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Moldawien/Kloster Marta si Maria

Die alten Felsenklöster von Butuceni

N 46°43'59.9'' E 029°27'37.1''

Am Morgen fällt es mir nicht leicht aufzustehen und etwas Rückengymnastik durchzuführen. Dann holt mich Tanja zum Frühstücken ab. Diesmal gibt es Hirsebrei mit Tomaten, Schafskäse, Weißbrot und gesüßten Pfefferminztee. Auch wenn die Nahrung einfach ist schmeckt sie geradezu umwerfend gut. Wegen der durchschlagenden Wirkung rühren wir heute allerdings die Karaffe mit selbst gemachten Kirschsaft nicht an. Nach dem Frühstück versuche ich ein paar Zeilen zu schreiben. Ich bin aber so schlapp, dass ich mich ein wenig bei Tanja im Zimmer ausruhe. Stunden später werden wir von Schwester Domnina zum Mittagessen geweckt. Wir schießen regelrecht aus unseren Betten. “Eure Müdigkeit wundert mich nicht. Ihr wahrt die letzten Wochen immer unter Anspannung. Musstet ständig auf eure Sachen achten und wusstet nicht was am kommenden Tag geschehen wird. Jetzt, hier in unserem Kloster, seid ihr sicher, könnt euch mal fallen lassen. Eure Körper fordern ihren Tribut. Deshalb müsst ihr ständig schlafen. Das ist in Ordnung. Ruht euch hier aus damit ihr wieder voller Energie weiterfahren könnt. Als ich vor acht Jahren hier ins Kloster kam arbeitete ich sofort sehr viel. Ich betete viel, schlief wenig und bemerkte nicht wie ich mich ausbrannte. Ich war den Klosteralltag nicht gewohnt und bin zusammengebrochen. Man brachte mich ins Krankenhaus. Dort schlief ich sieben Tage und sieben Nächte durch. Ich weiß wie es ist wenn man müde ist”, erzählt sie uns mit gütigem Blick. “Vater Andrew möchte euch heute Nachmittag das Kloster Butuceni zeigen. Wollt ihr?” “Sehr gerne”, antworten wir.

Gleich nach dem köstlichen Mittagessen brechen wir mit einem alten VW-Bus auf. Mit 120 Kmh rasen wir über den moldawischen Asphaltstreifen in Richtung der Hauptstadt Chisinau. Keiner der Insassen gurtet sich an. Nicht üblich in Moldawien. “Vater Andrew ist ein guter Fahrer. Er fährt schnell aber sicher”, hat Schwester Domnina versichert. Mich auf Gottes Schutz verlassend beobachte ich die vorbeirasende Landschaft. Im Bus befinden sich neben uns noch Schwester Domnina, vier uns unbekannte Klostergäste und die Frau des Priesters. Schwester Domnina erklärt uns; “Ein Orthodoxer Priester darf verheiratet sein und kann Kinder haben. Wie schon erwähnt, hatte Vater Andrew bereits vor seinem Priesterleben die Karriere beim Militär eingeschlagen. Er hatte also ein ganz normales Familiendasein. Jetzt als Priester lebt er natürlich noch immer mit seiner Frau zusammen. Sein Sohn ist Mönch in einem rumänischen Kloster. Als Mönch darf man genauso wie wir Nonnen keinen Ehepartner haben. Es gilt die totale sexuelle Enthaltsamkeit. Nonnen und Mönche widmen ihr Leben Gott, Jesus Christus und dem Glauben. Auch Mönche dürfen Priester werden. Für einen Mönch-Priester allerdings gilt das gleiche Gesetz wie für einen Mönchen. Vater Andrew hingegen ist kein Mönch.”

