Terrakotta-Armee
N 34°15’16.4’’ E 108°56’44.1’’Datum:
23.12.2015
Tag: 178
Land:
China
Provinz:
Shaanxi
Ort:
Xi’an
Breitengrad N:
34°15’16.4’’
Längengrad E:
108°56’44.1’’
Gesamtkilometer:
11.431 km
Gesamthöhenmeter:
13.679 m
Sonnenaufgang:
07:47 Uhr
Sonnenuntergang:
17:39 Uhr
Temperatur Tag max:
5°C
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Wir sitzen in einem Bus zur Terrakotta-Armee, die etwa 36 km nordöstlich von Xi’an liegt und sind gespannt, da diese Ausgrabungen zu den absoluten Highlights in China gehören. „Wollt ihr auch das Mausoleum besuchen“, fragt uns ein junger Mann in Englisch. „Ja“, antworte ich etwas kurz, da ich müde bin und wenig Lust verspüre eine längere Kommunikation zu führen. „Ich heiße Chang“, lässt er nicht locker und streckt mir zum Gruß seine Hand entgegen. So erfahren wir, dass Chang Privatlehrer ist und seit vier Wochen China bereist. „So lange zu reisen ist aber sehr ungewöhnlich für einen Chinesen“, wundere ich mich, worauf Chang sich ermutig fühlt wie ein Wasserfall loszuplappern, um zu erklären wie ihn die Geschichte seines Landes interessiert und er sich mit der langen Arbeitspause einen Traum erfüllt. An der Endstation erkundigt sich der freundliche Chang nach dem Weg zum Mausoleum des ersten Kaisers von China. Mit unserem selbsternannten Reiseleiter und Übersetzer schlendern wir nun zu einer der größten Grabbauten der Welt. Laut Aussage von Chang, das achte Weltwunder.
Als wir das Mausoleum von Qín Shǐhuángdì, dem ersten Kaiser von China, der auch Xi’an zu seiner Hauptstadt erklärte, erreichen, sind nur relativ wenig Besucher da. „Ihr habt Glück nicht im Sommer oder während einer unserer Ferientage hier zu sein. Da hat man wegen den zehntausenden von Gästen kaum die Chance etwas zu sehen“, erklärt Chang als hätte er meinen verwunderten Blick erraten.
Wenige hundert Meter weiter stehen wir in der Hauptgrube vor einer riesigen Tonfigurenarmee. Bei ihrem Anblick bleibt uns regelrecht die Spucke weg. „1.087 Soldaten und Pferde hat man hier freigelegt und restauriert“, erklärt Chang. „Beeindruckend“, sage ich. „Absolut“, meint der Archäologie begeisterte Lehrer der hinzufügt, dass in der gesamten Grabanlage geschätzte 7.278 lebensgroße Fuß- und Reitsoldaten sein sollen. „Man wird die anderen erst freisetzen wenn man diese hier alle restauriert hat. Die Archäologen arbeiten Stück für Stück an der Ausgrabung die sicherlich noch Jahre dauern wird.“
Gebannt stehen wir da und inhalieren den Anblick dieser mächtigen Armee. Nachdem wir uns satt gesehen haben führt uns Chang weiter durch die ca. 200 m lange und 70 m breite überdachte Halle. „An dieser Stelle haben 1974 Bauern versucht einen Brunnen zu graben weil sie dringend Wasser für ihre trockenen Felder benötigten. Dabei stießen sie rein zufällig auf eine harte verbrannte Erdschicht. Als sie weiter gruben fanden sie in vier Meter Tiefe Tonscherben, einen mit Ziegelsteinen ausgelegten Boden, einen bronzenen Armbrustmechanismus und bronzene Pfeile“, erzählt Chang, der uns mittlerweile wie ein Glücksgriff vorkommt.
Begeistert laufen wir an einer vollständigen Armee der damaligen Zeit vorbei, deren Soldaten aus gelbem Terrakotta-Ton geformt wurden und keiner dem anderen gleicht. Auch Augen, Nasen, Ohren, Haare, Bärte sowie Figur unterscheiden sich. Sogar die Dienstgrade der Krieger sind an den unterschiedlichen Uniformen zu erkennen. Viele der Tonmänner sind im Laufe der Jahrtausende in ihren für sie erschaffenen Hallen von den Erdmassen erdrückt oder beim Ausgraben zerstört worden. Eine ganze Schar von Restauratoren arbeitet auch jetzt, während der Besuchzeiten, unaufhörlich daran sie wieder instand zu setzen.
„Es müssen unzählige Menschen gewesen sein die dies alles geschaffen haben?“, sage ich ergriffen. „700.000 Arbeiter haben jahrelang wahrscheinlich Jahrzehnte mehr oder weniger Tag und Nacht geschuftet, um des Kaisers Grab zu bauen“, hören wir. Chang erklärt uns, dass man bis heute erst ein Viertel der gesamten Anlage freigelegt hat. „Der Grabhügel in der Mitte ist noch völlig unberührt. Es muss eine sagenhafte Grabkammer sein die Sima Qian, ein Historiker jener Zeit, beschrieben hat“, schwärmt Chang. „Gibt es darüber Aufzeichnungen?“, wundere ich mich. „Oh ja. Sima berichtet, dass an der Decke der Halle tausende von Edelsteinen und Perlen befestigt wurden, um den Sternenhimmel zu symbolisieren und das sich auf dem Boden eine Abbildung des Landes befindet, auf der Flüsse aus Quecksilber durch einen Automatismus ständig fließen und alle Seen Chinas zu sehen sind. Zur Mitte der Grabhalle, in der der Sarg von Qín Shǐhuángdì errichtet ist, führen Gänge die von aus Ton geformten Tieren und Vögeln gesäumt sind.“ „Hm, klingt fast wie ein Märchen“, zweifle ich. „Aber nein. Das ist bestimmt kein Märchen. Das Grab gibt es. Das weiß man ganz genau und die neuesten Untersuchungen mit Sonar und hochmoderner Computertechnik haben im Berg tatsächlich eine hohe Quecksilberkonzentration nachgewiesen.“ Im Bann von Changs Erzählungen sehen wir uns noch die zwei anderen Gruben und das Museum an. Dann fahren wir wieder gemeinsam mit dem Bus nach Xi’an zurück. „Vielen Dank für die fantastischen Erklärungen“, bedanken wir uns. „Es hat mir auch große Freude bereitet mit euch unterwegs zu sein. So konnte ich mein eingerostetes Englisch ein wenig ölen und ich war nicht alleine“, sagt er, winkt und verschwindet in der Masse der vielen Menschen…
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