Von Durchfällen geplagt
N 48°56'100'' E 102°47'691''Tag: 45
Sonnenaufgang:
06:33
Sonnenuntergang:
19:40
Luftlinie:
20,39
Tageskilometer:
25
Gesamtkilometer:
549
Bodenbeschaffenheit:
Wiese
Temperatur – Tag (Maximum):
16 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
3° C
Temperatur – Nacht:
minus 8
Breitengrad:
48°56’100“
Längengrad:
102°47’691“
Maximale Höhe:
1464 m über dem Meer
Aufbruchzeit:
12:30
Ankunftszeit:
18:20
Als wir morgens unser Zelt verlassen haben die Sonnenstrahlen nahezu den ganzen Schnee weggeleckt. Ich nutze die Zeit vor dem Frühstück über unser Satellitentelefon die geschriebenen Texte und Bilder in unsere Webseite zu schicken. Es klappt alles prima bis plötzlich der Laptop ein Festplattenproblem anzeigt und mich auffordert alle Daten sofort zu sichern und die Festplatte umgehend reparieren zu lassen, ansonsten sind alle Aufzeichnungen, Bilder und Programme verloren. Trotz Kälte wird mir vor Schreck heiß. Das ist der Supergau eines Rechners und unserer Übertragung. Wieder eine Herausforderung die ich hier draußen in der mongolischen Wildnis nicht beheben kann. Selbst in Ulan Bator wäre dieses Problem nicht zu lösen, da ich die passende Festplatte für dieses Durabook dort niemals bekomme. Zum Glück habe ich gestern alle Texte und Bilder auf einer externen Festplatter gesichert. Diese sind im Augenblick nicht in Gefahr. Nur was hat das Problem verursacht? Ich sitze nun in unserem kleinen Zelt und grüble vor mich hin während Bilgee, Ulzii und Tanja draußen ihr Frühstück einnehmen. Ich schalte den Ersatzrechner ein den Tanja nutzt um die Texte ins Englische zu übersetzen. Plötzlich kommt auch hier eine Warnung. Bei genauerem Hinsehen lese ich: „Wenn sie den Rechner hochfahren gefährden sie die Festplatte. Bringen sie ihren Laptop erst auf Betriebstemperaturen.“ Das könnte es sein. Es ist einfach zu kalt und da ich bei unserem Durabook keine Warnung bekam habe ich damit gearbeitet. „So ein Mist. Jetzt muss ich bereits nach sechs Wochen mit unserem Ersatzrechner weitermachen. Da aber alle Daten noch da sind und der Hauptrechner noch zu funktionieren scheint könnte ich das Risiko eingehen damit weiterzuarbeiten. Ich klicke die Warnung weg und fahre einige Test. Läuft alles reibungslos. „Denis jetzt komm endlich frühstücken. Wir müssen aufbrechen!“, ruft mich Tanja, weswegen ich meine Versuche abbreche und die Laptops einpacke. Wieder etwas gelernt. Ab 0 Grad darf ich die Dinger nicht benutzen oder ich muss sie im Schlafsack erst auf Körpertemperatur erwärmen.
Als wir auf knapp 1.700 Meter den höchsten Punkt des Passes erreichen sehen wir ein einfaches Restaurant. „Was meinst du? Sollten wir unsere Männer dort zum Essen einladen?“, frage ich Tanja. „Ist eine gute Idee. Da ich kein Fleisch esse passe ich solange auf die Pferde auf“, schlägt sie vor. Bilgee und Ulzii freuen sich sichtlich über die Einladung. Sie suchen sich Ziegenfleisch in Teigtaschen aus während ich eine Ziegenfleischsuppe mit fettfreiem Fleisch bekomme. Heißhungrig verspeisen wir unser Gericht. Dann versuche ich noch etwas Fleischfreies für Tanja zu ergattern die draußen auf uns wartet und friert. Außer zwei hart gekochten Eiern und einer Tafelschokolade gibt es nichts. „Oh danke“, freut sie sich ohne jegliche Ironie. „Tut mir leid. Es gab nichts Besseres“, entschuldige ich mich. „Kein Problem. Schön dass du an mich gedacht hast. Wie du weißt esse ich gerne die Eier. Ist ja hier etwas Besonderes.“