An der Straße werden Wasser- und Honigmelonen angeboten. Vater Andrew stoppt seinen Bus und kauft ein paar davon. Bezahlen darf ich nicht. Dann legen wir im Schatten einiger Bäume eine Rast ein. Es wird eine Decke ausgebreitet auf der wir uns setzten und alle zusammen die saftigen Melonen genießen. Während Vater Andrew mit den Fahrgästen über Politik diskutiert und über den Kommunismus der in diesem Land durch die Regierung noch immer vertreten ist, erzählt uns Schwester Domnina etwas über die Kirchengeschichte. Wir erfahren, dass sich die verschiedenen Kirchenoberhäupter schon von Anfang an wegen Glaubensfragen in die Haare kamen und dass die Einheit zwischen Ost- und Westkirche, also der Katholischen und der Orthodoxen Kirche, nach mehreren Schismen (Trennungen) und Unionen schon im Jahre 1054 endgültig zerbrach. Später lese ich, dass die römisch-katholische Kirche mit über einer Milliarde Mitgliedern die größte christliche Kirche der Erde ist. Ihr gehören mehr als die Hälfte aller Christen an. Zur Gemeinschaft der orthodoxen Kirchen zählen knapp10 Prozent der Christen, also etwa 190 Millionen Gläubige und die evangelischen Kirchen oder Gemeinschaften (Protestanten) dürften knapp 400 Millionen Gläubige besitzen, das sind etwa 20 Prozent der Christenheit.

Es geht weiter in die Hauptstadt Chisinau. Zwei etwa 25 Stockwerk hohe Wohnblöcke sind links und rechts neben der Hauptstraße errichtet. Sie sollen den Eingang zur Metropole symbolisieren. Obwohl wir uns nur ein kurzes Bild verschaffen können sind wir angenehm überrascht. Es gibt viele Geschäfte, Parks, Kirchen und nette Restaurants. Die Menschen sind auch hier freundlich. Chisinau wurde im 15.Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert eroberten die Türken die Stadt und 1812, nach den russisch-türkischen Kriegen, wurde sie von Russland annektiert. 1918 ging Chisinau zusammen mit dem restlichen Bessarabien an das unabhängige Rumänien nur um von der der Sowjetunion1940 zurückerobert zu werden. Im 2. Weltkrieg wurde sie dann von den deutschen Truppen besetzt die den Großteil der jüdischen Einwohner töteten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 wurde Chisinau Hauptstadt des unabhängigen Moldawien. Heute soll die Metropole von knapp einer Millionen Menschen bevölkert sein.

Nach langer Fahrt rattert unser VW-Bus über einen Bergrücken. Ein wunderschönes Tal tut sich vor unseren Augen auf. Grüne Felder säumen einen Fluss der sich durch diese Idylle schlängelt. Mitten in dieser bewirtschafteten Senkung streckt eine Erdrunzel ihren Rücken nach oben. Auf dem schmalen Kamm erblicken wir zwei Kirchtürme. Sie gehören zum historischen Felsenkloster von Butuceni. “Das hier war alles Mal unter Wasser. Ihr könnt es später an den von Muscheln besetzten Bergen erkennen. Seht ihr die Löcher in der Felswand dort drüben?”, erklärt und fragt Vater Andrew als wir uns dem eigenwilligen Höhenzug nähern. “Dort haben seit dem 14. Jahrhundert bis zu 400 Mönche gehaust. Sie lebten ihr gesamtes irdisches Dasein in solch einer mit Händen und einfachen Werkzeugen selbst gegrabenen Höhle. Erst als die Kommunisten 1960 viele Klöster schlossen und ihren Kriege gegen die Orthodoxe Kirche geführt hatten, zogen die letzten Mönche weg”, hören wir.

