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Aufgeladen nach Marokko

Seit fast 14 Monaten wieder unterwegs und seit zwei Wochen in Mauretanien.

N 23°54'05.0" W 015°47'14.1"
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    Tag: 386 – 409

    Camp 72 und 73

    Land: Mauretanien / Marokko

    Ort: Villa Maguela / Daklah Stellplatz

    Breitengrad N: 23°54’05.0″

    Längengrad W: 015°47’14.1″

    Tageskilometer: 420 km

    Gesamtkilometer: 10.557 km

    Höhe: 5 Meter

    Temperatur Tag max: 22°

    Temperatur Nacht: 17 °

    Aufbruch: 9:00 Uhr

    Ankunft: 19:00 Uhr

    Fahrzeit: 10 Std.

Wir sind nun seit fast 14 Monaten wieder unterwegs und seit zwei Wochen in Mauretanien. In den letzten Tagen haben wir unsere Zeit hier in der Villa Maguela verbracht. Die Villa Maguela liegt an der Atlantikküste in der Nähe der Stadt Nouadhibou, etwa 60 km von der mauretanisch-marokkanischen Grenze entfernt. Es ist ein wunderbarer Ort des Austauschs, an dem Overlander aus aller Welt spannende und oft faszinierende Geschichten über Afrika teilen.

Da die Villa Maguela bisher kein WLAN anbietet und wir für die Updates unserer Videos und sozialen Netzwerke darauf angewiesen sind, kehren wir zu unserem skurrilen Stellplatz zurück, an dem wir bereits eine Woche verbracht haben. Siehe unser letztes Video mit dem Titel „SKURRILSTER CAMPINGPLATZ“

In der Ferne sehen wir eine große Rauchsäule, die uns bereits schon vor zwei Wochen aufgefallen ist. Offensichtlich wird hier der Müll aus der Stadt Nouadhibou angehäuft und ohne jegliche Schutzmaßnahmen unkontrolliert verbrannt. Aufgrund der begrenzten Ressourcen und der relativ geringen Infrastruktur in vielen Teilen des Landes fehlen oft angemessene Einrichtungen für die Müllentsorgung und -verbrennung. In einigen städtischen Gebieten, insbesondere in der Hauptstadt Nouakchott, existieren zwar Müllverbrennungsanlagen, die jedoch nicht den internationalen Standards entsprechen und nicht ausreichen, um den gesamten anfallenden Müll zu bewältigen. Dies führt dazu, dass Müll sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten unkontrolliert verbrannt wird. Die Folgen sind schwerwiegend für die Umwelt und die Gesundheit der hier lebenden Menschen, da dabei giftige Gase und Partikel freigesetzt werden, welche Luft, Boden und Wasser verschmutzen. Nicht nur die unkontrollierte Müllverbrennung ist ein Problem, sondern auch die Verschmutzung von Wasserquellen, insbesondere durch unzureichende Abwasserentsorgung und Landwirtschaftspraktiken. Eine weitere Herausforderung ist die zunehmende Verschmutzung durch Plastikabfälle, die Landschaften und Küstenregionen beeinträchtigen. Dies betrifft nicht nur die Ästhetik der Umgebung, sondern hat auch negative Auswirkungen auf die Tierwelt, insbesondere auf die Meereslebewesen. Angesichts seiner Position als eines der ärmsten Länder der Welt kann sich Mauretanien den Umweltschutz kaum leisten, da dieser ein kostspieliges Unterfangen ist und allein eine Müllverbrennungsanlage für eine kleinere Stadt Millionen bis hin zu mehreren zehn Millionen Euro kosten kann.

Durch unsere Reisen erleben wir oft nicht nur die schönen Seiten eines Landes, sondern auch die weniger angenehmen Aspekte. Uns ist es wichtig, soweit es uns möglich ist, objektiv von unseren Reisen zu berichten, und daher gehören solche Themen einfach dazu, auch wenn sie für einige vielleicht unangenehm sind und lieber nicht gesehen werden wollen. Dennoch ist noch nicht aller Tage Abend. Basierend auf dem, was wir jedoch gehört haben, ergreift die mauretanische Regierung verschiedene Maßnahmen zum Umweltschutz, darunter Gesetzgebung, internationale Zusammenarbeit und Bildungskampagnen. Sie etabliert Naturschutzgebiete, verbessert das Wassermanagement und überwacht Umweltverschmutzung. Trotz begrenzter Ressourcen und anhaltender Herausforderungen wie Wasserknappheit und wirtschaftliche Instabilität engagiert sich Mauretanien weiterhin für den Schutz seiner Umwelt. Am Schluss ist es aber noch wichtig zu erwähnen das mittlerweile viele Länder in Mauretanien investieren: Darunter China, Frankreich, Spanien, Deutschland und einige andere Länder. Und wer weiß, vielleicht wird Mauretanien in naher Zukunft dem einen oder anderen europäischen Land den Rang ablaufen. Das Land beherbergt eine der größten Eisenerzminen der Welt und verfügt über beachtliche Vorkommen an Kupfer, Gold, Diamanten und anderen Mineralien. Zudem besitzt es durch die scheinbar endlos große Wüste ein beträchtliches Potenzial für erneuerbare Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie.

