Sonne beglückt uns auch heute mit ihren milden Strahlen. Dann geht es weiter auf unserem bis jetzt völlig unspektakulären Fahrradtrip. Obwohl wir gerne Abenteuer erleben sind wir froh hier in Deutschland unsere Reise zu beginnen. Alles ist uns vertraut. Die Felder, die Ländereien, die Dörfer, die netten Menschen, grünen Wiesen, die in der Frucht stehenden Apfel- Birn- und Pflaumenbäume, der reife Weizen, die Kirchen und alten Bauernhäuser. Es ist eine Reise die uns nicht gleich in ein Extrem stürzt sondern trotz instabilem Wetter das Leben genießen lässt. Nie hätte ich gedacht, dass ein Fahrradtrip trotz der Anstrengungen so erholsam sein kann. Wir müssen nicht Angst haben ausgeraubt oder überfallen zu werden und bewegen uns in einem Kulturkreis der uns von Geburt an vertraut ist.
Schnaufend geht es einen für unsere Verhältnisse steilen Hügel hoch. “Das ist für die nächsten tausend Kilometer der letzte Berg”, rufe ich Tanja freudig zu und weiß in diesem Augenblick noch nicht wie ich mich täusche. Auf der lang gezogenen Talfahrt haben wir die Gelegenheit die an uns vorbeirauschende Landschaft zu beobachten. Ein Fuchs sucht in wilder Flucht das Weite. Krähen fliegen krächzend in den Himmel. Obwohl sich die liebliche Landschaft kaum verändert ist doch immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Zur Abwechslung verlieren wir zum wiederholten Male den Radweg. Trotz guter Ausschilderung kommt es vor das an einer Wegegabel eines der Schilder nicht lesbar, gar nicht vorhanden ist oder von uns einfach übersehen wird. Wie auch immer, wir landen in einem kleinen Ort in dem wir nach dem Radweg fragen. “Am besten ihr kehrt wieder um. Das ist viel kürzer”, meint einer der Bauern im schwäbischem Dialekt. Nach einem Umweg von vier Kilometern befinden wir uns auf der stark befahrenen Hauptstraße. Die Autos und LKWS brausen an uns vorbei und geben uns einen Vorgeschmack auf russische Straßenverhältnisse. In einer Ortschaft treffen wir auf eine Rentnergruppe die mit ihren Rädern an uns vorbeibraust. “Langsam! Dort vorne biegt der Radweg links ab!” ruft der Leiter auf seinem schnittigen Rennrad. “Die wissen wo der Radweg ist! Komm hinterher!” rufe ich Tanja zu und schwing mich auf meinen Bock. Es geht durch ein Dorf steil den Berg hinab. Ich bin verblüfft wie schnell die betagten Menschen die Schikanen nehmen. “Die fahren bestimmt nicht nach Burma! Die fahren zu einem Kurbad, um ein Schlammbad zu nehmen!” scherzt Tanja lauthals. Herzhaft lachend sause ich den Alten hinterher. Um Tanja nicht zu verlieren drehe ich mich immer wieder um. Es geht vorbei an einigen Wegegabellungen, links, rechts, eine Haarnadelkurve, einen Steilhang hinunter und plötzlich ist die etwa zwanzigköpfige Gruppe der Kreise wie vom Erdboden verschluckt. “Diesmal haben wir nicht nur unseren Radweg verloren, sondern auch eine gesamte Rentnergruppe!” rufe ich Tanja über meine Schulter zu. “Ich habe dir doch gleich gesagt dass die nicht wissen wo Burma liegt!” antwortet sie sich schüttelnd vor lachen.
Auf der Hauptstraße geht es dann nach Bad Saulgau. Auf dem historischen Marktplatz kehren wir in eine Eisdiele ein. Mein Hunger und Appetit ist so groß, dass ich gleich die Monsterportion mit neun Kugel und Doppelsahne bestelle. “Wir sind mit dem Fahrrad unterwegs. Da hat man eben einen gigantischen Hunger”, beruhige ich die junge Bedienung die mich im ersten Augenblick mit geweiteten Augen ansieht.
In Bad Buchau erfahren wir von einem Heuhotel. “Dort könnt ihr bestimmt auch euer Zelt aufschlagen”, sagt man uns. Im frühen Abendlicht radeln wir an dem Naturschutzgebiet Federsee vorbei und erreichen Oggelshausen. Die Familie Schmidt betreibt das besagte Hotel in dem man die Erfahrung machen kann in einem Heuschober zu nächtigen. Wegen Tanjas Heuschnupfen ziehen wir unser Zelt vor.