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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Zu spät!

N 68°41’49.3’’ E 015°26’49.7’’
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    Datum:
    05.10.2020

    Tag: 064

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Sortland

    Tageskilometer:
    100 km

    Gesamtkilometer:
    5607 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Unbefestigt

    Brückenüberquerungen:
    5

    Sonnenaufgang:
    07:19

    Sonnenuntergang:
    18:14

    Temperatur Tag max:
    14°

    Temperatur Nacht min:

    Aufbruch:
    12:00 Uhr

    Ankunft:
    16:00 Uhr

 

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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Der holprige Schotterweg wird zusehend besser. Verrostete Leitplanken sichern die Fahrbahn, dann legt sich schwarzer Asphalt unter die Räder der Terra. Der östlich von uns aufragende Bergzug, der unseren Track für einige Kilometer bis ans Nordmeer gedrängt hat, weicht immer mehr zurück. Am Anfang des Tals erscheint ein kleiner Dauercampingplatz. An diesem traumhaft schönen Ort hinter den auslaufenden Bergen stehen zahlreiche Wohnwägen. Anstatt eines Vorzeltes ist vor bald jedem Caravan eine kleine Holzhütte errichtet. Wie bei einer deutschen Kleingartenkolonie nutzen die Norweger solche Plätze als ihr Wochenende- und Urlaubsdomizil. Dann erreichen wir den südlichsten Punkt der Insel Andøya. Der schmale Asphaltstreifen windet sich jetzt wieder in nördlicher Richtung. Fjorde, Schären, Flüsse, Seen, Moore, einsame Gebirgstäler und kleine Hochebenen begleiten uns bis zur Stadt Sortland in der heute 10.566 Menschen wohnen und eine Anlegestelle der Hurtigruten (traditionelle norwegische Postschifflinie) ist. „Gibst du mal die LPG-Tankstelle ins Navi ein“, bitte ich Tanja, während ich unsere Terra Love über die imposante 948 Meter lange Sortlandbrücke steure, die 1970 gebaut wurde und die Inseln Hinnøya und Langøya miteinander verbindet. Als es noch keine Brücke gab, beförderte eine Fähre die Fahrzeuge und Passagiere über die Meerenge. Die Überfahrt war zu jener Zeit eine der verkehrsreichsten in ganz Norwegen.

„Habs. Am Ende der Brücke links abbiegen. Von da sind es nur ca. 2 Kilometer“, gibt Tanja die Richtung an. Um 15:40 Uhr stehen wir vor der LPG-Tankstelle. „Komisch. Keiner da“, wundert sich Tanja. Wir entdecken ein Hinweisschild. „Ab 15:30 Uhr geschlossen“, liest Tanja laut. „So ein Mist. 10 Minuten zu spät“, ärgere ich mich. „Und, was machen wir jetzt? Wir brauchen dringend Gas.“ „Keine Ahnung“, antworte ich die Karte im Navi prüfend. „Soweit ich das beurteilen kann, ist die nächste LPG-Tankstelle in der Stadt Narvik. Das sind ca. 180 Kilometer von hier“, überlege ich. „Narvik liegt auf unserer Strecke?“ „Ja allerdings mit einem Umweg von 20 Kilometer.“ „Das heißt, wir müssten heute noch gut drei Stunden fahren und kämen noch dazu in die Dunkelheit.“ „Korrekt.“ „Warum suchen wir uns nicht hier einen Stellplatz für die Nacht und tanken morgen früh Gas. Dann sind wir auf der Fahrt ausgeruht und müssen keinen Umweg fahren“, schlägt Tanja vor. „Genauso machen wir es. Wer weiß, für was es gut ist. Vielleicht sind wir hier um 10 Minuten zu spät angekommen, um heute Abend etwas außergewöhnlich Tolles zu erleben“, scherze ich. „Wie du weißt, geschieht nichts einfach nur so“, antwortet Tanja lachend.

Während Tanja in einem nahen Supermarkt einkauft, studiere ich die Stellplatz-App Park4Night und finde auf der gegenüberliegenden Seite von Sortland einen vielversprechenden Platz, auf dem man kostenlos bleiben darf. „Was gefunden?“, fragt Tanja, als sie mit vollen Taschen zurückkommt. „Denke schon. Wir müssen wieder über die Brücke. Der Platz liegt auf der anderen Seite des Fojrds.“ „Na, dann los. Ich habe für heute Abend leckere Shrimps gekauft. Die magst du doch?“ „Super Idee. Die braten wir auf unseren Tischgrill“, antworte ich mich freuend. Minuten später parke ich unser Expeditionsmobil rückwärts auf einem von tiefen Löchern überzogenen alten Anlegesteg. „Perfekt!“, rufe ich. „Absolut. Von hier haben wir sogar einen fantastischen Blick auf Sortland. Vielleicht kannst Du heute Nacht ein paar Bilder von der Stadt aufnehmen.“ „Wenn das Wetter so bleibt, ist das eine Überlegung wert“, antworte ich, ziehe die Handbremse und den Zündschlüssel aus dem Schloss. Während Tanja unser Abendessen vorbereitet, tippe ich wie jeden Abend die Erlebnisse des Tages in den Laptop, sichere die Bilder aus der Kamera auf zwei externen Festplatten und beginne sie mit Bildunterschriften und Stichpunkten zu versehen. „Wie lange brauchst du noch?“, fragt Tanja mir eine Büchse Bier auf den Tisch stellend. „Fertig“, antworte ich, klappe den Laptop zusammen und kann es kaum erwarten, mich über die leckeren Shrimps herzumachen. „Der Sonnenuntergang sieht fantastisch aus“, meint Tanja aus dem Fenster blickend. „Sagenhaft. Was kann man mehr erwarten. Ein megageiles Essen, dazu einen exklusiven Stellplatz direkt am Fjord, über dem der Abendhimmel in einer regelrechten Farbexplosion untergeht. Einfach fantastisch. Jetzt fehlt nur noch eine fette Aurora über der Stadt und wir wissen, warum wir 10 Minuten zu spät zum Gastanken kamen.“…

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