Dann missbraucht Vater Andrew den alten VW-Bus als Geländefahrzeug und schießt mit uns über Stock und Stein, Gräben und Spalten einer Steigung hoch das mir Angst und Bang wird. Es geht vorbei an einem beachtlichen Abgrund. Der Bus hustet und spuckt. Der Motor heult hoch, möchte seine Tätigkeit aufgeben und glatt absterben aber Vater Andrew kitzelt das letzte aus der in Deutschland gebauten Maschine. “Ist ein fantastisches Fahrzeug. Wenn VW wüsste, dass uns die alten Dinger so einen fantastischen Dienst erweisen würden sie bestimmt Werbung damit machen”, lacht Vater Andrew laut und freut sich über die Zuverlässigkeit des Busses. Wir sind heile oben angekommen. Ehrlich gesagt hätte ich mir die Auffahrt selbst mit einem Allradfahrzeug schwer überlegt. Aber wie hat es geheißen? “Vater Andrew ist ein guter Fahrer. Er fährt schnell aber sicher.” Nun, das kann ich jetzt bezeugen. Wir parken das geländegängige Gefährt und schreiten zum Eingang des Klosters. Früher war er für Unwissende unmöglich zu finden. Man versteckte ihn hinter Geröll und Felsmassiv. Heute steht ein kleiner Kirchturm darüber und eine Treppe führt uns hinab in die Dunkelheit. Als wir in der Hauptgrotte ankommen findet gerade ein Gottesdienst statt. Das Gebet des Priesters schallt von den Wänden. Eine Frau singt. Die Stimmung ist mystisch und angenehm. Neben uns gibt es keine Besucher. Überall hängen die schönen bunten Orthodoxen Heiligenbilder und Ikonen an den Wänden. Kerzen erleuchten die Düsternis und lassen sie fast ein wenig romantisch wirken. Bunte Teppiche liegen auf einem rauen Holzboden. Eine Frau streckt sich auf einem Schemel und putzt eines der Heiligenbilder. Auf einem Tisch befinden sich weitere Kerzen, Bilder, ein griffloses Messer und ein im Luftzug flackerndes Öllämpchen. Ein Potest wird dafür genutzt, um kleine Heiligenbilder, Plastikkreuze, Kerzen, gesegnete Öle zum Verkauf anzubieten. Nach dem Gottesdienst steigen wir hinab in die Kammern der Mönche die hier ihr Leben Gott und dem Gebet opferten. Die Temperatur ist angenehm, etwa 20 Grad. Wir können uns nur gebückt bewegen, so niedrige ist die Raumhöhe. Jede der Felsenkammern besitzt nur eine ca. drei bis vier Quadratmeter kleine Fläche. Gerade genug Platz, um darin zu schlafen und zu sitzen. “Schaut euch die Muscheln am Boden und an den Wänden an. Sie beweisen, dass hier alles Mal unter dem Meeresspiegel lag”, sagt Vater Andrew. Wir verlassen die Kammern und gehen nach draußen. Dort empfängt uns ein in den Fels gehauener Vorsprung. Ebenfalls ins Gestein gemeißelte Gänge ziehen sich von einem Höhlenkomplex zum anderen. “Nur für Bergsteiger zu begehen”, warnt uns Vater Andrew. Von hier sehen die Felswohnungen wie eine steinzeitliche Siedlung aus. Von manchen Löchern baumeln heute noch Ketten ein paar Meter in die Tiefe. “Die Eremiten haben die Höhlen nie verlassen und wurden von den Bewohnern des nahen Dorfes ernährt. Mit Flaschenzügen beförderten sie Wasser und Brot vom Tal nach oben”, übersetzt Schwester Domnina Vater Andres Erklärung. Wir sind beeindruckt. Was für ein Leben diese Menschen geführt haben. “Muss ja sehr ungesund gewesen sein?”, äußere ich mich. “Ach woher. Die Einsiedlermönche wurden nicht selten über hundert Jahre alt”, antwortet Vater Andrew. Die Frau die vor Augenblicken noch gesungen hat tritt plötzlich zu uns auf den Felsvorsprung. Einige Blumentöpfe stehen am Abgrund. Die Frau nimmt einen Schluck Wasser aus einer Tasse, um es sogleich mit lauten Tönen über die Blumen zu prusten. “Deutsche Technologie”, scherzt Vater Andrew trocken. Schwester Domnina und wir biegen uns vor lachen über den Witz des Priesters.

Als die Sonne das Tal mit ihrer letzten Kraft in ein feuerrotes Licht taucht begeben wir uns auf den Rückweg. Nach einer halben Stunde stoppt Vater Andrew den Klosterbus am Straßenrand. Wir essen Melonen und etwas trockenes Süßgebäck. “Wenn ihr möchtet würde euch Vater Andrew gerne die Geschichte erzählen wie es zur Finanzierung des Baubeginns der Kirche kam”, sagt Schwester Domnina. “Aber ja, das würde uns sehr interessieren”, antworten wir.

