Dauerregen, kaum Touristen und zum Essen eingeladen
N 60°28.29.2’’ E 005°19’53.5’’Datum:
04.09.2020
Tag: 034
Land:
Norwegen
Ort:
Bergen
Tageskilometer:
49 km
Gesamtkilometer:
3168 km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Fähre
1
Brückenüberquerungen:
2
Tunneldurchfahrten:
9
Sonnenaufgang:
06:35 Uhr
Sonnenuntergang:
20:41 Uhr
Temperatur Tag max:
13°
Temperatur Nacht min:
12°
Aufbruch:
10:00
Ankunftszeit:
12:30
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
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Seit gestern regnet es ohne Ende. Nachdem wir die letzten Wochen recht gutes Wetter hatten, sind wir deswegen nicht besonders beunruhigt. Nur gut, dass wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, dass dieses Tiefdruckgebiet in den kommenden Wochen das Land in Wasser regelrecht ersaufen wird.
Auf der Fähre in Richtung der Stadt Bergen sind wir und ein paar Einheimischen die einzigen Gäste. Starker Wind und Regen zwingen uns dazu, uns ins Innere des modernen Schiffes zurückzuziehen. „Ist irgendwie seltsam, wenn man kaum noch Touristen sieht. Hat so etwas wie eine Endzeitstimmung“, sage ich auf die wolkenverhangene Wasserfläche blickend. Nach 30 Minuten legt die Fähre an. Wir folgen weiterhin der E39 und erreichen gegen Mittag die Stadt Bergen. „Arne hat gesagt, dass wir auf dem Parkplatz von IKEA kostenfrei stehen können. Er wird uns von dort zum Mittagessen abholen“, sagt Tanja die WhatsApp von Arne lesend. Das Navi lots uns zu dem bekannten Möbelhaus. Tatsächlich dürfen wir hier stehen, ohne eines der unverschämt teuren Parktickets lösen zu müssen.
„Schön euch wiederzusehen“, begrüßt uns der junge Mann, den wir mit seiner Frau Rebecca am Leuchtturm Lista Fyr kennenlernten. Bevor wir zu Arnes Heim fahren, suchen wir noch ein Einkaufszentrum auf, um für Ajaci einen Regenmantel und eine Landkarte zu kaufen. Wenig später, in Arnes Wohnung angekommen, werden wir von seiner Frau Rebecca herzlich empfangen. „Es freut mich sehr, dass ihr unsere Einladung angenommen habt.“ „Wir bedanken uns für eure Gastfreundschaft und sind gerne gekommen“, antwortet Tanja. Während unsere Gastgeber in der Küche stehen und kochen, Tanja mit Ajaci eine Gassirunde dreht, die Waschmaschine unsere schmutzige Kleidung wäscht, checke ich unsere E-Mails. Dann klingelt es an der Tür. Arne begrüßt seinen Bruder Nils, der ebenfalls zum Essen eingeladen ist. „Ich hoffe, ihr habt Hunger mitgebracht?“, fragt Arne den Tisch deckend. „Bin hungrig wie ein Wolf“, antworte ich voller Vorfreude auf den lecker riechenden Lachs, den Rebecca gerade auf den Tisch stellt. Da der Vater von Arne und Nils Pfarrer ist, sind auch sie Christen. „Wir sprechen vor jedem Essen ein kurzes Gebet. Ist das okay für euch?“, fragt Arne. „Klar“, antworten wir. „Greift zu“, fordert uns Rebecca auf. Zu dem Lachs gibt es Kartoffelpüree, Gemüse mit Pilzen, Zwiebeln, Paprika und gemischten Salat. Ich esse, als hätte ich schon seit langen nichts mehr bekommen und als ich kurz vorm platzen bin, sind alle Töpfe und Schüsseln leergefuttert. „Das war echt lecker. Vielen Dank“, sage ich mich zurücklehnend.
Im Verlauf des Nachmittags erfahren wir, dass Nils eine dreijährige Chiropraktikerausbildung in Amerika absolviert hat und mit einem Freund im Hafen von Bergen in einem Schiff lebt. „Ist viel günstiger als eine Wohnung“, erklärt er. „Wenn ich mir einen Kundenstamm aufgebaut und meine Ausbildungskosten zurückbezahlt habe, werde ich in eine feste Bleibe umziehen.“ „Wie viel musst du denn zurückzahlen?“, interessiert es mich. „Der norwegische Staat übernimmt ein Drittel der Kosten, trotzdem sind es noch ca. 100.000 Euro.“ „Oh, das ist ja eine extrem teure Ausbildung gewesen.“ „Ja und um die Kosten zu drücken, habe ich die drei Jahre in einem Kombi gelebt. Toilette und Dusche konnte ich in der Schule nutzen.“ „Na dann ist das Leben in einem Schiff Luxus?“ „Luxus würde ich nicht sagen, aber es ist okay.“ Im Laufe des wunderbaren Nachmittags erzählen wir von unseren Reisen, erfahren aber auch Interessantes über Norwegen, Polarlichter und einige tolle Spots, die wir aufsuchen sollen. Am frühen Abend bringt uns Arne wieder zu unserer Terra auf dem IKEA-Parkplatz zurück. „Wenn ihr noch etwas braucht, ruft mich an. Ich helfe euch sehr gerne.“ „Das ist supernett von Dir. Wenn ihr Mal in Deutschland seid, besucht uns bitte. Ihr könnt gerne bei uns übernachten“, entgegne ich. Dann verabschieden wir uns und sind wieder alleine…