Deprimierende Nässe
N 16°33’15.7’’ E 107°39’25.0’’Datum:
24.01.2017
Tag: 574
Land:
Vietnam
Provinz:
Quảng Trị
Ort:
Stranddort
Breitengrad N:
16°33’15.7’’
Längengrad E:
107°39’25.0’’
Tageskilometer:
22 km
Gesamtkilometer:
21.511 km
Luftlinie:
12 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
18.4 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
32.1 km/h
Fahrzeit:
1.10 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt / Schotter
Maximale Höhe:
10 m
Gesamthöhenmeter:
58.499 m
Sonnenaufgang:
06:21 Uhr
Sonnenuntergang:
17:40 Uhr
Temperatur Tag max:
18°C
Aufbruch:
13:00 Uhr
Ankunftszeit:
15:00 Uhr
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
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Schwerer Monsunregen prasselt auf das Land. Nichts Neues für uns, deswegen aber nicht minder unangenehm. Konzentriert steuern wir unsere Bikes durch den spritzenden und laut dahinknatternden Ameisenhaufen der Mopeds. Wenn Tanja in meinem Rückspiegel plötzlich verschwindet, halte ich an, um zu sehen wo sie bleibt. Ein paar Mopedfahrer haben sich zwischen uns geschoben, weswegen sie die Grünphase einer Ampel nicht mehr geschafft hat. Es ist nicht leicht im Gewühle einer Stadt hintereinander zu fahren, weil sich oftmals rücksichtslose Verkehrsteilnehmer dazwischendrängeln, einen ausbremsen, abdrängen oder schneiden. Daran haben wir uns die letzten 10.000 Kilometer gewöhnt und trotzdem bin ich immer wieder etwas nervös wenn wir uns kurz aus den Augen verlieren.
Wir erreichen die kleine Küstenstraße, die sich durch viele Dörfer schlängelt. „Dort vorne führt ein schmaler Weg zum Strand. Wenn wir dem folgen, kommen wir zur Beachbar Hue“, sage ich. „Freu mich schon“, meint Tanja, denn eigentlich hatten wir in der im Internetportal hoch gelobte Beach Bar, den Jahreswechsel verbringen und genießen wollen. Nun, es kam anders, und so erreichen wir unser Wunschdomizil erst über drei Wochen später. Über einen unscheinbaren Weg gelangen wir zum Empfang des Resorts, der wegen dem Regen eher traurig als einladend wirkt. Die Empfangsmädchen sind freundlich und zeigen uns den Parkplatz auf dem wir unsere Räder abstellen sollen. „Haben sie keinen abgeschlossenen Raum? Unsere Räder sind sehr wertvoll und wir können sie nicht draußen stehen lassen“, frage ich. „Sehen sie die Oldtimer auf dem Parkplatz?“ „Ja und?“ „Mein Chef sammelt die teuren Wagen und es hat noch nie jemand versucht sie zu stehlen.“ „Fahrräder kann man leicht stehlen. So einen Oldtimer müsste man auf einen Abschleppwagen hieven und aus der Anlage fahren. Das würde an ihrem Empfang sicherlich auffallen“, antworte ich freundlich. „Wir besitzen leider keinen Raum für ihre Räder.“ „Hm, kann ich mir mal eines der Zimmer ansehen?“ „Gerne“, antwortet das Mädchen, weshalb ich ihr folge. Nach 50 Meter verlassen wir den Hauptweg und schreiten über schmale, auf Sand verlegten, Steinplatten. „Ähm, wie sollen wir unsere Räder mit den Anhängern über diese Steinplatten zum Zimmer rollen?“, frage ich, weil sie zwischen den Platten im feinen Sand versinken würden. „Ich sagte ja, sie müssen ihre Räder auf dem Parkplatz lassen und das Gepäck was sie benötigen in die Hütte tragen.