Wie das Fundament der Kirche entstand“Also, ich hatte keine Ahnung woher wir das Geld für den Baubeginn hernehmen und die nächsten Wochen überleben sollten. Das Kloster war bisher noch klein und relativ unbekannt. Spenden waren und sind heute noch in keiner Weise ausreichend. Eine größere Kirche aber benötigten wir dringend. In unserer kleinen Kapelle war schon lange nicht mehr genug Raum, um den Gläubigen einen Ort zum Beten bieten zu können. Wenn unser Kloster überleben sollte war eine größere Kirche dringend von Nöten. Ich hatte viel gebetet und Gott gefragt was ich tun sollte. Bekam aber nicht die einleuchtende Idee. Bis zu dem Tag als ich mich entschlossen habe meinen Kofferraum voll mit moldawischen Wein zu laden, um nach Moskau zu fahren. Dort gibt es viele reiche Klöster und Kirchen. Sie brauchen Wein für ihren Gottesdienst. Wegen der guten Qualität und des sonnengereiften Geschmacks bevorzugen sie moldawischen Wein. Leider darf man nur ein paar Flaschen nach Russland einführen. Die Einfuhr größerer Mengen ist streng verboten. Da ich aber für den Neubau einer Kirche unterwegs war ging ich das Risiko ein. Ich fuhr also mit meinem Auto nach Moskau. Es war schon Winter, glaube November oder Dezember. Ich kam unversehrt über die Grenze und an einem Samstagabend erreichte ich Moskau. Da Priester am Samstag zum Beten in die Kirche müssen, suchte ich die Erstbeste auf. Ich kniete nieder und betete für den Erfolg meiner Mission. Der leitende Priester der Kirche wurde auf mich aufmerksam und begann mit mir ein Gespräch. “Woher kommst du? Und was machst du in Moskau?”, wollte er wissen, worauf ich ihm meine Geschichte erzählte. “Hast du eine Unterkunft für die Nacht?”, fragte er, weshalb ich ihm sagte im Auto schlafen zu wollen. “Nein, im Auto wirst du erfrieren. Sei bitte mein Gast”, lud er mich in sein Heim ein. Am Sonntag fuhr ich mit meinem Kofferraum voller Wein weiter, um das Kloster aufzusuchen die ihn kaufen würden. Ich wollte am Montag wieder bei meinem Gastgeber sein. In der Zwischenzeit telefonierte mein gastgebender Priester mit einem reichen Bekannten. Dieser hatte dafür gebetet ein hilfsbedürftiges Kloster für seine Spende zu finden. “Ich habe da jemanden für dich. Er kommt am Montag wieder”, erzählte er seinem Bekannten. Da die Abwicklung meines Geschäftes länger dauerte als geplant konnte ich nicht am Montag zurück sein. Ich kam erst am Dienstag und hörte von dem Mann der auf mich gewartet hatte. Ich war etwas enttäuscht. Hatte ich ihn unglücklicherweise verpasst. Doch der Priester rief ihn an und erzählte von meiner Rückkehr. Sofort fuhr der Geschäftsmann zur Kirche und freute sich mich anzutreffen. Natürlich war auch ich sehr erfreut, dass das Treffen doch noch zustande kam. Wir unterhielten uns über längere Zeit. Ich berichtete ihm von meinem Traum eine Kirche bauen zu wollen. Er lächelte mich an, griff in seine linke Hosentasche und holte ein Bündel mit 2.500 U$ Dollar raus die er mir feierlich übergab. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Fuhr ich doch nach Moskau, um einen Kofferraum voller Wein zu verkaufen und nun hielt ich plötzlich 2.500 U$ Dollar in den Händen. Ich bedankte mich recht herzlich und versprach dem Spender mit dem Bau zu beginnen so bald es das Wetter zulassen würde. Er lachte. War offensichtlich erleichtert und unterhielt sich mit mir wieder über einen längeren Zeitraum. Dann griff er plötzlich in seine rechte Hosentasche und zog ein weiteres Bündel mit 2.500 U$ Dollar heraus, um es mir erneut in die Hand zu drücken. Ohne Zweifel, das war die Finanzierung für das Fundament. Darüber war ich mir sicher.

Später erzählte mir mein heutiger Freund warum er mir nicht gleich die 5.000 U$ Dollar auf einmal gab.” “Warum nicht?”, wollte ich wissen. “Weil ich mir sicher sein wollte ob das Geld in deinem Kloster richtig angelegt ist. Ich wollte sehen wie du auf die erste 2.500 $ Dollar reagierst. Du hast mich überzeugt”, war seine Antwort. Nachdem Gespräch war er erleichtert. Er hatte längere Zeit dafür gebetet so ein Projekt wie unseres zu finden. Er wollte kein reiches Kloster unterstützen. Somit konnte der Bau also beginnen. Nur ½ Jahr später besuchte er uns und war verblüfft das wir für nur 5.000 Dollar das ganze Fundament für die Kirche fertig hatten.

