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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Sopranistinnen im Urwald

N 11°25’15.9’’ E 107°25’49.3’’
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    Datum:
    13.03.2017 bis 14.03.2017

    Tag: 622 – 623

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Đồng Nai

    Ort:
    Kat Tien Nationalpark

    Breitengrad N:
    11°25’15.9’’

    Längengrad E:
    107°25’49.3’’

    Gesamtkilometer:
    22.704 km

    Maximale Höhe:
    55 m

    Gesamthöhenmeter:
    68.623 m

    Sonnenaufgang:
    05:59 Uhr – 05:58 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:00 Uhr

    Temperatur Tag max:
    33°C

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Die Sonne ist gerade im Begriff sich über dem Urwaldmeer zu erheben. Der Gesang der Gibbonaffen fliegt über den Don Nai. Wir sitzen in einem schnittigen, weißen Motorboot. Xuan, der Mitinhaber der Bamboo-Lodge, hat uns zu der 60,- US$ teuren Tour eingeladen. Leise tuckert der Außenborder vor sich hin. Das Boot gleitet über die braungrüne Oberfläche des Urwaldflusses. Das Gezwitscher einiger Vögel, die wir nur selten zu Gesicht bekommen, dringt durch das dichte Grün. „Ich weiß nicht woran es liegt aber normalerweise sieht man hier viele Vögel“, erklärt uns Xuan. Auch die Affen, die um diese frühe Stunde von Ast zu Ast springen, verstecken sich vor uns. „Seltsam, liegt vielleicht am Wetter“, entschuldigt sich Xuan. „Kein Problem. Die Tour gefällt uns trotzdem“, beruhigen wir ihn, da wir die Ruhe, die tropisch warmen Temperaturen, und den erwachenden Tag genießen. Nachdem wir bald zwei Stunden den Fluss hinuntergefahren sind wird es Zeit zur Lodge zurück zukehren. Xuan gibt Gas, der Motor heult auf und wir schießen mit 50 km/h über die spiegelglatte Oberfläche des Dong Nai. Ich stehe mit Ajaci direkt am Bug des Motorbootes, breite, wie ein Vogel seine Flügel, die Arme aus und fliege über das Wasser.

Gegen Mittag setzen wir wieder mit dem kleinen Fährschiff über den Fluss. Im Nationalpark besuchen wir die Rettungs- und Wiedereingliederungsstation der Gibbonaffen. (Gelbwangen-Schopfgibbons) Eine junge Engländerin, die für ein Jahr als Volontärin im Cat Tien Nationalpark arbeitet, erzählt uns sehr engagiert über die wichtige Arbeit des Rescue Center. Auch wundert es uns nicht zu hören, das auch der Fortbestand dieser lustigen Kreaturen mit ihren einmalig schönen Gesang, stark bedroht ist. „Ein Grund ist die excessive Rodung. Dadurch verlieren die Gibbons ihren Lebensraum, denn nachdem jeder Bam abgeholzt wurde wird der ehemalige Wald für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Ein weiterer Grund ist die Wilderei. Die Banditen verkaufen die Gibbons an Restaurants, Hotels, Zoos und für private Sammlungen. Es gibt sogar einen richtigen Handel mit Jungtieren, deren Mütter erschossen wurden weil sie, wie Mütter es tun, bei der Jagd auf sie ihr Baby verteidigten. Es ist eine schlimme Situation. In Vietnam ist das Halten von Gibbons mittlerweile verboten, aber die Menschen scheren sich nicht um das Gesetz. Wenn wir davon erfahren, sucht ein spezielles Team, ausgestattet mit den behördlichen Rechten, den Ort auf an dem ein Gibbon gehalten wird. Meist haben die Inhaber des Gibbon schon vor der Aktion einen Tipp bekommen, sodass sie ihn einfach für ein paar Tage weggeben haben. Wenn wir dann verschwunden sind, taucht der Gibbon wieder auf. Es ist manchmal ein auswegsloses Unterfangen. Trotzdem sind unsere Tierschützer immer wieder einmal erfolgreich. Deswegen haben wir hier viele Gibbons, die wir nach einiger Zeit wieder in ihren natürlichen Lebensraum eingliedern. Manchmal sind wir damit erfolgreich. Einige der Gibbon müssen aber für den Rest ihres Lebens in großen Käfigen oder Gehegen leben, weil sie nicht mehr in der Lage sind für sich genügend Nahrung zu finden.“ „Wie viele Gibbons gibt es denn noch?“, möchte ich wissen. „Mit 432 bis 972 Gruppen lebt die bedeutendste Population im Seima Protection Forest in Kambodscha. Hier im Cat Tien haben wir eine Population von ca. 149 Gruppen und dann gibt es noch ungefähr 124 Gruppen im Bu Gia Map-Nationalpark im zentralen Hochland.

„Oh, hör wie schön die singen!“, sagt Tanja, als einer der Primaten einen langgezogenen Ton von sich gibt. „Ja das können unsere Jungs perfekt“, lacht die Volontärin. „Den Gesang kann man noch in drei Kilometer Entfernung hören“, erklärt sie. „So verständigen sie sich mit benachbarten Paaren und fremden Artgenossen. Auch bezirzen sie mit ihren Rufen potenzielle Partner. Oftmals singen Weibchen und Männchen im Duett.“ „Wirklich schön“, antwortet Tanja. „Man kann gar nicht genug davon bekommen. Ich bin jetzt schon sechs Monate hier und wache jeden Morgen, beglückt von den wunderschönen Lauten, auf. Japanische Forscher haben übrigens festgestellt das Gibbons die gleiche Stimmtechnik wie wir Menschen verwenden die singen. Bei ihrem Gesang beherrschen sie die Stimmtechniken, die sich professionelle Sopranistinnen hart erarbeiten müssen.“ „Also haben sie etwas mit uns gemein?“, fragt Tanja. „Das ist tatsächlich so. Man hat wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Töne, die durch einen Kehlsack verstärkt werden, im Kehlkopf entstehen und durch den Vokaltrakt, zu dem Rachen, Mundraum und Nasenhöhlen gehören, gefiltert und klanglich verändert werden. Das heißt, dass wir Menschen mit unserer vielschichtigen stimmlichen Fähigkeiten nicht die Einzigen auf Erden sind.“ „Demnach teilen wir unsere körperlichen Voraussetzungen für die Sprache mit anderen Primaten?“, fragt Tanja. „Ganz genau. UuuuuuuUUUUUUUUHHHHHHH! uuuuuuuuUUUUUUUUHHHHHHH!, werden wir von dem Gesang einiger langarmiger Waldbewohner unterbrochen. „Wirklich faszinierend“, meine ich lauschend.

Wieder in unserem schönen Zimmer am Ufer des Urwaldflusses, sitzen wir auf der einfachen Holzterrasse und stillen unseren Durst mit einer frischen Kokosnuss. Schwere Gewitterwolken ziehen indes auf. Blitze zucken durch das Firmament, erhellen das Blätterdach des Urwaldes für einige Sekunden. Als hätten sie mit einem Schwertschlag die regenschwangeren Wolken gespalten, stürzen ungebremste Wassermassen hernieder. Gebannt beobachten wir ein Schauspiel der Extraklasse wie die Welt für 20 Minuten zu ertrinken scheint. Dann, als wäre nichts gewesen, sind die schwarzen Wolken weitergezogen. Ein Sonnenstrahl blitzt vom Himmel und taucht den Dong Nai in ein mystisches goldenes Licht…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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