Als wir zu unserem abgelegenen Stellplatz zurückkehren, stoßen wir auf ein besorgniserregendes Problem: „Wasser dringt in die Kabine ein!“, ruft Tanja erschrocken. Aufgeregt inspizieren wir den Terra Love und entdecken schließlich die Ursache: Der Frischwassereinfüllschlauch ist an einer schwer zugänglichen Stelle gerissen. „Das bedeutet, dass ein Teil des beim Befüllen einlaufenden Wassers sich auf dem Kabinenboden verteilt“, sage ich.

Nach einem Monat in Mauretanien genießen wir auf dem Dach unserer Terra Love unseren letzten Abend in diesem interessanten Land der Wüste. Wir beobachten den langsam untergehenden Sonnenball, die zu dieser Stunde vorbeiziehenden Fischerboote, lauschen dem Säuseln des Windes und dem Rauschen der Wellen.

Am Morgen verlassen wir einen der skurrilsten Stellplätze der letzten Monate. Hier gab es weder Duschen noch trockene Toiletten, stattdessen standen sie immer unter Wasser. Millionen von Fliegen und unaufhörliche Sandstürme machten es uns unmöglich, längere Zeit draußen zu verbringen. Und dann geschah an einem Tag sogar etwas Unglaubliches. Hinter unserer Terra Love wurde ein Hund auf den Grill gelegt, um ihn zu verspeisen. Sicherlich ist dies ein Ort, den wir nie vergessen werden.

Der Wächter, der Tag und Nacht in einer winzigen Hütte lebt, öffnet für uns das eiserne Tor. Mit freundlichen Gesten verabschiedet er sich. „Eine gute Fahrt. Ich hoffe ich sehe euch wieder!“, ruft er uns zu.

Wieder fahren wir durch die zweitgrößte Stadt Mauretaniens, Nouadhibou, die den größten Hafen des Landes beherbergt und als wirtschaftliches Zentrum fungiert. Als wir hier vor einem Monat ankamen, erschien uns der Verkehr als absolut chaotisch, und wir beteten, ohne Unfall heil durchzukommen. Mittlerweile haben wir uns schon ein wenig an die Fahrweise der Mauretanier gewöhnt, die anscheinend jede Verkehrsregel brechen oder, falls sie jemals davon gehört haben, sie einfach komplett ignorieren.

Wüste der Wüsten

Schon eigenartig, wie schnell wir Menschen uns an unser Umfeld gewöhnen. Selbst die Armut, die uns anfänglich geschockt hat, erscheint uns jetzt nicht mehr ganz so schlimm. Eines jedoch erregt nach wie vor unsere Gemüter, nämlich die Tatsache, dass es in diesem Land hunderttausende von Sklaven geben soll. Menschen, die seit Generationen versklavt werden, und selbst die Kinder der Sklaven ein Schicksal erleiden, das für uns Europäer so unfassbar ist, dass wir diese Realität nur schwerlich verkraften können. An dieser Stelle können wir nur hoffen und beten, dass diese zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit bald ein Ende hat, denn selbst wenn man arm ist, sollte jeder Mensch auf diesen wunderschönen Planeten ohne Zwang und Unterdrückung leben dürfen.

Nur ein paar hundert Meter hinter der Stadt empfängt uns wieder die Sahara. Auch als „Wüste der Wüsten“ bezeichnet. Dieser Begriff spiegelt die außergewöhnliche Größe, Trockenheit und extreme Umweltbedingungen der Sahara wider. Sie ist die größte heiße Wüste der Welt und erstreckt sich über weite Teile Nordafrikas, einschließlich Algeriens, Tunesiens, Libyens, Ägyptens, des Sudan, des Tschad, des Nigerias und Mauretaniens. Die Bezeichnung „Wüste der Wüsten“ verdeutlicht, dass die Sahara nicht nur eine Wüste unter vielen ist, sondern eine Wüste von beispielloser Größe und Ausdehnung. Ihre Landschaften sind geprägt von riesigen Sanddünen, steinigen Ebenen, trockenen Flussbetten und felsigen Gebirgen. Die extremen klimatischen Bedingungen, wie extreme Hitze tagsüber und Kälte in der Nacht sowie das Fehlen von Oberflächenwasser, machen das Überleben in der Sahara äußerst herausfordernd.