Woher das Holz für den Kirchendachstuhl stammt“Später benötigten wir viel Holz. Wieder hatte ich ein Problem. In Moldawien gibt es kein Holz. Alle Wälder sind mittlerweile geschützt und dürfen nicht mehr geschlagen werden. Das Holz welches heute für den Bau von Häusern eingesetzt wird kommt aus Russland, der Ukraine und Rumänien. Holz aus Russland ist sehr teuer. Ich war also verzweifelt. Woher sollten wir nur das Holz für unsere Kirche bekommen? Da ich wegen seiner Ehrlichkeit, seiner Friedlichkeit, der Tapferkeit und seiner Intelligenz Stephan den Großen verehrte und er nach jedem erfolgreichen Kriegzug ein Kloster erbauen ließ, betete ich zu ihm. Stephan der Große war König von 1457 bis 1502 und verteidigte unser Land erfolgreich gegen die ständig anrennenden Türken. Von insgesamt 47 Kriegen konnte er 44 für Moldawien entscheiden. Er ließ nach jedem gewonnen Feldzug ein Kloster erbauen. Noch heute stehen viele seiner Klöster. In der Ukraine, Bulgarien, Rumänien und ein kleines sogar auf dem Berg Athos in Griechenland. Ich setzte mich wieder ins Auto, um das Kloster Putna in Rumänien aufzusuchen wo man ihn beerdigt hat. Dort betete ich. Auch diesmal wurde der leitende Priester des Klosters auf mich aufmerksam und fragte mich woher ich komme und was ich hier tue. “Ich bete zu Stephan den Großen”, sagte ich. “Kann ich irgendetwas für dich tun?”, wollte er wissen. “Nein”, sagte ich. “Aber jeder Mensch hat einen Wunsch. Hast du keinen?”, ließ er nicht locker. “Ich brauche Holz für unser Kloster”, berichtete ich etwas kleinlaut da mir die Größenordnung meines Wunsches sehr wohl bewusst war. Der Oberste Priester ließ augenblicklich den Mönch rufen der für die Forstwirtschaft des Klosters Verantwortlich ist und berichtete ihm von meinem Anliegen. Viele Klöster in Rumänien besitzen große Ländereien und riesige Wälder. Sie sind reich. Und obwohl es nicht unbedingt üblich ist das ein Kloster dem anderen hilft geschah das Wunder. Der Mönch organisierte einen ganzen Lastwagen voller Holz und ließ die wertvolle Fracht nach Moldawien bringen. Heute sind wir mittlerweile mit dem Kloster befreundet und haben schon sieben Lastwagenladungen von ihnen geschenkt bekommen. Wir besitzen somit genügend Holz für die Dachstühle und wichtigen Schnitzereien die eine Kirche benötigt.” “Und ist eure Kirche jetzt finanziert?”, möchte ich wissen. “Nein noch lange nicht. Wir bauen schon über drei Jahre und es fehlt noch hinten und vorne. Ihr habt es ja gesehen. Aber mit Gottes Hilfe werden wir es schaffen”, lacht er zuversichtlich und wir fahren in die Nacht hinein.

Plötzlich werden wir von der Polizei aufgehalten. “Sie sind zu schnell gefahren Vater”, sagt der Beamte mit seinem Stock in der Hand. Den Geldeintreiberstock über den die Moldawier viel Witze machen. Vater Andrew lacht gütig. “Die Papiere und Führerschein bitte”, fordert der Polizist freundlich. “Bitte sehen sie sich das Radarbild an”, fordert der Straßenpolizist den Vater dann auf auszusteigen. “Wir haben erst seit letztem Jahr Radarüberwachung in Moldawien. Seitdem die Polizei das besitzt zeigen sie jedem ganz stolz wie viel derjenige die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritten hat”, erklärt Schwester Domnina zwischenzeitlich. Es dauert nicht lange und Vater Andrew steigt fröhlich wie immer ins Auto. “Und, wie viel hat es gekostet?”, möchte ich wissen, um die Strafe zu übernehmen. “Nichts. Einem Priester ziehen sie im Regelfall kein Geld aus der Tasche. Er wird uns mal im Kloster besuchen. Vielleicht möchte er dass wir für ihn beten. Ich habe ihm noch gesagt, sollte er einen Rapport schreiben, muss ich danach noch schneller fahren, um die Zeit wieder einzuholen”, lacht er, dreht den Zündschlüssel herum und weiter geht es durch das nächtliche Moldawien.

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