Die erste Direktübertragung in die Webseite
Temperatur - Tag (Maximum):
ca. 28-30 Grad
Anna Plains Station — 20.05.2001
Der heutige Sonntag ist ein besonderer Tag seitdem wir mit Laptop unterwegs sind und eine Webseite mit unseren Erlebnissen zu füttern haben. In den vergangenen Wochen schrieb ich neben dem Kameltraining und Expeditionsvorbereitung fast täglich an meinem Tagebuch.
Sehnsüchtig warte ich schon seit Wochen darauf endlich unsere Webseite auf den laufenden Stand zu bringen. In den vergangenen zwei Jahren ging es meist schief, obwohl ich alle Energie hineingesetzt hatte die ein Mensch nur haben kann. Es hatte nie rgeklappt die Tagebuchtexte rechtzeitig zu veröffentlichen. Ich war zwar immer up to date und sendete meine Texte über das Satellitentelefon in den All, aber die Nachbearbeitung war geradezu astronomisch.
Während der letzten Etappe war ich in dieser Sache sehr oft deprimiert und auch ärgerlich. Nun, dies ist der Grund warum wir eine neue Webseite ins Leben gerufen haben mit der es hoffentlich besser funktioniert.
Lothar, ein Freund von uns, ist ein begnadeter Programmierer der die Idee hatte eine Seite zu bauen in die ich meine Tagebuchberichte direkt und ohne die Hilfe eines Außenstehenden ins Netz setzen kann. „Eine fantastische Idee,“ freute ich mich vor wenigen Monaten und war mir unsicher ob das jemals Realität werden wird. Lothar, Uli und ich arbeiteten die letzen Monate an diesem Projekt und ab heute soll das Ding tatsächlich laufen.
Ich rufe über den Festnetzanschluss unserer schönen Buschbehausung Lothar an. „Ich bin soweit den ersten Text zu übertragen. Kannst du mal in die Webseite sehen ob er auch gleich reinkommt?“ ,ja, kein Problem ich warte,“ antwortet er. Nervös und aufgeregt stelle ich dann unser Satellitentelefon auf, schalte das Toughbook von Panasonic (Laptop) ein und verbinde die beiden Geräte mit einem Schnittstellenkabel. Dann lade ich das Outlook Express Programm hoch, kopiere meine komprimierten Texte hinein und warte darauf bis das Telefon mir anzeigt ob es einen Satelliten gefunden hat. „Es ist soweit,“ sage ich zu Tanja die eilig zu mir läuft und sich vor dem Computer setzt, um die Übertragung zu beobachten. Ich drücke auf „Send“ und der Computer stellt eine Verbindung zum Satellitentelefon her. Nach der Überprüfung des Kenn- und Passwortes wird der Provider gefunden und schon schickt das Telefon meine Aufzeichnungen in das Weltall. Dort werden die Signale von einem Satelliten empfangen und an den Computer des Providers übertragen. Unser zweiter Laptop, mit dem wir die Übertragungen der letzten zwei Jahre durchführten, ist mit dem Faxanschluss des Hauses verbunden und ebenfalls angeschaltet. Ich sehe also während der Übertragung in den Ersatzcomputer, spreche mit Lothar und warte mit Tanja darauf ob der Text nun wirklich direkt in die Webseite übertragen wird. „Ist er schon drin?“ ,frage ich Lothar. „Nein, jetzt sei nicht so ungeduldig es kann manchmal ein paar Stunden dauern, weil der Computer hier nicht ständig online ist. „Okay,“ antworte ich etwas enttäuscht immer noch gebannt auf unsere Webseite sehend. „Da ist es! Ich bin begeistert! Es ist tatsächlich drin!“ ,rufe ich außer mir vor Freude. Tanja und ich können es kaum glauben. Gerade eben habe ich den Text über diesen umständlichen Weg weggeschickt und jetzt ist er schon weltweit zu lesen. „Unglaublich was man heute mit der Technik alles vollbringen kann,“ meint Tanja staunend. „Wirklich kaum zu glauben,“ antworte ich. „Hey Lothar, fantastische Arbeit. Wirklich fantastisch. Rufe bitte gleich Uli an und berichte ihm von unserem Erfolg,“ sage ich euphorisch in den Telefonhörer.
Von nun an könnte die regelmäßige Übertragung aus dem Busch klappen. Natürlich darf weiterhin nichts dazwischen kommen. Keiner der Computer auf der anderen Seite darf einen Fehler haben. Unsere Geräte hier müssen trotz der enormen Belastungen die solch eine Expedition mit sich bringt standhalten. Unsere Verfassung, die Gesundheit und unvorhergesehene Schwierigkeiten der Australiendurchquerung, das Satellitentelefon, die Satelliten, die Kabelverbindungen und vieles mehr tragen dazu bei ob wir unsere Geschichten in einem wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Turnus übertragen können. Die Zukunft wird es uns zeigen und ehrlich, wer weiß schon wohin einen der Fluss des Lebens treibt oder anderes ausgedrückt, keiner weiß was morgen geschehen wird. Ich bin in jedem Fall gespannt und freue mich über jedes Update was von hier aus dem Busch in unserer Webseite veröffentlicht wird.