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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Auf ins Land der Superlativen, Gegensätze und Überraschungen

N 43°39’23.7’’ E 111°58’07.2’’
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    Datum:
    02.10.2015 bis 08.10.2015

    Tag: 96 -102

    Land:
    China

    Ort:
    Erenhot

    Breitengrad N:
    43°39’23.7’’

    Längengrad E:
    111°58’07.2’’

    Gesamtkilometer:
    9.378 km

    Maximale Höhe:
    980 m

    Gesamthöhenmeter:
    4.345 m

    Sonnenaufgang:
    07:10 Uhr bis 07:36 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:44 Uhr bis 19:04 Uhr

    Temperatur Tag max:
    14 bis 27 °C

    Temperatur Tag min:
    9 °C

    Temperatur Nacht:
    minus 2°C

    Platte Reifen gesamt:
    7

    Platte Vorderreifen:
    2

    Platte Hinterreifen:
    4

    Platte Anhängerreifen:
    1

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Nun ist der Aufenthalt in Erenhot länger geworden als geplant. Unsere Anhängerdeichsel ist noch immer nicht angekommen. Spring hat mir im letzten Telefonat berichtet, dass sie fälschlicher Weise zur Stadt Baotou geschickt und dann nach Erenhot umgeleitet wurde. Obwohl wir bis heute gewartet haben ist sie noch nicht aufgetaucht, weswegen wir gestern die Entscheidung trafen trotzdem aufzubrechen. Auch wenn das Wetter teils wunderschön und warm ist zeigt uns Mutter Natur an manchen Tagen welch scharfen Zähne sie besitzt. Gestern ist ein Sandsturm mit Windgeschwindigkeiten zwischen 60 km/h und 70 Km/h (Windstärke 8) durch die Straßen von Erenhot gefegt. Die Staub- und Sandfontänen waren gelinde gesagt beeindruckend. Danach ist die Temperatur nachts auf minus 2 °C gestürzt und die Rezeptionistin unseres Hotels sprach davon, dass bald der Schnee kommen wird. Brrrrr, nichts wie weg von hier. Wir können jetzt nur auf das weitere Durchhalten der Deichsel hoffen, zumindest bis zur nächsten größeren Stadt. Wenn sie nicht in dem wahnsinnsgroßen Land verloren gegangen ist, will Spring sie dorthin schicken lassen. Mal sehen ob das klappt. Wenn nicht müssen wir uns das wichtige Teil von Deutschland erneut schicken lassen.

Riese und Müller hat es tatsächlich möglich gemacht uns zehn Ersatzmäntel und zwölf Schläuche zu schicken. Es war ein teueres Unterfangen und ein großer Kraftaufwand. Umso mehr waren wir glücklich als der Kurier uns vor wenigen Tagen zwei große Pakete ins Hotel lieferte. Fantastisch! Nachdem ich die neuen Mäntel und Schläuche auf die Felgen gezogen habe ziehe ich los, um einen Reifenflicker aufzusuchen, der in einem kleinen Holzhäuschen am Straßenrand Reifen repariert. Als ich ihm unsere noch gut erhaltenen Mäntel und Schläuche schenke kann der erst gar nicht glauben was ihm da widerfährt. Dann schüttelt er mir äußerst dankbar die Hand worauf wir uns gegenseitig einen schönen Tag wünschen.

Wegen den vielen Ersatzmänteln, die es wegen der Sondergröße in China nicht zu kaufen gibt, ist unser Gepäck nun noch schwerer als vorher. Trotzdem freuen wir uns endlich in das China, über welches in der westlichen Welt soviel erzählt, berichtet und manchmal auch fabuliert wird, aufzubrechen. Wir sind neugierig ein Land für uns zu erforschen welches uns sicherlich mit fremdartigen, hoch modernen, hoffentlich einem Hauch von Vergangenheit, Geschichtsträchtigen und verblüffenden Gegensätzen überraschen wird. Ein Land welches 27 Mal größer ist als Deutschland und mit 9,5 Millionen Quadratkilometer etwa so groß ist wie die Vereinigten Staaten oder ganz Europa bis zum Ural. Und damit ist nur die Fläche von Festlandchina gerechnet, denn zusätzlich besitzt das Land der Mitte 4,73 Millionen Quadratkilometer Hoheitsgewässer und 5.400 Inseln. China ist hinsichtlich der Fläche nach Russland, Kanada und den Vereinigten Staaten das viertgrößte Land der Erde. Die Volksrepublik China grenzt an 14 Staaten und hat damit gemeinsam mit Russland die meisten Nachbarländer der Welt. Es ist zweifelsohne ein Land der Superlative deren Dimensionen, in jeglicher Hinsicht, so gewaltig sind, dass es mir schwer fällt sie zu begreifen. Alleine die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 4.500 Kilometer und vom Osten bis Westen sind es 4.200 Kilometer. Selbst der höchste Berg unserer Erde, der Mount Everest mit seinen 8.848 Metern, dessen Südhang zu Nepal und der Nordhang zu dem von China annektiert Tibet gehört, befindet sich somit in China.

Aber die Zahlen der Superlative sind nicht nur in Flächen, Höhen und Größen zu sehen, sondern vor allem in der Anzahl der Bevölkerung. Kein Land der Welt hat bisher so ein enormes Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Im Jahre 1740 zählte man ca. 143 Millionen Einwohner und im Jahre 1750 waren es bereits 430 Millionen. 200 Jahre später, also im Jahre 1950, stieg die Bevölkerung auf nur ca. 554 Millionen und heute, also nur 65 Jahre danach, hat sich die Zahl mit knapp 1,4 Milliarden nahezu verdreifacht. Trotz der Ein-Kind-Politik wächst die Bevölkerung jährlich um die Einwohnerzahl Österreichs, also um ca. acht Millionen Menschen und wenn man den Prognosen der Uno vertrauen kann wird die Bevölkerung in den kommenden Jahren auf 1,5 Milliarden steigen, um dann, ab dem Jahre 2050, kontinuierlich zu sinken. Im Jahre 2100 werden in China laut Prognosen unter einer Milliarde Einwohner leben. Obwohl diese Mutmaßungen mich zuversichtlich stimmen, und man glauben könnte unsere Mutter Erde bekommt eine Verschnaufpause, wird das Bevölkerungswachstum durch einen rasanten Anstieg in den Entwicklungsländer bis ins Jahr 2100 weiterwachsen. Laut Prognosen einiger UN-Forscher müssen sich dann 9,6 bis 12,3 Milliarden Menschen unseren schönen, blauen Planeten teilen.

Aber zurück zu unserer Reise. Da im Osten Chinas die Bevölkerungsdichte, Industrialisierung und Luftverschmutzung am größten sind, haben wir uns entschieden in den viel leereren und für uns interessanteren Westen zu radeln. Sicherlich werden wir dort auf die Ausläufer der im fernen Westen liegenden Hochgebirge treffen und somit gebirgiges Terrain überqueren müssen. Obwohl es in dieser Region sehr kalt werden wird hoffen wir durch das Kontinentalklima auf wenig Niederschlägen aber teils starkem Wind. Wir werden sehen. Ab der Stadt Bayanur geht es für uns auf der Landkarte nach unten, immer Richtung Süden, bis zur vietnamesischen Grenze. Wir können es kaum erwarten was uns auf den kommenden ca. 7.000 Radkilometern durch die Provinzen der Innere Mongolei, Gansu, Sichuan, Guizhou, Yunnan,und Guangxi erwarten wird…

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH www.roda-computer.com Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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