Skip to content
Abbrechen
image description
AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Schlechte Neuigkeiten

N 59°08’56.3’’ E 011°15’09.8’’
image description

    Datum:
    09.08 2020

    Tag: 07

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Parkplatz: Hinweis auf historische Funde

    Tageskilometer:
    414 km

    Gesamtkilometer:
    1439 inkl. Fähre

    Fahrzeit:
    17 Std. inkl. Fähre

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Meer

    Sonnenaufgang:
    05:15 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:27 Uhr

    Temperatur Tag max:
    27°

    Temperatur Nacht:
    22°

    Aufbruch:
    09:00 Uhr

    Ankunftszeit:
    02:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

Hier geht´s zum Podcast!
Link zur aktuellen Reiseroute 

5:00 Uhr morgen. „Uuuaaahhh“, gähne ich den neuen Tag begrüßend. „Hast du gut geschlafen?“, fragt Tanja halb wach, halb schlafend. „Super. Wenn man bedenkt, dass wir hier am Hafen von Rostock stehen, war die Nacht geradezu unglaublich ruhig.“ „Stimmt war eine gute Campwahl“, antwortet Tanja sich langsam aus der Zudecke schälend.

Nach einem leckeren Müslifrühstück stehen wir bereits um 6:30 Uhr vor einer Schranke, die die Zufahrt ins Innere Hafengelände verwehrt. Erst nachdem wir unsere Ticketnummer und weitere Daten eingegeben haben, öffnet sie sich und wir reihen uns in die Schlange der wartenden Fahrzeuge ein. „Ich gehe mal nach vorne und schau mir die Fähre an“, sage ich zu Tanja. Gut gelaunt laufe ich durch die Reihe der wartenden Wohnmobile, Pkws und Motorräder. Auf dem Weg nach vorne wechsle ich mit dem einen oder anderen ein paar Worte. Die Stimmung ist angenehm, das Wetter bestens und ich freue mich geradezu ungemein, wieder unterwegs sein zu dürfen. „Sie haben ein tolles Fahrzeug“, sagt einer der Wartenden. „Ja, es macht richtig viel Spaß“, antworte ich lachend. „Wenn man die Weltkarte auf ihrem Gefährt ansieht, scheinen sie viel unterwegs zu sein?“ „Oh ja. 2021 werden es 30 Jahre“, antworte ich und erzähle dem Familienvater ein wenig von unserer Großen Reise. Minuten später stehe ich an einer Absperrung. Von hier aus bin ich in der Lage zu beobachten, wie die Fähre ihre Ladung ausspuckt. Fahrzeuge aller Art, mit und ohne Anhänger, Wohnmobile, Motorräder und Lastwägen rauschen an mir vorbei. Die Polizei zieht nach mir nicht erkenntlichen Mustern das eine oder andere Auto heraus. Manche der Fahrer müssen ihr Kraftfahrzeug total entladen. „Na hoffentlich passiert uns das nicht, wenn wir drüben in Schweden ankommen“, geht es mir durch den Kopf. Nachdem die mobile Fracht das Fährschiff verlassen hat, wird die Seil-Absperrung zur Seite gezogen. Schnell spurte ich zu unserer Terra Love und schwinge mich auf den Fahrersitz. „Gehts los?“, fragt Tanja. „Ja“, antworte ich. Dong, Dong, klappert es unter uns, als wir über die große, schwere Laderampe der Fähre fahren. Die Spureinweiser lachen uns an, als sie die Terra sehen. „Willkommen an Bord“, ruft einer und winkt uns auf die äußerste linke Bahn. „Haben sie ihre Handbremse angezogen?“, frage ich den dicht vor uns stehenden Lenker des Transporters, weil es immer wieder vorkommt, dass bei Wellengang Fahrzeuge ineinander knallen. Die Gründe dafür sind, dass die Fahrer vergessen haben, den Gang einzulegen und die Handbremse zu ziehen. „Klar“, antwortet der Mann. „Ich hoffe sie auch?“, fragt er lachend. Wenig später ertönt über die Bordlautsprecher eine Durchsage, dass während der Überfahrt jeder Passagier aus Sicherheitsgründen sein Fahrzeug verlassen muss. Wir steigen aus, nehmen Ajaci an die Leine und gehen die Stufen bis zum Oberdeck hoch. Dort setzen wir uns in einen der Plastikstühle, genießen die Sonne und beobachten, wie die Fähre mit einer Stunde Verspätung den Hafen von Rostock verlässt. Weil während der Überfahrt ein kühler Wind aufkommt, verziehen wir uns ins Innere. Überall werden die Passagiere auf die Corona bedingten Hygienebestimmungen hingewiesen. Manche halten sich daran, manche nicht. Wir sitzen in einer Ecke auf gepolsterten Stühlen. Während Tanja an einer neuen Jacke strickt, lese ich in meinem Wikingerbuch. „Wie meinen die das jetzt?“, wundert sich Tanja. „Was?“, frage ich aus meinem Buch hochblickend. „Ach, mir ist die Strickanleitung nicht ganz klar“, antwortet sie. „Ich gehe mal zu der Frau da vorne. Die strickt auch, vielleicht kann sie mir helfen.“