Bei jetzt strahlendem Sonnenschein verlassen wir die Passhöhe. Ein freundlich aussehender junger Hund folgt uns auf drei Beinen humpelnd. „Der arme Kerl hat einen steifen Hinterfuß. Er ist bestimmt von einem Auto angefahren worden“, meint Tanja. Da er für Mogi keine Gefahr darstellt scheint er ihn zu akzeptieren. „Der wird bald wieder umkehren“, sage ich weil er einen recht gepflegten Eindruck macht was auf seinen Besitzer zurückzuführen ist. Als er aber nach mehreren Kilometern noch immer zwischen unseren Pferden hin und her wuselt und so tut als wäre er schon seit ewigen Zeiten ein Mitglied dieser Reisetruppe beginnen wir uns Gedanken zu machen. „Der wird sich uns doch nicht als neue Herren ausgesucht haben?“, überlege ich. „Ist ein lieb aussehender Hund“, sagt Tanja. „Mag ja sein aber wir können doch nicht mit zwei Hunden durch die Gegend ziehen. Ist schon schwer genug Mogi satt zu bekommen“, entgegne ich. „Klar, können wir keinen zweiten Hund durchfüttern. Nur wie bekommen wir ihn wieder los?“ „Ich werde ihn vertreiben“, antworte ich und lasse mich zurückfallen um den Fremden von der Gruppe fernzuhalten. „Geh nach Hause!“, rufe ich auf die Passhöhe deutend. Der schwarze Vierbeiner bleibt stehen und sieht mich treuherzig an. Sobald ich aber weiter reite folgt er mir. „Jetzt geh nach Hause!“, rufe ich erneut. Wieder bleibt er stehen, wartet bis ich Sar wende um mir ungeniert und treu auf den Fersen zu bleiben. Dann galoppiere ich davon. Er nimmt humpelnd die Verfolgung auf und trifft nur wenig nach mir beim Pferdewagen ein. „Die einzige Möglichkeit ihn nachhaltig zu vertreiben wäre Steine werfen. Das verstehen hier alle Hunde. Das bringe ich aber nicht übers Herz“, sage ich mit den Schultern zuckend.
Wir erreichen einen halbverlassene Weiler. Es gibt ein paar sehr heruntergekommene Holzhäuser und eine ebenfalls halbzerstörte Tankstelle die aber noch immer in Betrieb zu sein scheint. Um unsere Energieprobleme zu lösen kaufen wir drei Liter Benzin. Bilgee findet im Straßengraben eine große Plastikflasche die wir mit dem Treibstoff füllen lassen. Hinkebein hat es sich mittlerweile neben dem Pferdewagen bequem gemacht und wartet offensichtlich geduldig darauf bis sich die Reisegruppe wieder in Bewegung setzt. „Was stellen wir mit dem Hund an?“, frage ich Ulzii. „Ich mach das schon“, meint er. „Aber tu ihm nicht weh“, fordert Tanja auf. „Nein, nein“, ruft er, nimmt einen Stein vom Boden und wirft ihn in seine Richtung. „Verdutzt, von seinen neuen Herren so rüde behandelt zu werden, springt er auf. Als der zweite Stein an ihm vorbeifliegt nimmt er seine drei funktionierenden Beine unter die Achseln und macht sich mit eingezogenem Schwanz davon. „Anscheinend war er wirklich ernsthaft auf der Suche nach einem Ernährer. Hoffe er übersteht den kommenden Winter“, sage ich etwas traurig.
Wir reiten gerade in ein weites Tal. Rinder- Schaf- Ziegen und Pferdeherden bevölkern mit einigen Jurten die grüne von Bergen eingesäumte Senke. Ich schieße ein paar Fotos als mich heftiges Magenzwicken zum Absteigen zwingt. So schnell es nur geht reiße ich meine Hose herunter um mich zu erleichtern. Kaum sitze ich wieder im Sattel muss ich auch schon wieder runter. „Die Suppe in dem Restaurant hat es in sich“, meine ich gequält zu Tanja die mich ein wenig mitleidig ansieht. Bilgee und Ulzii sind mittlerweile außer Sichtweite. Wir sind also gezwungen hinterher zu galoppieren. Die körperliche Anstrengung fordert unmittelbar ihren Tribut. Leidend und geschwächt erreichen wir unsere Begleiter. Wir reiten noch ein paar Kilometer durch das wunderschöne Weideland und schlagen erst um 18:20 Uhr neben einem Bach unser Camp auf. Da um 19:40 Uhr bereits die Sonne untergeht und das Thermometer schnell auf minus acht Grad fällt müssen wir uns beeilen. Mit letzter Kraft baue ich unser Zelt auf und richte es für die Nacht, während Tanja noch Wasser für heißen Tee und das Abendessen kocht. „Ich kann nichts essen“, sage ich schwach mich ins Zelt verkriechend. „Wenn du möchtest tausche ich mit dir die Wachschicht. Du kannst meine von 22:00 Uhr bis 24:00 Uhr übernehmen und ich mache sie ab 24:00 Uhr bietet mir Tanja an. „Das wäre super“, freue ich mich und verfluche gleichzeitig das Restaurant auf der Passhöhe.
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