Zolle unseren Vorgängern allen Respekt
N 22°19’22.9“ E 145°59’04.3“Tag: 206 Etappe Drei / Expeditionstage gesamt 597
Sonnenaufgang:
05:24
Sonnenuntergang:
18:51
Luftlinie:
20,9
Tageskilometer:
25
Gesamtkilometer:
6073 km
Temperatur - Tag (Maximum):
43° Grad, Sonne ca. 65°
Temperatur - Nacht:
26° Grad
Breitengrad:
22°19’22.9“
Längengrad:
145°59’04.3“
Jochmus-Camp — 08.12.2002
Laut Wetterbericht sollte es etwas abkühlen, doch anscheinend nicht in der Region in der wir uns gerade befinden. Obwohl wir auf Eastmere einige Tage verbrachten, konnte ich mich kein bisschen von den Strapazen des Laufens erholen. Das Schreiben bei Temperaturen bis zu 45° Grad im Schatten kam einem Marathonlauf gleich. Es stellt sich für mich dann immer wieder die Frage ob und wie lange ich es durchhalte den kochend heißen Laptop auf meinen gepeinigten Oberschenkeln zu lassen? Wenn es dann kaum noch auszuhalten ist lege ich einen leeren Zehnliterwasserbeutel als Isolierung darunter. Auf diese Weise sind meine Oberschenkel vor dem heißen Notebook geschützt, jedoch treibt es mir durch das wärmende Isolationsmaterial noch mehr Schweiß aus sämtlichen Poren. Nicht selten versuche ich mich selbst zum motivieren, sehe meine Arbeit nicht im gesamten, sondern Absatz für Absatz und von Minute zu Minute. Es ist reine Kopfsache, reine Konzentrationssache und reine Willensache und am Ende des Tages bin ich froh es wieder geschafft zu haben. Ohne Zweifel ist die Dokumentation genauso anstrengend wie das Laufen an sich.
Natürlich ist es dann ärgerlich, wenn das fertig geschriebene und über Satellit gesendete Update mit großer Verzögerung in unsere Webseite kommt. Immer wieder einmal machen es uns technische Herausforderungen nicht leicht eine aktueller Berichterstattung aufrechtzuerhalten. Mal bricht der Server zusammen, mal funktioniert eine Übertragung nicht und ein anderes mal sind die Klassifizierungscodes falsch. Es gibt immer wieder Gründe warum ein Update nicht pünktlich erscheint und wir haben uns nicht nur einmal die Frage gestellt ob wir die Einzigen sind die mit dem reibungslosen Ablauf einer so umfangreichen Webseite Schwierigkeiten haben? Durch die heutige Technologie ist zwar eine Liveberichterstattung möglich, doch bleiben mir Computer ein ewiges Rätsel. Eines scheinen diese Dinger zu garantieren und zwar das sie dann zusammenbrechen wenn man es nicht gebrauchen kann. Es ist ein Jammer, dass sie einen so großen Teil selbst in unserem Abenteuerleben einnehmen. Das Computer soviel Einfluss besitzen und uns nicht selten versuchen den Tag zu verderben. Ohne Computertechnologie scheint in dieser Welt nichts mehr zu funktionieren und mit ihnen kann man glatt graue Haare bekommen. Vieles haben sie erleichtert aber auch vieles erschwert. Ich möchte nicht wissen wie viele Menschen sie seit ihrem Erscheinen regelrecht ins Grab gebracht haben? Aber sie sind eine Erscheinung unserer Zeit und wir müssen mit ihnen leben ob wir wollen oder nicht. Vielleicht lehren sie mir mehr Gelassenheit. Ich hoffe, ansonsten muss ich mich mit Tanja als Einsiedler in die tiefen Wälder Alaskas zurückziehen.
Auf dieser Expedition ist mir klar geworden wie aufwendig eine Liveberichterstattung solch einer großen Expedition ist. Welche bald unzähligen Hürden sie aufweist. Es fordert von uns mehr Energie als wir jemals zu glauben gewagt haben. Klarer ausgedrückt beanspruchen das Schreiben, die Webseite und die Interviews bald 40% der gesamten Zeit. Auf der anderen Seite ist mir aber auch bewusst, dass viele der vergangenen Expeditionsreisenden einen ähnlichen Zeitaufwand in die Dokumentation ihrer Erfahrungen gesteckt haben müssen. Mein Blickwinkel zu früheren Entdeckungsreisen und Expeditionen hat sich dadurch stark verändert und ich muss unseren Vorgängern allen Respekt zollen.
Wegen der großen Hitze schlagen wir uns schon um 11:30 in die vertrockneten Büsche. Es gibt wieder einmal weit und breit nichts für unsere Jungs zu fressen. Sie müssen sich mit dem trockenen Zeug begnügen und sind nicht gerade glücklich. Gott sei Dank konnten sie sich auf Eastmere die letzten Tage bis zum Rand voll schlagen, so dass sie hier nicht hungern müssen und von ihren Reserven zehren können.
Um 16:00 Uhr zeigt das Thermometer 43° Grad. Erst als die Sonne untergeht sinkt die Quecksilbersäule unter 40° Grad. Ein heißer unangenehmer Wind verspricht eine weitere heiße Nacht. Als ich früh um 1:00 Uhr auf das Thermometer blicke erschreckt es mich noch immer mit 35° Grad. Wir verbringen eine Nacht im Backofen des Outback und träumen von Kühlschränken, kalten Getränken, kalten Räumen und allem anderen was kühl ist.