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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Lauschen der Konversation auf dem Funkgerät

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    Tag: 41 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    06:26

    Sonnenuntergang:
    17:35

    Temperatur - Tag (Maximum):
    30 Grad

Edgar Kampf-Camp — 26.07.2001

„Ahh!“ ,ruft Tanja und springt wie von der Tarantel gestochen auf und reißt sich den Hut vom Kopf. Noch ehe ich fragen kann was geschehen ist sehe ich wie durch die schnelle Bewegung eine fette Spinne auf den Boden geschleudert wird. „Sie ist unter der Hutkrempe auf meiner Stirn herumgekrabbelt. Ich habe sie auch unter meiner Sonnenbrille gespürt,“ meint Tanja trocken und setzt sich wieder. „Mein Gott da hast du wirklich Glück gehabt,“ sage ich und verfolge das Insekt. Flink klettert sie auf die Thermosflasche und springt in einem hohen Bogen auf unseren niedrigen Küchentisch. Mit einer schnellen Handbewegung schleudere ich sie auf den Boden, worauf sie die Flucht ergreift und im nahen Spinifex verschwindet.

Der Tag verfliegt genauso schnell wie all die anderen. Obwohl sich eine gewisse Routine in unser Leben hier eingeschlichen hat ist es nie langweilig. Immer gibt es etwas Neues zu entdecken oder zu beobachten. Der unverändert schlechte Zustand unserer Sorgenkinder nagt weiterhin an unseren Nerven. Vor allem der Gedanke daran so viele kostbare Lauftage zu verlieren. Jetzt sind die Temperaturen noch angenehm und die Nächte noch kühl. Später wird es durchgehend heiß sein und im November oder Dezember setzt eventuell Regen ein. Immer wieder ist diese Tatsache Anlass für uns um darüber zu sprechen. Immer wieder fragen wir uns wie wir die verlorene Zeit einholen können und ob die Krankheit unserer Kamele das Genick der Expedition brechen kann.

Am Abend lässt, wie in den vergangenen Tagen auch, der starke Wind nach. Wir sitzen nach dem Kamele hüten am Campfeuer und lauschen der Konversation auf dem Funkgerät. Manchmal müssen wir über das was sich die Menschen zu erzählen haben richtig lachen. Manchmal ist es äußerst langatmigen und uninteressant und man kann sich nur wundern was die Menschen zu ihren Lebensinhalt machen. Manchmal aber stimmt uns ihre Lebensgeschichte und die Krankheiten über die sie sich unterhalten traurig und ganz selten spitzen wir die Ohren und saugen jedes Wort in uns auf. „Hörst du das?“ ,frage ich Tanja. „Jaa, ssss,“ lässt ihre Antwort mich verstummen und der Stimme aus dem kleinen Lautsprecher lauschen. „Ihm geht es gar nicht gut. Wir haben Angst das er sterben muss. Ja, er liegt jetzt auf der Intensivstation. Der Spinnenbiss hat viel schlimmere Auswirkungen als wir dachten.“ „Er wird schon durchkommen. Bisher hat er alles überstanden. Mach dir keine Sorgen, er schafft es bestimmt,“ tröstet eine männliche Stimme aus dem Äther eine verunsicherte Frau. „Unglaublich wie gefährlich dies Insekten in diesem Land sein können. Wir müssen ständig auf der Hut sein nicht von ihnen gestochen oder gebissen zu werden. Ich weiß nicht ob die Spinne die dir heute morgen über die Stirn gekrabbelt ist giftig war, aber stell dir vor wenn sie da hineinbeißt.“ „Ein furchtbarer Gedanke,“ antwortet Tanja nachdenklich. Nachdem wir dann mit Collin, Jo und Tom gesprochen haben stelle ich das Funkgerät wieder ab. Sofort legt sich die Stille der Nacht über unser Camp. Sie ist beruhigend und wird nur vom Knistern des Feuers unterbrochen. Rufus rollt sich an meinen Füßen zusammen und brummelt in sich hinein. Nachdem Abendessen trinken wir Tee und betrachten einen Sternenhimmel den es nur selten zu sehen gibt. Wir sprechen über die Möglichkeit anderer Lebewesen in anderen Sternensystemen. Goola rülpst sich wie jede Nacht unaufhörlich und versucht unter donnernden Geräuschen etwas zum Wiederkauen aus seinem Magen zu holen. „Klingt unheimlich.“ „Ja, hört sich an wie ein riesiges Raubtier aus der Urzeit.“

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