„Na erfolgreich?“, frage ich, als Tanja 10 Minuten später zurückkommt. „Schlechte Neuigkeiten.“ „Die kennt sich auch nicht aus?“ „Doch schon, aber ich glaube, wir haben ein Problem. Die beiden haben sich wegen der überfüllten Campingplätze in Deutschland spontan entschieden, nach Schweden zu fahren. Sie erzählten mir, dass die Norweger wegen Corona keine Schweden und Reisende, die aus Schweden kommen, in ihr Land lassen“, höre ich, worauf meine super Stimmung in den Keller rauscht. „Was? Das kann nicht sein“, sage ich fassungslos. „Und was machen wir jetzt?“ „Der Mann der Strickkollegin hat auf der Website des Auswärtigen Amtes gelesen, dass es nur eine Chance gibt, von Schweden nach Norwegen einzureisen.“ „Und die wäre?“, frage ich ungeduldig. „Indem wir nach dem Verlassen der Fähre nonstop zur norwegischen Grenze fahren. Das heißt, wenn wir nicht in Schweden übernachten, nur zum Tanken und einer Hunderunde anhalten, gilt das als Transit. An der Grenze müssen wir dann unser Fährticket als Nachweis vorzeigen und sollten so keine Probleme haben.“ „Weiß der Mann, wie weit es bis zur ersten schwedischen norwegischen Grenze von Trelleborg aus ist?“ „Ich glaube, der sprach von 300 bis 400 km.“ „Okay, dann lassen wir uns auf der Fahrt durch Schweden nicht wie geplant fünf Tage Zeit und fahren noch heute nach Norwegen“, sage ich und spüre Erleichterung. „Kein Problem, wir können uns beim Fahren ja ablösen“, meint Tanja zuversichtlich.

Ich blicke aus dem trüben Fenster auf die weite Ostsee und ärgere mich darüber, mich vor unserem Aufbruch nicht genauer über die Grenzbestimmungen informiert zu haben. Weil die Dänen wegen dieser katastrophalen Coronakrise nur noch Reisende in ihr Land lassen, die für mindestens fünf oder sechs Tage eine Unterkunft gebucht haben und wir nicht eine Woche in Dänemark bleiben wollten, nur das wir die Fähre nach Norwegen nehmen dürfen, hatten wir uns entschieden, über Schweden nach Norwegen einzureisen. Wer hätte gedacht, dass die Skandinavier sich gegenseitig aussperren? Obwohl hätte ich ein wenig mehr nachgedacht, kann ich die Norweger verstehen. Schweden mit seinem Sonderweg und Politik der Massenimmunität hat zu hohen Fallzahlen und Todesfällen geführt. „Ich hoffe wirklich, dass uns die Norweger in ihr Land lassen und wir nicht weitere böse Überraschungen auf uns warten“, grüble ich.

