Skip to content
Abbrechen
image description
E-Bike-Expedition Teil 2 Mongolei - Online-Tagebuch 2015

Der Direktor und Parteichef

N 48°31’20.1’’ E 106°03’050.4’’
image description

    Datum:
    08.08.2015

    Tag: 41

    Land:
    Mongolei

    Ort:
    Jurtencamp

    Breitengrad N:
    48°31’20.1’’

    Längengrad E:
    106°03’050.4’’

    Gesamtkilometer:
    8.443

    Maximale Höhe:

    1280 Meter

    Sonnenaufgang:
    06:36 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:27 Uhr

    Temperatur Tag max:
    35 Grad

    Temperatur Nacht:
    10 Gra

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

wir haben uns entschieden drei Nächte an diesem paradiesisch schönen Ort zu verweilen. Wegen der Hitze ist an Schreiben nicht zu denken. So verbringen wir eine erholsame Zeit. Wir schlafen lange, frühstücken unser mitgebrachtes Müsli, gehen mittags und abends in dem Restaurant essen. Am Wochenende ist das Resort nahezu ausgebucht. Fast alle Gäste sind Mongolen die aus dem etwa 110 Kilometer entfernten Ulan Bator anreisen, um den dortigen Stress und der schlechten Luft zu entfliehen. Wegen den relativ hohen Preisen finden sich hier die Reichen der Stadt ein. Es sind Botschaftsmitarbeiter aus aller Welt, Geschäftsleute, viele Anwälte, Ärzte, Ingeneure von Gold- Kupfer- und anderen Minen, Politiker und Direktoren.

