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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Das Verhalten mancher Menschen ist rätselhaft

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    Tag: 92 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    05:37

    Sonnenuntergang:
    17:35

    Temperatur - Tag (Maximum):
    32 Grad

Kunawarritji-Camp — 15.09.2001

Sebastian geht es sehr gut. Entweder hat er wie Istan nicht genug von dem Gift erwischt oder die Pflanze ist wirklich nur giftig wenn sie blüht. Ohne jeglichen Zweifel aber sind schon viele Kamele vergangener Expeditionen daran gestorben. Die Gyrostemon ramulosus ist allerdings auch bekannt dafür immer saftig grün zu sein, selbst wenn es sehr heiß ist. Sie wächst auf und neben Sanddünen. Vor allem auf trockenem Boden auf dem sonst kaum etwas gedeiht. Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Expeditionen sich über diese saftig grüne Pflanze gefreut haben, denn endlich hatten die Kamele etwas vermeintlich leckeres zu fressen. Es ist durchaus vorstellbar, dass ein Kamel was nichts anderes im Bauch hat und nur diese Pflanze frisst daran eingeht. Wir sind im Augenblick in einer besseren Lage denn wir haben sie auf Grund der Information unserer Freunde Jo und Tom Kitchen rechtzeitig erkannt und außerdem gibt es noch viele andere gute Pflanzen die unsere Jungs verspeisen können.

Abreise zum Sportfest

Gleich danach suchen wir Carl und Cathy auf die wegen einem Sportfestival heute mit den Kindern zu einer etwa 600 oder 700 Kilometer entfernten Aboriginegemeinschaft fahren. Wir holen noch mal einen Essenssack aus dem Kühlcontainer. Die restlichen vier Essenssäcke werden uns Carl und Cathy nachfahren wenn sie vom Sportfest zurückkommen. Wir haben vereinbart einen Abend im Kamelcamp zusammen zu verbringen. Carl hat wegen der gestrigen Rettungsaktion kaum geschlafen, denn er musste noch den Dorfbus reparieren. Um acht Uhr ist er endlich fertig und das halbe Dorf ist aufgeregt und auf den Beinen. Jeder packt seine sieben Sachen und schlichtet es vor seine Hütte. Wenn Carl mit dem Bus vor den Hütten anhält werden unter großem Geschrei Matratzen, Decken und Kleidung eingeladen. Hunde springen ebenfalls in den Bus und werden wieder herausgeworfen. Kinder klettern über die Sitze und jubeln. Die Aufregung endlich einmal wieder das Dorf verlassen zu können ist gewaltig. Alte Frauen und Männer, Opas und Omas, Kinder und Babys einfach alles wuselt durcheinander. Endlich ist der Bus voll. Cathy und Carl verabschieden sich von uns. „Wir sehen uns im Busch,“ ruft Carl und winkt aus dem Fenster als der Bus an uns vorbeifährt. Ein großes Rudel der Dorfhunde rast kläffend der Staubwolke des Busses hinterher. Sie verfolgen ihn bis zum Dorfende bis sie die rasende Jagd aufgeben. Wir winken noch einige Zeit und suchen dann.

Ingo arbeitet noch an seinen Jeep. Er muss die Tanks leeren und neuen Diesel auffüllen, die Batterien laden, den Kraftstofffilter reinigen und einiges mehr. Am Nachmittag kommt ein deutsches Ehepaar aus unserer Heimatstadt Nürnberg an, die ihm helfen sein Allradfahrzeug in Gang zu bringen. Wenn er es in den nächsten Tagen nicht zum laufen bringt wird er seinen Heimflug verpassen. Ingo steckt also in einer unangenehmen Lage und ist auf die Hilfe Fremder angewiesen. Am Nachmittag höre ich einen Motor aufheulen. Schnell klappe ich meinen Laptop zu und rase die Sanddüne hinunter, um zu sehen ob es Ingos Auto ist. Tatsächlich läuft der Motor. Der Auspuff spuckt schwarze Flüssigkeit, doch es sieht so aus als hat Ingo Glück rechtzeitig die Wüste verlassen zu können.

Ich fühle mich als werde ich in den Magen getreten

Am Abend sitzen wir mit Wiebke und Dieter, den beiden Nürnbergern, an unserem Lagerfeuer und tauschen Geschichten aus als plötzlich lautes Gegröle an unsere Ohren klingt. Es sind australische Touristen die über ihren Durst trinken und in ihrem Rausch lauthals herumbrüllen. Ich bin sprachlos über ihr Verhalten, denn es ist mit Grund ausgesprochen verboten Alkohol in die Aboriginedörfer zu bringen. Noch schlimmer ist es aber mitten in der Wüste, noch dazu im Zentrum einer fremden Kultur die vom Alkohol zerstört wird sich zu besaufen. Obwohl ich kein Aborigine bin fühle ich mich als würden mir diese Menschen mit ihren Stiefeln in den Magen treten. Was sind das nur für Menschen die sich so derart daneben benehmen? Die glauben ihnen gehört unser Planet alleine. Was geht in ihren Köpfen vor? Ob es ihnen gefallen würde wenn ein Fremder in ihre Wohnung kommen würde und seine Notdurft in die Badewanne setzt? Ich ärgere mich so enorm, dass ich am liebsten zu ihnen gehen würde, um ihnen zu sagen was sie da tun, doch macht es wenig Sinn mit Betrunkenen einen Streit anzufangen. Beherrscht sitze ich also am Feuer und zucke bei jedem lauten Schrei der zu unserer Düne dringt innerlich zusammen.

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