Nach 8 ½ Stunden Überfahrt rollen wir aus dem Bauch der Fähre auf schwedischen Boden. Auch hier empfängt uns Sonnenschein und freundliches Zollpersonal. Nach einem kurzen Passportcheck verlassen wir den Hafen von Trelleborg. Nur ein paar Kilometer weiter halten wir an, um uns zu orientieren. Da wir keine schwedische Handykarte besitzen, ist es mir nicht möglich, die Landkarte aufzurufen, um zur norwegischen Grenze zu navigieren. „Darf man hier Parken?“, fragt mich ein Wohnmobilfahrer. „Keine Ahnung“, wir stehen hier nur ein paar Minuten und fahren gleich weiter. Woher kommen sie?“, möchte ich wissen. „Wir sind Schweden und wohnen in Göteborg.“ Oh, dann wissen sie doch sicherlich, wie der nächst liegende Grenzübergang nach Norwegen heißt und wie weit der von hier weg ist?“ „Die Grenze ist bei Swinesund und ca. 600 Kilometer von hier entfernt. Denke, dass sie mit ihrem tollen Expeditionsfahrzeug 7 bis 8 Stunden benötigen.“ „Wow, das ist weiter, als wir dachten. Damit die Norweger uns in ihr Land lassen, müssen wir da heute noch hin“, antworte ich. „Ja ich weiß, wir hätten dieses Jahr auch sehr gerne in Norwegen Urlaub gemacht, aber die lassen uns nicht rein. Ein Grund, warum wir Urlaub im eigenen Land machen.“ „Schweden ist doch auch sehr schön. Denke, wir reisen von Nordnorwegen über Schweden zurück nach Deutschland“, sage ich und verabschiede mich. „Gute Fahrt!“, ruft uns der Schwede hinterher.

„Schade, dass wir jetzt so schnell durch Schweden fahren müssen. Hätte mir gern mehr Zeit gelassen, um erst mal in Skandinavien anzukommen“, meine ich. „Wenn ich die Strickkollegin auf der Fähre nicht angesprochen hätte, hättest Du alle Zeit der Welt hier anzukommen. Dann wären wir nicht über die Grenze gekommen“, antwortet Tanja. „Ha, ha, ha, da hast du recht. Schon irre, wo einem das Leben so hin spült und wie schnell sich Dinge verändern können. Bin sehr froh, dass die Strickanleitung so schwer zu verstehen war.“

Die liebliche Landschaft mit seinen grünen Hügeln und teils abgeernteten Feldern gleitet an uns vorbei. Windmühlen tauchen auf und erinnern an eine andere Zeit. Auf der weiteren Fahrt werde ich hundemüde, weswegen sich Tanja hinters Steuer klemmt und einen Großteil der Strecke fährt. Um ca. 1:30 Uhr nachts erreichen wir die schwedische Grenze und überqueren die Sinesund Brücke die Schweden und Norwegen verbindet. Unter uns in der Finsternis der Nacht liegt der gleichnamige Fjord. „Vielleicht gibt es gar keine Grenzkontrolle? Könnte doch sein, dass die Beamten um diese Zeit alle schlafen?“, überlege ich, als vor uns plötzlich große Gebäude auftauchen. „Sieht irgendwie unheimlich aus“, meine ich da weit und breit kein einziges Fahrzeug, geschweige denn Menschen zu sehen sind.

Wegen Ajaci dürfen wir nicht einfach so die Grenze passieren, sondern müssen ihn beim Zoll anmelden. Wir finden das richtige Gebäude. Ein junger Beamter sitzt hinter einer Plexiglasscheibe und begrüßt uns freundlich. Wir reichen ihm unsere Pässe und die Impfpapiere von Ajaci. Im Hundeimpfpass muss eine Bandwurmimpfung eingetragen sein. Sie muss mindesten 24 Stunden vor der Einreise nach Norwegen verabreicht werden und darf nicht älter als 120 Stunden sein. „Ich wünsche ihnen einen guten Aufenthalt“, sagt der Uniformierte lächelnd und gibt uns die Pässe zurück. „Sind wir jetzt fertig?“, fragen wir ein wenig verwirrt, da er sich nicht nach unserem Fährticket erkundigt. „Ja, sie dürfen einreisen.“ „Stimmt es, dass man nur nach Norwegen einreisen darf, wenn man sich auf dem direkten Weg von der Fähre zu Grenze begibt?“, frage ich. „Kann ich ihnen nicht sagen. Das ist Sache der Polizei und sie sind hier beim Zoll“, erklärt er, worauf wir uns verabschieden, in die Terra einsteigen und das Weite suchen. „Also kommt die Polizeikontrolle noch“, stelle ich fest, als wir langsam an den Gebäuden vorbeifahren und darauf warten, dass uns ein Polizist aufhält. Jedoch bleibt das Gelände menschenleer und eh wir uns versehen sind wir unkontrolliert in Norwegen. „Yippie!“, rufe ich freudig und hellwach. Tanja und ich geben uns High five. „Willkommen Norwegen“, ruft Tanja erleichtert.

Ein paar Kilometer hinter der Grenze steuern wir morgens um 2:00 Uhr einen verlassenen Parkplatz an. Sofort krabbeln wir in unser Bett und fallen in einen tiefen Schlaf…

 

This site is registered on wpml.org as a development site.