Auch an unserem letzten Abend schlendern wir von unserer Jurte in das aus Holz gebaute Haupthaus. Das Restaurant ist mit einer Gruppe Studenten, die hier zu einer Abschlussfeier zusammengekommen sind, voll besetzt. „Wenn sie möchten können sie heute in unserem VIP-Raum speisen“, bietet uns die nette Bedienung an dort Platz zu nehmen. Tanja und ich sind die einzigen Gäste an dem 12 Personentisch als es an der Tür klopft. „Dürfen wir uns zu ihnen gesellen?“, fragt ein grauhaariger, gut aussehender Mongole, in Begleitung einer hoch gewachsenen Frau, in perfektem Englisch. „Aber gerne. Wie sie sehen haben wir genügend Platz“, antworte ich bestens gelaunt. Nachdem Essen kommen wir ins Gespräch. „Und sie sind wirklich mit dem Fahrrad da? Und sie reisen schon seit 25 Jahren? Das ist ja unglaublich. Und wie sieht es mit Kindern aus wenn sie solch ein Nomadenleben führen?“ „Wir haben uns entschieden in diesem Leben keine Kinder in die Welt zu setzen. Wir arbeiten für die Kinder der Welt. Für deren Zukunft. Wir wollen dass sie auch morgen noch Bäume sehen und Vögel zwitschern hören. Unsere Reise ist eine Reise mit Tiefgang. Ein Auftrag, wir folgen unserer Bestimmung“, wenn sie wissen was ich meine.“ „Ich glaube ich verstehe sie. Wir haben drei Kinder und ich möchte am liebsten zehn“, antwortet er, weshalb ich nicht wirklich davon überzeugt bin ob mich mein Gegenüber verstanden hat. „Und sie verbringen hier ihren Urlaub?“, wechsle ich das Thema. „Ach, wir haben uns erst heute entschieden hierher zu fahren. Wir wollten eigentlich zu einem anderen Resort aber da verdoppelte sich die Preise innerhalb eines Jahres. Die verlangen mittlerweile über eine Millionen Tugrik (447,- €) für ein Zimmer. „Eine Million? Und das in der Mongolei? Das muss ja ein außergewöhnliches Luxushotel sein?“ „Es ist ein Sechssternehaus. Echt fantastisch dort aber für diesmal war es uns zu teuer.“ „Sie sprechen sehr gut Englisch. Wo haben sie die Sprache gelernt?“ „Ich war viele Jahre in Holland und bin ständig in der Welt unterwegs“, antwortet der sympathisch wirkende Mann. „Und wie lange bleiben sie?“, interessiert es mich. „Nur übers Wochenende. Wir müssen uns ein wenig von unseren Kindern und dem Stress erholen.“ „Was machen sie denn wenn ich fragen darf?“ „Ich bin der Direktor einer internationalen Goldmine. Das ist ein anstrengender Job.“ Da der weltmännisch wirkende Direktor trotz seiner grauen Haare recht jung aussieht erkundige ich mich nach seinem Alter. „Ich bin erst 31 Jahre alt. Wissen sie, mein Vater ist ein einflussreicher Politiker in Ulan Bator. Er hat mir den Posten als Direktor verschafft. So geht das in der Mongolei. Eigentlich wollte ich Musiker werden und jetzt bin ich Direktor.“ „Sie wollten Musiker werden? Das ist ja ein Sinneswandel.“ „Ja, ich bin von Natur aus Künstler. Wir haben viel Musik gemacht. Vor allem Rapmusik. Ich liebe Musik aber als Künstler kann man in unserem Land kein Geld verdienen. Absolut unmöglich. Meine Frau war ein Modell und auch sie konnte davon nicht leben. Die einzige Möglichkeit hier Geld zu verdienen ist im Topmanagement, als Geschäftsmann oder in der Politik. Mein Vater wollte immer dass ich in die Politik einsteige. Deswegen bin ich seit einigen Jahren dabei und mittlerweile der Chef einer Partei.“ „Na ich hoffe sie werden Minister oder vielleicht sogar Präsident und tun was gegen die Korruption in ihrem Land“, erlaube ich mir zu sagen, obwohl ich mittlerweile weiß dass mein Gegenüber durch Korruption einen Direktorposten ergattert hat. „Aber ja, das ist mein Hauptanliegen. Ich werde die Korruption bekämpfen. Das ist ganz sicher. Wir brauchen wieder Ehrlichkeit und Transparents in unserem Land“, antwortet er im Brustton der Überzeugung. „Es ist schon verblüffend dass die Mongolei wegen den vielen Bodenschätzen mit zu den reichsten Ländern unserer Erde gehört und die Bevölkerung absolut nichts davon abbekommt. Das die internationalen Minengesellschaften, die im Augenblick hier ihr Unwesen treiben, ganze Landstriche auf Jahrzehnte oder noch länger unrettbar verseuchen, dass sie verantwortlich dafür sind das ganze Flüsse verschwinden, so dass die ansässigen Nomaden gezwungen sind ihr Trinkwasser aus großen Entfernungen heranzuschleppen und das Minengesellschaften hauptsächlich dafür verantwortlich sind dass große Bereiche eines der schönsten Länder unserer Mutter Erde in Zukunft nicht mehr bewohnbar sind. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass die mongolische Regierung dabei zusieht und sich eine Handvoll Menschen die Taschen voll stopfen. Wenn sie mit ihrem politischen Amt in Power kommen werden sie einen Mount Everest an Verantwortung auf ihren Schultern laden“, sage ich. „Da gebe ich ihnen Recht. Aber wir können es schaffen“, antwortet er nachdenklich und zugleich zuversichtlich. „Was machten die Mongolen als einstige Supermacht falsch um alles was sie mal hatten zu verlieren?“, interessiert es mich. „Ich denke das Problem lag darin das Dschingis Khans Macht personenbezogen war. Als er starb hinterließ er ein großes Vakuum von dem wir uns nicht mehr erholten“, antwortet er und erzählt mir voller Stolz die lange Geschichte der Entstehung des einstigen Weltreiches. Es ist spät als ich mich von dem jungen, reichen und sicherlich auch einflussreichen Paar verabschiede. „Wissen sie. Ich hatte mal die Gelegenheit stellvertretender Verkaufsdirektor einer Weltfirma zu werden. Man bot mir soviel Geld, dass ich innerhalb von wenigen Jahren reich geworden wäre. Die beste Entscheidung meines Lebens war zweifelsohne dieses Angebot abzuschlagen und meinem Traum des Reisens zu folgen. Verblüffenderweise bin ich dabei tatsächlich steinreich, ja sogar Millionär geworden. Ein Millionär an Erfahrungen und Geschichten. Ist es in einem Menschenleben nicht das was wirklich zählt? Ist es nicht das was das Leben aus macht? Sollten wir nicht auf unsere innere Stimme hören und ihr folgen? Aus meiner Erfahrung führt sie uns immer dorthin wo es für uns und unseren Mitmenschen am besten ist. Wenn sie wirklich aus vollem ehrlichen Herzen wünschen Politiker zu werden und der Überzeugung sind als einer der Wenigen wirklich etwas Positives für ihr Volk zu tun, dann folgen sie diesem Weg. Ich wünsche ihnen viel Glück und Energie dabei“, sage ich ihm und seiner Frau die Hände schüttelnd.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die FirmenGesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH www.roda-computer.com Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

This site is registered on wpml.org as a development site.