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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Die besondere Verantwortung der Reisemobilisten

N 68°18’00.8’’ E 013°42’38.6’’
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    Datum:
    28.09.2020 bis 29.09.2020

    Tag: 057 – 058

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Fischtrockenplatz bei Eggum

    Tageskilometer:
    54 km

    Gesamtkilometer:
    5140 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Fähre
    0

    Brückenüberquerungen:
    0

    Tunneldurchfahrten:
    4

    Sonnenaufgang:
    07:00 Uhr bis 07:04

    Sonnenuntergang:
    18:52 Uhr bis 18:47

    Temperatur Tag max:
    14°

    Temperatur Nacht min:

    Windböen

    Aufbruch:
    12:30

    Ankunftszeit:
    15:00

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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(Für weitere Beiträge klick auf eines der Fähnchen in der Karte)
 

 

Weil wir am Hauklandstrand keine Verbindung zum Netz haben, also trotz Router in unserer Terra Love keine Internetverbindung und einer unserer Partner ein paar Bilder benötigt, suchen wir eine neue Location. Ich studiere die Karte, um einen Platz zu finden, der für Touristen uninteressant aussieht und wo wir eine Chance besitzen, uns einfach hinzustellen, ohne dass uns eines der dämlichen Verbotsschilder zurechtweist. „Das Örtchen Eggum liegt nahezu am nördlichsten Punkt der Insel Vestvågøya. Da sieht es gut aus“, bin ich mir sicher und weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, wie ich mich täuschen sollte. Wir verlassen den Strand und durchfahren einen Tunnel, der uns den Eindruck vermittelt, als würde an seinem Ende der Drache Schmauch wohnen und nur darauf warten, uns sein tödliches Feuer entgegen zu spucken. Wenige Kilometer weiter biegen wir wieder auf die Europastraße 10, die in Å beginnt, die Inselgruppe Lofoten miteinander verbindet und nach 880 km in Luleå in Schweden endet. Eine gute Stunde später rollen wir im Schritttempo durch das winzige Örtchen Eggum. Am Ende der Ortschaft empfängt uns wieder ein Schild, auf dem darauf hingewiesen wird, dass man hier nur gegen Gebühr stehen darf. „Unfassbar, die Norweger verlangen wirklich für fast jeden Flecken Erde, auf dem man sich stellen könnte, Kohle“, schimpfe ich. „Ich möchte sie zwar nicht in Schutz nehmen, aber ich könnte mir vorstellen, dass hier in der Hauptsaison die Hölle los ist. Die Schützen sich vor den vielen Wildparkern. Du würdest auch nicht wollen, das direkt vor unserer Garageneinfahrt ständig Autos oder Wohnmobile parken“, wendet Tanja ein. „Nein, das würde mir nicht gefallen und wahrscheinlich haben die Camper sich die vielen Verbotsschilder mit ihrem Fehlverhalten selber eingebrockt.“ „Nicht alle verhalten sich falsch“, ermahnt mich Tanja, die Menschen nicht zu verallgemeinern. „Ja auch damit hast du recht. Es ist sehr schade, dass es immer und überall schwarze Schafe gibt, die ihr Nachtlager vermüllt hinterlassen, ihre Toiletten entleeren und Schmutzwasser ablassen. Absolut unverständlich, dabei kostet es keine Mühe, den Müll, den man mitgebracht hat, wieder mitzunehmen. Die müssen ihn nicht mal tragen, sondern können ihren Abfall dahinfahren, wo er, ohne die Umwelt zu schädigen und Anwohner zu belästigen, entsorgt werden kann. Klar würde ich ebenso Verbotsschilder aufstellen, um meinen Grund zu schützen. Bin gespannt, ob bald auch in Deutschland an allen Ecken und Enden Verbotsschilder errichtet werden, die einem das Übernachten an einem frei gewählten Ort verbieten“, meine ich sauertöpfisch. „Ich habe schon gehört, dass es auf einigen Parkplätzen vor touristischen Attraktionen schlimm sein muss. Die örtlichen Behörden werden da nicht lange zusehen“, sagt Tanja. „Wahrscheinlich wird es so geschehen, dabei sind wir als Reisemobilisten irgendwie auch Vorbilder. Solch ein Fahrzeug kostet viel Geld, kommt fast überall hin und wird von zahlreichen Menschen als etwas Besonderes angesehen. Für viele gelten wir als privilegiert. Vielleicht nicht so sehr in Norwegen, aber sicherlich in vielen anderen Ländern. Wenn man solch eine bevorzugte Position innehat, trägt man als Botschafter seines Landes und seiner Kultur automatisch eine besondere Verantwortung. „Wie auch immer, lass uns umkehren. Denke, ich habe ein paar Hundert Meter die Straße runter einen Platz gesehen, auf dem sie im Sommer ihren Stockfisch trocknen“, sage ich, wende die Terra und lasse das hübsche Örtchen Eggum hinter uns.

„Da willst du drauffahren?“, ist Tanja skeptisch, weil das Plateau aus faustgroßen, scharfkantigen Felsbrocken besteht. „Ha, ha, ha. Du bist lustig. Wir sitzen in einem ernsthaften Offroadfahrzeug mit 24 Gängen und drei Differenzialsperren, das noch dazu mit schweren, grobstolligen Geländereifen ausgestattet ist. Das ist für unsere Terra ein lachhafter Witz.“ „Ist ja gut. Ich weiß. Wollte nur mal fragen, ob diese scharf aussehenden Felsen unseren Reifen schaden könnten.“ „Können sie nicht“, sage ich einlenkend, lege sicherheitshalber die erste Untersetzung ein und steuere die Terra im Schritttempo auf das Plateau direkt am Meer. „Kein Wunder, das hier kein Verbotsschild steht, denn ein normales Wohnmobil würde man auf dem Untergrund extremen Stress aussetzen“, stelle ich zufrieden über den wunderbaren Stellplatz für die Nacht fest. Während Tanja die letzten Sonnenstrahlen nutzt, um mit Ajaci am nahen kleinen, paradiesisch schönen Strand spazieren zu gehen, nutze ich die Zeit, um die Auroravorhersage für die heutige Nacht zu studieren. „Sieht nicht so toll aus“, sage ich später zu Tanja. Trotzdem begebe ich mich um 22:00 Uhr mit Stativ und Kameras ausgerüstet, nach draußen und beobachte erwartungsvoll den Himmel. Die nächtliche Stimmung ist anders als die letzten zwei Tage am Strand, aber nicht viel weniger beeindruckend. Am Ende der beleuchteten Straße strahlen die Lichter von Eggum in einem dunklen Orange zu uns herüber. Über dem abgelegenen Weiler liegt eine diffuse grünliche Aurorafläche, in der unzählige Sterne funkeln. Auf der anderen Seite, also genau gegenüber von Eggum, geht gerade der Mond auf. „Wow!“, entfährt es mir zum hundertsten Mal auf dieser Reise, als der Mond langsam hinter einen Wolkenteppich grabbelt, hinter dem sich pulsierende Nordlichter in einem breiten Band vereinen. Die Straßenbeleuchtung taucht den ansonsten schwarzdunklen felsigen Untergrund der Region in ein warmes, funkelndes Licht. Fasziniert stehe ich da, höre das leise Klicken meiner Kamera, wenn sie alle 10 Sekunden das sich ständig verändernde Naturschauspiel in Bildern einfriert.
Weil es uns hier gefällt, entscheiden wir auch den kommenden Tag hier zu verbringen, um unsere Erlebnisse niederzuschreiben und Bilder zu archivieren…

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