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Mongolei/Tuwa Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Juckflechte und weitere Gründe warum wir besucht werden

N 51°39'155'' E 099°21'977''
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    Tag: 308-310

    Sonnenaufgang:
    05:14/05:12

    Sonnenuntergang:
    21:25/21:27

    Gesamtkilometer:
    1361

    Bodenbeschaffenheit:
    Eis, Schnee

    Temperatur – Tag (Maximum):
    10°C/15°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    5°C/0°C

    Temperatur – Nacht:
    minus 15°C/minus 8°C

    Breitengrad:
    51°39’155“

    Längengrad:
    099°21’977“

    Maximale Höhe:
    1858 m über dem Meer

Tanja benötigt zwei Tage um sich von den Strapazen ihrer Reise zu erholen. Auch Bilgee berichtete davon einen ganzen Tag geschlafen zu haben. Wegen dem schlechten Wetter verbringen wir die meiste Zeit in unserem Tipi. Jeden Tag schneit, hagelt oder stürmt es. Manchmal kommt die Sonne heraus und erwärmt den Tag bis auf 15 Grad. Solche Stunden nutzen manche Tuwafamilien ihr Tipi an einem anderen Standort zu verlegen. Bisher befand sich unser Tipi einige hundert Meter entfernt vom Rest der anderen. Der Grund dafür lag darin weil Bilgee bei unserer Ankunft den Ort wegen dem besseren Pferdefutter gewählt hatte. Mittlerweile haben Saintsetseg, Tso und Monkoo ihr Tipi direkt hinter unserem errichtet und nur 50 Meter weiter steht Gambas und Purvees Zelt. Der Anlass ist offensichtlich der Bach der bis zu dieser Stelle fließt, um dann im Boden zu versickern. So müssen die Tuwa nicht mehr weit laufen, um Wasser zu holen. Das ist auch der Grund warum wir plötzlich wieder mehr besucht werden. Meist aber deswegen weil man etwas von uns benötigt. Gomb zum Beispiel, der regelmäßig die Touristen abzockt indem er Eintrittsgebühren für das Tuwa-Camp verlangt die es gar nicht gibt und sich auf einer selbstgemachten Visitenkarte als Chef der Tuwa ausgibt, möchte sich meine Motorsäge ausleihen. Er kam erst vor wenigen Tagen ins Frühjahrscamp. Dem Winter über lebt er mit seiner Familie in Tsagaan Nuur. Er besitzt zwei neue teure Gewehre, drei Pferde, ein Haus im Ort und so weiter. Ein reicher Mann also. „Ich habe kein Feuerholz“, beklagt er sich. Mir ist es ein Rätsel wie der erfahrene etwa 60 Jahre alte Mann es fertigbringt kein Feuerholz zu besitzen. Jeder Tropfen Benzin hier draußen in der Taiga ist wertvoll und wenn man seine Motorsäge herleiht ist der Tank danach leer und wenn man Pech hat das Sägeblatt kaputt. Also sage ich: „Die Motorsäge ist kaputt und außerdem habe ich kein Benzin mehr.“ Das scheint zu wirken denn nachdem er seine Tasse Tee in sich hineingekippt hat bedankt und verabschiedet er sich.

Tsaya besucht uns ebenfalls. Da ihr Ultsan sich seit einigen Tagen auf der Jagd befindet ist ihr langweilig. Diesmal ist das jedoch nicht der Grund. „Mein Gott! Wie siehst du denn aus?“, frage ich erschrocken weil sich über ihre Stirn ein großer schwarzer Fleck bis zur Nase zieht. „Ich habe einen schlimmen Ausschlag. Wahrscheinlich von einem Zeckenbiss“, jammert sie. „Und warum ist es so schwarz?“, möchte ich wissen. „Ich habe die Asche einer Zigarette darauf geschmiert.“ „Hm“, sage ich und sehe mir das Ekzem an. Nach einigen Denkminuten meine ich: „Ich glaube nicht das deine Hauterkrankung von einem Zeckenbiss rührt. Das wäre untypisch. Du sagst es juckt?“ „Ja, furchtbar. Und dann brennt es.“ „Denke du hast Herbes“, diagnostiziere ich. „Herbes? Was ist denn das?“, fragt sie, worauf ich ihr erkläre das viele Menschen diesen Virus in sich tragen. „Wahrscheinlich ist dein Immunsystem nicht das Beste. Könnte der Grund sein warum er ausgebrochen ist“, erkläre ich während sie sich unaufhörlich in einem kleinen Handspiegel ansieht und dabei mit ihren Händen unablässig im Gesicht herumfummelt. „Vor allem darfst du unter keinen Umständen die Juckflechte berühren. Wenn die Bläschen platzen ist die austretende Flüssigkeit extrem ansteckend“, warne ich und vermute das dies der Grund ist warum sich die Bläschen an verschiedenen Stellen ihres Gesichtes ausgebreitet haben. Weil ich als junger Mann oft unter Herbes litt bin ich in der Lage ihr einige Tipps zu geben wie sie die Ausbreitung dieser Hautkrankheit vermeiden kann und was sie tun soll, um den Juckreiz zu lindern. „Wie lange wird das dauern?“, fragt sie verängstigt. „In zwei Wochen kannst du wieder an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen“, scherze ich. „Zwei Wochen?“, stöhnt sie. „Was wird Ultsan sagen wenn er mich so sieht?“. „Er wird dich trotzdem lieben“, beruhige ich sie worauf sie sich bedankt und unser Tipi verlässt.

„Meinst du wir werden rechtzeitig zum Nadaam-Fest Mörön erreichen?“, überlege ich laut als wir wieder alleine sind. „Warum nicht. Wenn wir hier wie geplant am 10. Juni los reiten sind wir in spätestens zwei Tagen in Tsagaan Nuur. Bilgee ist sich sicher, dass bis dahin Naraa wieder stark genug ist, um auf ihr reiten zu können. Damit besitzen wir genügend Pferde, um unsere Ausrüstung mit einem Ritt aus der Taiga zu schaffen. Im Ort kannst du dir die Pferdefrau kurz ansehen und wenn du ein gutes Gefühl mit ihr hast brechen wir in Richtung Mörön auf“, schlägt Tanja vor. „Hm, könnte knapp werden aber wenn uns das Land oder seine Bewohner nicht wieder einen Strich durch unsere Planung machen ist es zu schaffen“, gebe ich mich zuversichtlich. „Es wäre ein Jammer das größte und Jahrhunderte alte Ereignis in der Mongolei zu verpassen. Ich würde sehr gerne die Bogenschützen, die Ringer, und das Pferderennen sehen“, sagt Tanja.

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