Zweiter Aufbruch
N 52°31'3.11’’ E 013°16'29.532’’Tag: 6-7
Deutschland
Ort:
Berlin
Tageskilometer:
470
Gesamtkilometer:
470
Breitengrad N:
52°31’3.11’’
Längengrad E:
013°16’29.5’’
tatsächlich übergibt uns der Kurier bereits am Morgen unsere Pässe mit den darin enthaltenen Transitvisa für Weißrussland und den Visa für Russland. Somit haben wir auch noch den letzten Posten für eine Reise nach Sibirien neu organisiert. Zufrieden alles gepackt und in hoffentlich trockenen Tüchern zu wissen sind wir im Begriff zu Andrea und Thomas zu gehen. Die beiden Freunde haben uns zu einem Abschiedsgrillabend eingeladen. „Denis! Bist du fertig? Wir müssen los“, ruft Tanja. „Ja, ja, richte nur schnell noch ein Auto Reply für unsere Emails ein!“, antworte ich. Nur Sekunden später ist unsere komplette Emailkommunikation total ausgefallen. Fluchend und schimpfend sitze ich vor dem Laptop und weiß nicht was ich falsch geklickt habe. „Wo bleibst du denn?“, ruft es. „Ich komme gleich“, antworte ich, wobei ein Gleich am Rechner absolut relativ sein kann. „Ich gehe schon mal. Du kannst ja nachkommen!“, höre ich 30 Minuten Später. Verzweifelt rufe ich Terry an, der ebenfalls in der Nachbarschaft wohnt und sich mit solchen Sachen sehr gut auskennt. „Komm schnell vorbei. Das kriegen wir hin“, beruhigt er mich.
Eine Stunde später als geplant sitze ich erleichtert bei unseren Freunden. „Und hat Terry unser Email wieder hingebracht?“, fragt Tanja. „Ja, war kein Problem. Geht alles wieder. Habe in der Eile irgendwie ein falsches Passwort eingegeben. Aber ehrlich gesagt hätte ich auf diesen Adrenalinschock gut verzichten können“, antworte ich und nehme an diesem heißen Sommerabend erstmal einen großen Schluck leckeres fränkisches Bier zu mir. „Terry ist ein wirklich hilfsbereiter Mensch“, meint Tanja. „Ja. Er hat uns echt gerettet. Obwohl ich auf Reisen ungern Emails schreibe wäre der Ausfall dieser Kommunikationsmöglichkeit für uns echt schlecht“, antworte ich und denke mit Sehnsucht an die Zeiten zurück in denen wir von Asien nur per Fax oder Brief mit unserer Heimat Verbindung aufnehmen konnten.
Am Tag unserer Abreise nach Berlin ist es sehr heiß. Wir sitzen bei meinen Eltern auf der Terrasse und frühstücken. Meine Mutter feiert ihren 75. Geburtstag und freut sich über den unerwarteten Besuch, denn wäre alles nach Plan gelaufen wären wir gar nicht da. Der katholische Ortspfarrer kommt vorbei und überreicht ihr ein kleines Geschenk. Weil er viele Jahre als Missionar in Kolumbien gearbeitet hat finden wir sofort eine interessante Gesprächsbasis. Wegen der knappen Zeit verabschieden wir uns jedoch schnell, packen die restliche Ausrüstung in unseren Sprinter und verlassen unser Dorf um Rolf abzuholen. Rolf ist ein Freund von Freunden der sich bereit erklärt hat unser Auto von Berlin zurückzubringen. Wir begrüßen den braungebrannten, sympathischen Mann und obwohl wir uns kaum kennen mögen wir uns sofort. „Ich hoffe dir macht die Hitze nichts aus. Wir haben leider keine Klimaanlage in unserem Transporter“, entschuldige ich mich. „Ha, ha, ha. Wenn es heißt ist blühe ich erst richtig auf. Im Winter hätte ich euch bestimmt nicht nach Berlin begleitet“, scherz er bestens gelaunt. So lenken wir bei ca. 40° C in unserer Fahrerkabine und Rolfs spannenden Erzählungen über die Autobahn in die Bundeshauptstadt. Wir erfahren, dass Rolf schon im Alter von 15 Jahren mit seiner Freundin nach London getrampt ist, dass er mit seinen zwei Kindern über 4 Jahre mit einem alten Hanomaggeländewagen durch ganz Asien gereist ist, 11 Jahre als Sozialarbeiter in Kolumbien gearbeitet hat, Südamerikas Flüsse mit Booten und Schiffen bereiste und vielem mehr. „Du solltest Bücher schreiben“, meint Tanja. „Ach ich habe unzählige Tagebücher geschrieben aber nie die Lust und Muse empfunden etwas zu veröffentlichen. Das ist nicht mein Ding“, antwortet der 67-Jährige. „Hast du weitere Reisepläne“, interessiert es mich. „Aber ja. Im Herbst werde ich für ein paar Monate durch Südamerika travellen und wenn meine Frau in Pension ist werden wir nach Kolumbien auswandern, um mit Indianern in ihren Dorf zu leben. Wir besitzen dort bereits eine Hütte. Die Menschen sind unglaublich liebenswert und warten auf uns. Es ist für uns die schönste Lebensform mit den Einheimischen das einfache Dasein zu teilen“, erzählt er mit friedlichem Lächeln.
Ohne Zwischenfälle erreichen wir eine noble Wohngegend in Berlin. Rolfs Bruder lebt hier einer Villa, in der er die bekannte Comic-Zeitschrift Mosaik herausgibt. Als wir das herrschaftliche Haus erreichen öffnen uns der Sohn des Verlegers, Fabian und seine Frau Tanja, das Tor damit wir unseren Sprinter auf das üppig bewachsene Grundstück fahren dürfen. „Ich habe euch etwas zu Trinken mitgebracht“, sagt Fabian nachdem er seinen Onkel herzlich begrüßt hat. „Mein Vater ist gerade mit seinem Segelschiff in Richtung Hawaii unterwegs. Er hätte euch gerne persönlich empfangen. Er lädt euch aber herzlich ein die Nacht in der Villa zu verbringen.“
Wir sitzen auf der von teils tropischen Pflanzen umwachsenen Terrasse und tauschen wunderbare Reisegeschichten aus. „Wollt ihr euch im Swimmingpool ein wenig erfrischen?“, fragt die Gastgeberin Tanja worauf wir sofort in das kühle Nass springen. Der heiße Atem des abendlichen Windes trägt aus dem nahen Olympiastation den Livegesang von Helen Fischer zu uns herüber. Ajaci steht am Beckenrand und würde uns am liebsten Gesellschaft leisten. „Bleib bloß draußen“, ermahnt ihn Tanja. „Das ist kein Teich in deinem Wald sondern ein Swimmingpool für Menschen.“ Bestens gelaunt über die diesmal reibungslose Anreise nach Berlin verbringen wir den restlichen Abend auf dem riesigen Balkon der Villa. Ein ehrwürdiger Nadelbaum umfasst das Gebäude mit seinen beindicken Ästen in denen eine Schar Eichhörnchen Fangen spielen.
Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die FirmenGesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH www.roda-computer.com Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.