Langsam nähern wir uns wieder der mauretanischen Grenze, wo es die eine oder andere Geschichte über Korruptionsberichte gibt. Armut und niedrige Einkommen treiben Beamte angeblich zu zusätzlichen Verdienstmöglichkeiten. Wie bei unserer Einreise schon erklärt, erleichtert fehlende Transparenz in Regierung und Finanzen die Korruption, während persönliche Beziehungen oft über Leistung bei der Besetzung von Positionen und Vergabe von Verträgen entscheiden. Mauretanien hat Maßnahmen gegen Korruption ergriffen, darunter Anti-Korruptionsgesetze und Verbesserungen der Transparenz. Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen und die Weltbank unterstützen diese Bemühungen. Bei unserer Einreise vor einem Monat wollte ein Beamter 10,- Euro für den Fahrzeug-Importzettel haben. Ich vermutete, dass er damit sein Gehalt aufbessern wollte und habe die Zahlung verweigert und trotzdem das wichtige Papier erhalten. Das war bei all den Kontrollen der einzige Versuch Geld von uns zu bekommen. Wir sind gespannt, ob auch die Ausreise genauso reibungslos verlaufen wird. Der freundliche Grenzbeamte verlangt nach unseren Pässen und weist uns nach der Kontrolle an, ein paar Meter weiterzufahren. Dort müssen wir anhalten und werden von verschiedenen Fixern angesprochen, die uns ihre Dienste für 20,-€ anbieten. Da wir jedoch wissen, wo wir die erforderlichen Stempel für die Ausreise erhalten können, lehnen wir höflich ab. Es dauert keine halbe Stunde, bis wir die mauretanische Grenze hinter uns lassen.

Niemandsland

Wie in unserem Video über die Einreise schon erwähnt, haben Marokko und Mauretanien in ihrer gemeinsamen Geschichte mehrere Konflikte und Spannungen erlebt. Ein bedeutender Konflikt ereignete sich im Jahr 1975 um die Westsahara, ein Gebiet, das von beiden Ländern beansprucht wurde. Als Ergebnis dieses Konflikts entstand das Niemandsland, das wir gerade durchfahren. Es handelt sich im Wesentlichen um eine entmilitarisierte Zone, die zwischen den beiden Ländern liegt und als Pufferzone dient, um weitere Konflikte zu vermeiden. Das Niemandsland ist symbolisch für die komplexen geopolitischen Spannungen und Konflikte in der Region und bleibt ein wichtiger Aspekt bei den Bemühungen um eine friedliche Lösung des Westsahara-Konflikts. Nach einigen Kilometern über eine löchrige Schotterpiste erleichtert uns ein schmaler Asphaltstreifen das Weiterkommen. Auch wenn die Wüste um uns herum friedlich aussieht, täuscht der Schein, denn es wird vermutet, dass sich entlang der Straße Minen befinden könnten. Daher ist es ratsam, keine Pausen einzulegen, um in der Wüste spazieren zu gehen.

Auch das Passieren der marokkanischen Grenze geht relativ schnell und reibungslos vonstatten. Es fühlt sich gut an, wieder in Marokko zu sein, fast wie zu Hause. Ob es daran liegt, dass wir hier bereits ein halbes Jahr verbracht haben?

Die Wüstenfahrt von der Stadt Tan-Tan nach Mauretanien war ursprünglich eine Reise ins Unbekannte. Wir hatten zwar davon gehört, dass Marokko viel Geld investiert hatte, um die Strecke durch die Westsahara zu modernisieren, wussten aber nicht, inwieweit die Bauarbeiten vorangeschritten waren. Wir machten uns Gedanken darüber, wie lange man für die knapp 1.200 Kilometer brauchen würde, vor allem wenn man Teile davon eventuell nur im Schritttempo fahren kann. Letztendlich haben wir uns den Kopf völlig umsonst zerbrochen, denn wie wir jetzt wissen, ist die Straße nahezu perfekt und durchgehend asphaltiert. Gleichzeitig ist uns jedoch bewusst, dass ein Liegenbleiben in solch einer Region äußerst problematisch sein könnte. An wen wendet man sich im Falle eines Motorschadens? Es gibt hier sicherlich keinen Abschleppdienst, und selbst wenn, wie würde man dessen Adresse herausfinden? Und selbst wenn man die Telefonnummer einer weit entfernt liegenden Werkstatt hat, was nützt das, wenn man kein Französisch spricht? Wie soll man sich dann verständigen? Immer wieder sehen wir Fahrzeuge, die in einem sichtlich schlechten technischen Zustand sind. Denken die Fahrer überhaupt darüber nach, dass sie hier in der Wüste liegen bleiben könnten? Wer weiß, wahrscheinlich nicht, denn die meisten erreichen ihr Ziel ohne Zwischenfälle. Für uns stellt sich die Frage, ob man sich zu sehr von seinen eigenen Ängsten stoppen lässt, ob man ihnen zu viel Raum gibt. Sicher ist, dass man nie erfahren wird, was hinter dem Horizont liegt, wenn wir Menschen uns stoppen lassen, bevor das Abenteuer überhaupt beginnt. 

Nach 420 Kilometern erreichen wir den Stellplatz bei Daklah, an dem wir bereits auf dem Weg nach Mauretanien einige Tage verweilten. Auch dieses Mal werden wir für einige Tage bleiben, um unsere Updates durchzuführen und ein weiteres Video zu schneiden.

Schau dir das Video an und lass dich in eine andere Welt entführen.

Hier ist der Link zum Video:

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