3.000 Jahre altes Königreich, Yoga und Tai-Chi
N 30°40’51.0’’ E 104°03’23.2’’Datum:
19.03.2016
Tag: 265
Land:
China
Provinz:
Sichuan
Ort:
Chengdu
Breitengrad N:
30°40’51.0’’
Längengrad E:
104°03’23.2’’
Gesamtkilometer:
15.819 km
Maximale Höhe:
500 m
Gesamthöhenmeter:
25.392 m
Sonnenaufgang:
07:09 Uhr
Sonnenuntergang:
19:13 Uhr
Temperatur Tag max:
22°C
Temperatur Tag min:
16°C
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Das E-Bike ist für uns ein optimales Transportmittel, um by fair means, ohne fremde Hilfe, von einer Expedition zur nächsten zu gelangen. Nachdem wir 3.000 km mit unseren Pferden die Mongolei durchritten haben, um dort mit den letzten noch ursprünglich lebenden Rentiernomaden einen arktischen Winter in Tipis zu verbringen, ist unser nächstes großes Expeditionsziel Myanmar. Ein faszinierendes Land, welches wir mit einem Elefanten bereisen möchten. Aber bis dahin vergehen noch ein paar Jahre, weil wir auf dem Weg bis Burma mit unseren Bikes erstmal einige asiatische Länder durchqueren wollen, um sie in der Tiefe zu bereisen und kennenzulernen. Aus diesem Grund legen wir zwischen unseren teils abenteuerlichen E-Bikefahrten immer wieder längere Pausen ein, so dass wir die Chance besitzen Bergtouren und Wanderungen zu unternehmen, Städte zu erleben, Sehenswürdigkeiten, Ausstellungen und Museen zu besuchen. So entsteht für uns eine optimale Mischung aus Abenteuer, Kultur und Landeskunde.
Da wir morgen weiteradeln wollen, ist heute die letzte Gelegenheit die bedeutende Fundstelle des 3.000 Jahre alten Königreichs Shu zu bewundern, die man im Februar 2001 im Dorf Jinsha zufällig bei Straßenbauarbeiten entdeckte. Als wir ankommen sind wir tatsächlich die einzigen Besucher. Ohne das übliche Geschrei der Chinesen und endlosen Schulklassen, wandeln wir zur frühen Morgenstunde durch die riesige Anlage. Wir bestaunen Fundgegenstände aus einer Zeit die als die erste Dynastie Chinas gilt. 1.000 Jahre vor Christi muss es hier ganze Herden von Elefanten gegeben haben. Klar, denn nach Myanmar, wo heute noch viele Elefanten leben, sind es von hier nur 600 Kilometer. Im Reich der Shu Könige muss der Elefant eine besondere Rolle gespielt haben, denn die Archäologen konnten hier zahlreiche, große und gut erhaltene Elefantenstoßzähne ausgraben, die für religiöse Zeremonien genutzt wurden. Eine goldene, hauchdünne Maske zieht uns in ihren Bann. Sie ist zur gleichen Zeit, wie die weltberühmte Maske des ägyptischen Königs Tutanchamun, entstanden. Zu den mehr als 6.000 Fundstücken dieser Ausgrabung gehören Töpferwaren, Werkzeuge, Steinschnitzereien, Schmuck. Wir sind fasziniert wie perfekt und hochprofessionell die Museen in China gestaltet und erbaut sind.
Nach unserem Rundgang nehmen wir uns noch Zeit, um im schön angelegten Park spazieren zu gehen. Als ich eine Gruppe Frauen fotografiere, die im Schatten blühender Bäume und Bambusgewächse Yoga betreiben, rufen sie mir freudig zu und laden Tanja ein mitzumachen. „Meinst du die meinen es ernst?“, fragt Tanja. „Klar. Ich bin mir sogar sicher, dass du ihnen eine große Freude bereitest wenn du an ihrer Yogarunde teilnimmst.“ Begeistert schnattern die Damen durcheinander als Tanja ihre Schuhe und Socken auszieht und sie in ihre Mitte nehmen. Unweit daneben praktizieren zwei Männer Tai-Chi, eine im Kaiserreich Chinas entwickelte Kampfkunst, die heutzutage von vielen Millionen Menschen weltweit betrieben wird. Auch Tanja und ich hatten einige Kurse in Deutschland besucht. Nachdenklich setze ich mich auf die hölzernen Dielen und beobachte die Männer wie sie in sich gekehrt jede ihrer Bewegungen in vollendeter Perfektion ausüben. Aus einem kleinen Lautsprecher ertönt leise chinesische Musik, die sich mit dem im Wind rauschenden Blättern vereint. „Ich hätte mein Tai-Chi nicht aufhören sollen“, streift ein Gedanke mein Gehirn. Später, als wir die Yogadamen und die Tai-Chi-Sportler verlassen, beschließe ich, sobald wir wieder in Deutschland sind, meine Tai-Chi-Ausbildung fortzusetzen.
Am Nachmittag scheint die Sonne, was zu dieser Jahreszeit im smogverseuchtem Chengdu nicht all zu oft vorkommt. Tanja nutzt die Gunst der Stunde, um das von Ajacis zerrissene Moskitonetz an seinem Anhänger zu ersetzen. Schuschu, die Inhaberin des Hostels, ihre liebenswerte und immer hilfsbereite Mitarbeiterin Linda und der Kunststudent Jan helfen ihr dabei. Es dauert aber nicht lange, da haben Linda und Jan das Zepter komplett übernommen, so dass Tanja die Zuschauerin ist und alle Beteiligten unter viel Gelächter einen absolut entspannten Nachmittag verbringen.
Beim Buffetessen, abends im Kloster Wenshu, überlegen wir uns einen Plan wie wir die Großstadt Chengdu sicher und stressfrei verlassen können. „Ich denke wir sollten morgen Früh um 4:00 Uhr aufstehen. Dann sitzen wir spätestens um 6:00 Uhr noch vor dem Berufsverkehr auf unseren Bikes“, schlägt Tanja vor. „Eine super Idee. Um dieses Zeit ist es zwar noch stockdunkel aber die Straßen sind leer“, antworte ich, worauf wir zum Hostel zurücklaufen und mit dem Packen beginnen, um neuen Abenteuern entgegen zu radeln…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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