“ Nach weiteren 300 Metern erreichen wir im Regen triefende, kleine Steinhütten. Durch den nassen Sand stapfend passieren wir die erste Hütte. Welch ein Kraftakt unsere vielen Taschen hierher zu tragen. Das Mädchen öffnet das Vorhängeschloss und zieht die Tür auf. Mein Blick fäll in einen kleinen Raum in den drei Betten stehen. Im ersten Moment sprachlos betrachte ich die Winzkammer. „Und wo sollen wir unsere Taschen hinstellen?“, möchte ich wissen, weil es in dem ca. drei bis vier Quadratmeter Räumchen ohne jegliche Einrichtung keine Abstellmöglichkeiten gibt. „Weiß ich nicht.“ „Und unser Hund? Der passt doch hier nicht rein.“ „Für ihre vielen Taschen und ihren Hund ist das Zimmer tatsächlich zu klein. Hier übernachten Traveller die meist nur einen Rucksack mit sich führen.“ „Hm, haben sie keine größeren Zimmer?“ „Haben wir, aber die kosten mehr als 36 US$.“
Wieder bei Tanja berichte ich ihr von dem einfachen, zwergenhaften Dormitorium indem wir keine Chance besitzen unsere Ausrüstung unterzustellen und uns gleichzeitig darin aufzuhalten. „Als ich hier vorausgebucht hatte war mir nicht klar, dass es sich um einen reinen Schlafraum handelt.“ „Bei 36 US$ pro Nacht konntest du das ja auch nicht wissen“, antworte ich. „Und was machen wir jetzt?“, fragt Tanja die vom Regen triefnass neben ihrem Bike steht. „Also hier können wir nicht bleiben“, antworte ich und frage das Mädchen ob es in der Nähe noch andere Unterkünfte gibt. Obwohl wir unsere Buchung stornieren bleibt sie außerordentlich freundlich und zeigt uns auf einer kleinen Karte den Weg zu einer anderen, etwa drei Kilometer entfernt liegenden Herberge. „Ich weiß nicht ob die dort ihren Hund akzeptieren aber sie können es ja mal versuchen.“ Wir verabschieden uns von dem im Regen ersaufenden Strandressort und setzen unseren Weg fort.
„Da ist es!“, ruft Tanja 15 Minuten später. Wir lassen unsere Bikes auf den verlassen wirkenden Vorhof rollen. „Denke die haben geschlossen“, sage ich deprimiert, und weil mir das Wasser bereits aus den Schuhen wieder heraus fließt, etwas frierend. „Dort schläft jemand“, meint Tanja auf eine Person deutend die sie unter einem Vordach entdeckt. „Hallo! Haaallo!“, rufe ich, worauf sich der Mensch erhebt, uns im ersten Moment etwas verwirrt ansieht und dann von seiner Liege aufspringt. „Ha, ha, ha“, kommt der Mann lachend auf uns zu. Als er Ajachi in seinem Trailer entdeckt lacht er erneut herzhaft und laut. „Der ist doch betrunken“, stellt Tanja fest. „Sieht so aus. Wahrscheinlich hat er wegen dem Tetfest kräftig gefeiert“, antworte ich und versuche ihn mit unseren mangelhaften Sprachkenntnissen zu fragen ob es hier ein Zimmer für uns gibt. In dem Moment schlurft seine Frau aus einem der Räume. Sie blickt uns verschüchtert an. So wie es aussieht kommen hier selten Touristen vorbei, um nach einer Übernachtungsmöglichkeit zu fragen. Die Frau, gefolgt von ihrem noch immer lachenden Ehemann, zeigt mir für 200.000 Dong (8,20 €) ein verblüffend großes Zimmer indem sogar unserer Räder locker Platz finden. „Wir bleiben“, entscheide ich erleichtert, nicht weiter durch die Nässe radeln zu müssen. Mit einem porösen Wasserschlauch reinigen wir die verschmutzen Radtaschen und Räder und tragen alles, inklusive unsere Bikes, in das einfache Zimmer. „Endlich im Nest“, pruste ich erleichtert meine durchnässte Kleidung ausziehend und etwas Trockenes aus den Satteltaschen ziehend…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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