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Russland/Nikolajewsk

Südwind

N 50°02'04.9'' E 045°27'27.1

Nach einer sehr angenehmen Nacht in unserem Zelt brechen wir nach einem kurzen Frühstück auf. Wir haben heute Rückenwind. Wer soll das glauben? Richtigen Rückenwind. Diesmal kommt er aus dem Süden und treibt uns wie ein aufgeblähtes Segel in Richtung Norden. Manchmal düsen wir mit bis zu 28 Stundenkilometer dahin. Die Sonne vertreibt die morgendliche Wolkenschicht und blauer Himmel beherrscht den Tag. Es ist kühl aber durch das Mitwindfahren angenehm. Mittags legen wir im Windschatten einiger Bäume eine Rast ein und vespern. Dann geht es weiter. Vorbei an dem schon gestern angekündigten Zeltplatz. Er entpuppt sich als eine mit Müll beworfene, aufgeworfene Asphaltfläche. Ein verrosteter Zaun mit vielen Löchern umrundet den armseligen Ort. Kein Mensch ist zu sehen. Alles verlassen. Selbst das angepriesene Restaurant ist nur ein verwaister, halbzerfallener und noch dazu geschlossener Holzschuppen. “So wie es aussieht haben die Russen eine andere Vorstellung vom Zelten”, scherze ich. “Da war unser Wildcamp ja absoluter Luxus”, freut sich Tanja.

Ohne all zu große Anstrengung in die Pedale investiert zu haben zeigt unser Tacho am Abend 97 Kilometer an. In einer sehr einfachen und wie so üblich sehr heruntergekommenen Gastiniza finden wir ein beheiztes Zimmer. “Oh ist das hier heiß”, stöhne ich und versuche das Fenster zu öffnen. “Unglaublich, die haben es einfach zugenagelt”, schüttle ich verwundert den Kopf. Leider befinden sich an den Heizkörpern keine Regler, weshalb wir eine Nacht bei ca. 28 Grad Zimmertemperatur verbringen müssen. Jetzt ab Mitte oder Ende Oktober sind wieder alle Gastinizas, öffentliche und private Gebäude beheizt. Manchmal kommt die Energie von einem Fernkraftwerk und verteilt sich dann ungeregelt in alles was beheizt werden muss. Oft verschwindet die kostbare Wärme aber auch in Keller- und Lagerräumen, Treppenhäusern und sonstigen Nischen und Ecken die nicht beheizt werden müssen. Moderne energiesparende Heizungen gibt es noch nicht. Dafür fehlt es an Kapital. Entweder es ist affenheiß oder saukalt. Nichts dazwischen. Kein Mittelweg. Energieverschwendung in einem unbeschreiblichen Ausmaß. Solange die Russen gigantische Erdöl- und Erdgasvorkommen besitzen sind sie in der Lage ihre Ressourcen zu verschleudern. Doch auch hier werden die Vorkommen mal knapp werden.

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